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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gewählten
Leichenbeschauern, da wir zumeist weder Ärzte sind noch über eine
kriminaltechnische Vorbildung verfügen. Deshalb musste ich davon ausgehen, dass
Sie mir ablehnend gegenüberstehen, als Sie Ihre Praxis hier eröffnet haben.«
    »Offenbar sind wir beide unseren
Vorurteilen aufgesessen.« Sie will ihm nichts unterstellen - oder wenigstens
den Schein wahren.
    »In Charleston wird manchmal
recht viel geklatscht.« Hollings erinnert Scarpetta an eine Arbeit des
Bürgerkriegs-Fotografen Matthew Brady, wie er so aufrecht, die Beine
übereinandergeschlagen und die Hände im Schoß verschränkt, dasitzt. »Es gibt in
unserer Stadt einige engstirnige Menschen und Kleingeister«, fügt er hinzu.
    »Beruflich werden wir beide
sicher miteinander zurechtkommen.« Scarpettas Zweifel haben sich noch nicht
gelegt.
    »Kennen Sie eigentlich Ihre
Nachbarin Mrs. Grimball?«
    »Ich sehe sie nur, wenn sie aus
dem Fenster schaut, um mir nachzuspionieren.«
    »Wie es scheint, hat sie sich
darüber mokiert, dass ein Leichenwagen in der Gasse hinter Ihrem Haus stand.
Sogar zweimal.«
    »Ich weiß nur von einem Mal.«
Scarpetta hat keine Ahnung, wann das zweite Mal gewesen sein soll. »Lucious
Meddick. Meine Adresse ist auf geheimnisvolle Weise verwechselt worden. Hoffentlich
hat sich das inzwischen aufgeklärt.«
    »Mrs. Grimball hat sich bei
Leuten beschwert, die Ihnen eine Menge Schwierigkeiten hätten machen können.
Man hat sich deswegen an mich gewandt, und ich habe die Wogen geglättet. Ich
sagte, ich sei sicher, dass Sie sich keine Leichen ins Haus liefern lassen.
Bestimmt liege da ein Missverständnis vor.«
    »Hätten Sie mir das auch
erzählt, wenn ich Sie nicht zufällig angerufen hätte?«
    »Warum hätte ich Sie in dieser
Situation in Schutz nehmen sollen, wenn ich Ihnen ans Leder wollte?“
    »Keine Ahnung.«
    »Zufällig bin ich Verfechter der
Auffassung, dass der Tod und das Leid auf dieser Welt für alle reichen, auch
wenn nicht jeder diese Meinung teilt«, erwidert er. »In ganz South Carolina
gibt es kein Bestattungsinstitut, das mir nicht gern die Kundschaft abspenstig
machen würde. Lucious Meddick gehört auch dazu. Ich kaufe ihm keine Minute lang
ab, dass er Ihre Privatadresse mit der Ihrer Praxis verwechselt hat, ganz
gleich, was er irgendwo gelesen haben will.«
    »Weshalb sollte er mir schaden
wollen? Ich kenne den Mann doch gar nicht.«
    »Da haben Sie Ihre Antwort! Sie
sind für ihn keine Einkommensquelle, weil Sie, wie ich vermute, nichts tun, um
ihm zu Aufträgen zu verhelfen«, antwortet Hollings.
    »Bin ich etwa eine
Vermittlungsagentur?«
    »Wenn Sie gestatten, werde ich
eine E-Mail an sämtliche Leichenbeschauer, Bestatter und
Leichentransportunternehmen schicken, um sicherzugehen, dass sie alle Ihre
richtige Adresse haben.«
    »Das ist nicht nötig. Ich
erledige das selbst.« Je netter er zu ihr ist, desto mehr misstraut sie ihm.
    »Offen gestanden ist es besser,
wenn die Information von mir kommt. So sieht man, dass wir beide
zusammenarbeiten. Sind Sie nicht deshalb hier?«
    »Gianni Lupano«, sagt sie.
    Er sieht sie irritiert an.
    »Drew Martins Tennistrainer.«
    »Sicher wissen Sie, dass ich für
den Fall Drew Martin nicht zuständig bin und auch nicht mehr darüber weiß als
das, was in den Nachrichten kam«, erwidert Hollings.
    »Er hat Ihrem
Beerdigungsinstitut mindestens einen Besuch abgestattet.«
    »Wenn er hier gewesen wäre, um
Fragen über Drew Martin zu stellen, müsste ich ganz sicher davon wissen.«
    »Irgendeinen Grund wird sein
Besuch bestimmt gehabt haben.«
    »Dürfte ich erfahren, woher Sie
so sicher sind, dass das stimmt? Vielleicht haben Sie ja ein Gerücht
aufgeschnappt, das ich noch nicht kenne.«
    »Zumindest war er eindeutig auf
Ihrem Parkplatz«, entgegnet sie.
    »Ich verstehe.« Er nickt.
»Wahrscheinlich hat die Polizei oder sonst jemand das Navigationssystem in
seinem Auto überprüft und ist dabei auf meine Adresse gestoßen. Und das
wiederum macht mich neugierig, ob er womöglich unter Mordverdacht steht.«
    »Wahrscheinlich hält man es für
notwendig, alle zu befragen, die mit ihr in Kontakt standen. Außerdem haben Sie
gerade sein Auto erwähnt. Woher wissen Sie eigentlich, dass er in Charleston
ein Auto hat?«
    »Schließlich besitzt er eine
Wohnung in der Stadt«, antwortet er.
    »Die meisten - einschließlich
seiner unmittelbaren Nachbarn - ahnen nichts davon. Woher sind Sie bloß so gut
informiert?«
    »Wir haben ein Gästebuch«, sagt
er. »Es liegt auf

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