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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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einem Pult in der Kapelle aus, damit die Teilnehmer an einer
Totenwache oder Trauerfeier sich eintragen können. Er könnte Gast bei einer
Beerdigung gewesen sein. Werfen Sie ruhig einen Blick in das Buch, beziehungsweise
die Bücher, falls Sie sich auch für die vergangenen Jahre interessieren.«
    »Die letzten beiden Jahre würden
mir genügen«, erwidert sie.
     
    Der Holzstuhl im
Vernehmungszimmer ist mit Handschellen und Fußeisen ausgestattet.
    Madelisa Dooley fragt sich, ob
sie wohl bald in diesem Raum landen wird. Schließlich hat sie gelogen.
    »Hauptsächlich Drogendelikte,
aber wir haben hier mit allem Möglichen zu tun«, verkündet Turkington,
Ermittler in Strafsachen, als Madelisa und Ashley ihm einen Flur entlang
folgen, von dem eine Folterkammer nach der anderen abgeht. Sie befinden sich in
der südlichen Niederlassung des Büros des Sheriffs von Beaufort County. »Zum
Beispiel mit Einbrüchen, Raubüberfällen und Morden.«
    Das Gebäude ist größer, als
Madelisa gedacht hat. Nie hätte sie damit gerechnet, dass auf Hilton Head so
viele Verbrechen geschehen. Doch wenn man Turkington glauben kann, werden
südlich des Broad River genügend Straftaten verübt, um sechzig vereidigte
Polizeibeamte, einschließlich acht Ermittlern, rund um die Uhr auf Trab zu
halten.
    »Im letzten Jahr«, erzählt er
stolz, »haben wir mehr als sechshundert Schwerverbrechen bearbeitet.«
    Madelisa fragt sich, wie oft
wohl Delikte wie Hausfriedensbruch und Falschaussage dabei waren.
    »Das ist ja schrecklich«, meint
sie mit zitternder Stimme. »Wir dachten, hier wäre es so sicher, dass man nicht
einmal seine Tür abschließen müsste.«
    Turkington führt sie in ein
Konferenzzimmer. »Sie würden sich wundern, wie viele Leute denken, gegen
Verbrechen gefeit zu sein, nur weil sie reich sind.«
    Madelisa fühlt sich
geschmeichelt, weil er sie und Ashley offenbar für reich hält. Das passiert
ihr zum ersten Mal, und einen Moment freut sie sich darüber, bis ihr wieder
einfällt, warum sie eigentlich hier sind. Jeden Augenblick wird dieser junge
Mann, der einen schicken Anzug mit Krawatte trägt, die Wahrheit über die finanzielle
Lage von Mr. und Mrs. Ashley Dooley herausfinden. Wenn er erst weiß, in welchem
gesichtslosen Viertel im Norden von Charleston sie ein billiges Haus - so weit
hinter Bäumen verborgen, dass das Meer nur zu erahnen ist - gemietet haben,
wird er eins und eins zusammenzählen.
    »Bitte nehmen Sie Platz.« Er
rückt Madelisa einen Stuhl zurecht.
    »Sie haben sicher recht«, sagt
sie. »Geld macht weder glücklich, noch sorgt es dafür, dass die Menschen sich
vertragen.« Als ob sie da mitreden könnte!
    »Sie haben da aber einen tollen
Camcorder«, wendet Turkington sich an Ashley. »Wie viel mussten Sie denn dafür
hinblättern? Mindestens einen Tausender.« Mit einer Geste fordert er Ashley
auf, ihm das Gerät zu reichen.
    »Warum wollen Sie ihn unbedingt
hierbehalten«, protestiert dieser. »Sie können sich die Aufnahmen doch schnell
anschauen.«
    »Was ich noch immer nicht ganz
begreife« - Turkington fixiert Madelisa mit hellen Augen -, »ist, warum Sie
überhaupt zu dem Haus gegangen sind. Sie sind einfach aufs Grundstück spaziert,
obwohl da ein Schild mit der Aufschrift Betreten verboten steht.«
    »Sie hat den Besitzer gesucht«,
erwidert Ashley mit Blick auf seinen Camcorder, der auf dem Tisch liegt.
    »Mr. Dooley, bitte lassen Sie
ihre Frau antworten. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Sie kein Zeuge,
sondern haben am Strand gewartet, während sie sich im Haus umsah.«
    »Warum müssen Sie ihn
hierbehalten?« Ashleys Gedanken kreisen unverrückbar weiter um seinen
Camcorder, während Madelisa die Sorge um den Basset nicht loswird, der allein
im Auto sitzt.
    Sie hat die Fenster einen Spalt
offen gelassen, damit er Luft bekommt. Zum Glück ist es heute nicht sehr heiß. Oh, bitte, lass
ihn nicht bellen. Sie
hat sich bereits in den Hund verliebt. Der arme Kleine. Was mag er bloß alles
durchgemacht haben? Sie erinnert sich an das klebrige Blut an seinem Fell. Den
Hund darf sie auf keinen Fall erwähnen, obwohl die Absicht, seinen Besitzer zu
finden, eine glaubhafte Erklärung dafür wäre, warum sie das Haus betreten hat.
Wenn die Polizei von der Existenz des bedauernswerten Welpen erfährt, wird man
ihn ihr wegnehmen, ihn ins Tierheim bringen und ihn irgendwann einschläfern.
Genau wie Frisbee.
    »Sie haben also den Besitzer des
Hauses gesucht. Das haben Sie jetzt schon öfter

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