Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
etwas, womit du nicht einverstanden warst,
denn sonst hättest du ja keine blauen Flecken. Weil du nichts von ihm willst,
hat er dich dazu gezwungen. Richtig? Er hat dich an den Handgelenken gepackt.
Was sonst noch? Dein Hals ist auch ganz wund. Hast du noch weitere
Verletzungen? Was hat der Schweinekerl mit dir gemacht? Wenn man sich anschaut,
mit welchen Schlampen er ins Bett geht, hat er bestimmt alle möglichen
Krankheiten ...«
    »So weit ist es nicht gekommen.«
    »Wie weit ist es denn gekommen? Was hat er
getan?« Lucy wird nicht lockerlassen, bis sie ihre Antwort hat.
    »Er war betrunken«, beginnt
Scarpetta. »Und inzwischen wissen wir, dass er vermutlich unter dem Einfluss
eines Testosteron-Präparats steht, das ihn, abhängig von der Dosis, aggressiv
machen könnte. Das Konzept, dass weniger oft mehr sein kann, ist ihm sowieso
völlig fremd. Er übertreibt es immer und kennt nur Extreme. Was seinen
Alkohol- und Zigarettenkonsum der letzten Wochen angeht, hast du völlig recht.
Mit Grenzen hatte er schon immer Schwierigkeiten. Inzwischen existieren sie für
ihn offenbar nicht mehr. Tja, vermutlich musste es irgendwann mal passieren.«
    »Es musste mal passieren? Soll
das etwa heißen, dass du einen sexuellen Übergriff auf dich als das
zwangsläufige Ergebnis eurer jahrelangen Freundschaft betrachtest?«
    »So habe ich ihn noch nie
erlebt. Er war wie ein Fremder. Aggressiv, wütend und völlig außer sich.
Vielleicht sollten wir uns eher Sorgen um ihn machen als um mich.«
    »Fang bloß nicht so an.«
    »Bitte versteh mich doch.«
    »Vielleicht verstehe ich es ja
besser, wenn du mir genau schilderst, was er getan hat.« Lucys Stimme klingt
tonlos. Im Moment ist ihr alles zuzutrauen. »Was ist passiert? Je mehr du herumdruckst,
desto stärker wird mein Bedürfnis, ihn zu bestrafen und dafür zu sorgen, dass
er seine Quittung kriegt. Inzwischen soll test du mich
gut genug kennen, um mich ernst zu nehmen, Tante Kay.«
    »Er ist bis zu einem gewissen Punkt gegangen und hat dann zu weinen
angefangen«, sagt Scarpetta.
    »Was meinst du mit einem
gewissen Punkt?“
    »Ich kann nicht darüber reden.«
    »Wirklich? Und wenn du die
Polizei gerufen hättest? Die hätte Einzelheiten von dir hören wollen. Du weißt
doch, wie es läuft. Erst wird eine Frau vergewaltigt, und dann wird sie zum
zweiten Mal missbraucht, nämlich wenn ein Polizist sich die Tat ausmalt und
sich dabei heimlich einen runterholt. Es gibt Perverse, die, immer auf der Suche
nach einem Vergewaltigungsfall und spannenden Details, von Gerichtssaal zu
Gerichtssaal pilgern.«
    »Warum steigerst du dich so in
dieses Thema hinein? Das hat doch nichts mit mir zu tun.«
    »Was, glaubst du, wäre
geschehen, wenn du die Polizei verständigt und Marino wegen sexueller Nötigung
angezeigt hättest? Du hättest auf jeden Fall vor Gericht gemusst, eine
Sensation für alle Schaulustigen, die sich gebannt den Tathergang angehört und
sich alles genüsslich vorgestellt hätten. Du wärst in aller Öffentlichkeit
nackt ausgezogen, als Sexualobjekt betrachtet und zum zweiten Mal gedemütigt
worden. Die große Dr. Kay Scarpetta, hüllenlos und als Opfer, damit alle ihren
Spaß daran haben.«
    »So weit ist es nicht gekommen.«
    »Wirklich? Knöpf mal die Bluse
auf. Was versteckst du? Ich habe die Schürfwunden an deinem Hals schon
gesehen.« Lucy will den obersten Knopf von Scarpettas Bluse öffnen.
    Scarpetta stößt ihre Hand weg.
»Du bist keine forensische Krankenschwester. Außerdem habe ich jetzt genug.
Pass auf, dass ich nicht wütend werde.«
    Inzwischen kann Lucy ihren Zorn
kaum noch zügeln. Sie spürt ihn in ihrem Herzen und in Händen und Füßen. »Ich
kümmere mich darum«, sagt sie.
    »Ich möchte aber nicht, dass du
dich darum kümmerst. Offenbar bist du bereits in sein Haus eingebrochen und
hast es durchsucht.
    Ich weiß, wie du solche Dinge
angehst, und möchte die Angelegenheit lieber selbst erledigen. Außerdem hätte
mir eine Auseinandersetzung zwischen euch beiden gerade noch gefehlt.«
    »Was hat er getan? Was hat
dieser besoffene, verblödete Schweinehund mit dir angestellt?«
    Scarpetta schweigt.
    »Er hat die Proll-Schlampe, mit
der er geht, durch deine Praxis geführt. Benton und ich haben jede Sekunde
beobachtet und konnten deutlich sehen, dass er im Autopsiesaal einen Ständer
hatte. Kein Wunder. Der Kerl ist eine wandelnde Erektion, vollgepumpt mit
irgendwelchen Hormonen, damit er bei diesem blöden Miststück, das nicht einmal
halb so

Weitere Kostenlose Bücher