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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gesagt, allerdings ohne uns den
Grund zu verraten.« Wieder richtet Turkington seine hellen Augen auf Madelisa.
Sein Stift liegt auf dem Block, wo er sich ihre Lügen notiert.
    »Es ist so ein wunderschönes
Haus«, erwidert sie. »Ich wollte, dass Ashley es filmt, aber er fand, dass wir
zuerst die Erlaubnis einholen sollten. Also habe ich die Bewohner zuerst am
Pool gesucht und dann drinnen nachgesehen, ob jemand zu Hause ist.«
    »Um diese Jahreszeit wohnt dort
oben kaum jemand. Viele dieser großen Anwesen sind Zweit- oder Dritthäuser
sehr reicher Leute, die sie nicht weitervermieten. Außerdem haben wir momentan
keine Saison.«
    »Richtig«, stimmt sie zu.
    »Aber dennoch haben Sie
angenommen, dass jemand da sein muss, und zwar weil etwas auf dem Grill lag?“
    »Genau.«
    »Wie konnten Sie das vom Strand
aus feststellen?“
    »Es hat gequalmt.«
    »Sie haben also Rauch gesehen
und vielleicht auch Grillgeruch wahrgenommen.« Er schreibt es auf. »Stimmt.“
    »Was war es?“
    »Was war was?“
    »Was lag auf dem Grill?«
    »Fleisch. Schwein vielleicht.
Oder möglicherweise ein großes Steak.«
    »Und da haben Sie einfach
eigenmächtig entschieden, so mir nichts, dir nichts ins Haus zu spazieren.« Er
macht sich weitere Notizen. Schließlich bleibt der Stift in der Luft stehen.
Er blickt sie an. »Wissen Sie, genau das ist der Teil Ihrer Aussage, der mir
einfach nicht in den Kopf will.«
    Dafür eine plausible Erklärung
zu finden hat Madelisa ziemlich viel Mühe gekostet. Sie hat sich wirklich lange
das Hirn nach einer möglichst glaubwürdigen Geschichte zermartert.
    »Wie ich Ihnen schon am Telefon
erzählt habe«, antwortet sie, »habe ich den Besitzer gesucht und dann
angefangen, mir Sorgen zu machen. Ich habe mir gedacht, dass der Bewohner
vielleicht schon alt ist und vielleicht einen Herzinfarkt hatte. Warum sonst
sollte jemand Fleisch auf den Grill legen und dann verschwinden? Also habe ich
immer weiter gerufen und gefragt, ob jemand zu Hause ist. Und da habe ich
gemerkt, dass die Tür zur Waschküche offen war.«
    »Sie meinen, nicht
abgeschlossen.«
    »Richtig.«
    »Die Tür neben dem Fenster, wo
Ihrer Aussage nach eine Scheibe fehlte und eine andere zerbrochen war?«, hakt
Turkington nach und notiert es.
    »Also bin ich reingegangen.
Wahrscheinlich hätte ich das besser nicht tun sollen. Aber was ist, wenn der
reiche alte Besitzer des Hauses einen Schlaganfall hatte und hilflos auf dem
Boden liegt?, habe ich mir gedacht.«
    »Manchmal muss man im Leben eben
Entscheidungen treffen«, mischt sich Ashley ein. Sein Blick wandert unstet
zwischen Turkington und seinem Camcorder hin und her. »Und wenn man nicht
reingeht und später in der Zeitung liest, dass jemand tatsächlich Hilfe
gebraucht hätte, macht man sich ewig Vorwürfe.«
    »Haben Sie das Haus gefilmt,
Sir?«
    »Während ich auf Madelisa
gewartet habe, habe ich ein paar Delphine aufgenommen.«
    »Ich fragte, ob Sie das Haus
gefilmt haben.«
    »Lassen Sie mich überlegen. Ganz
kurz vielleicht. Aber schon früher. Mit Madelisa davor. Doch ich hätte die
Bilder ohne Erlaubnis niemandem gezeigt.«
    »Ich verstehe. Sie wollten also
um Erlaubnis fragen, um das Haus zu filmen, haben es aber trotzdem getan, ohne
auf besagte Erlaubnis zu warten.«
    »Und als diese Erlaubnis nicht
kam, habe ich die Aufnahmen wieder gelöscht«, ergänzt Ashley.
    »Wirklich?« Turkington mustert
ihn argwöhnisch. »Ihre Frau rennt aus dem Haus, panisch, weil dort vielleicht
jemand ermordet worden ist - und Sie haben noch die Geistesgegenwart, einen
Teil Ihres Films zu löschen, weil Ihnen die Genehmigung des Mordopfers fehlt?«
    »Ich weiß, dass das seltsam
klingt«, meint Madelisa. »Aber das spielt doch keine Rolle. Jedenfalls habe ich
nichts Böses getan.«
    »Als Madelisa völlig verstört
zurückgekehrt ist, wollte ich sofort die Polizei anrufen. Allerdings hatte
keiner von uns beiden sein Telefon dabei.«
    »Und Sie sind nicht auf den
Gedanken gekommen, das im Haus zu benutzen?«
    »Nicht nach dem, was ich dort
gesehen habe!«, ruft Madelisa. »Er war nämlich bestimmt noch dort.«
    »Er?«
    »Es war nur so ein scheußliches
Gefühl. Noch nie habe ich solche Angst gehabt. Sie glauben doch nicht im Ernst,
dass ich nach diesem Erlebnis noch eine Minute länger im Haus geblieben wäre,
um zu telefonieren. Schließlich hatte ich den Eindruck, dass mich jemand
beobachtet.« Sie kramt ein Taschentuch aus ihrer Handtasche.
    »Also sind wir ganz schnell
zurück in unsere

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