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TotenEngel

TotenEngel

Titel: TotenEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Fischer
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schon immer so hieß, wo er zum Zeitpunkt der Morde war. Seit wann er Van der Meer kennt und wie ihre Verbindung ist. Aber geh so vor, dass er nichts davon merkt.«
    »Denkst du, er ist unser Mann?«
    »Das sollst du herausfinden, und zwar möglichst, bevor der Ayatollah mit seiner Sonderkommission das zarte Gras niedertrampelt. Ich nehme an, dass Kornelis Jacobszoon nicht sein richtiger Name ist, und das Alter könnte zutreffen. Während wir weg waren, hat er offenbar versucht, mich zu erreichen, und nach dem Artikel im NRC Handelsblad wusste er auch, wo wir waren.«
    »An der Quelle des Yangtse«, meinte Gallo.
    »Außerdem brauche ich eine einstweilige Verfügung, die jede Form der Euthanasie an Muriel Brautigam verbietet«, fuhr der Commissaris fort, »von wem auch immer.«
    »Wer ist Muriel Brautigam?«
    »Die junge ALS -Patientin in der Sterbeklinik von Doktor van der Meer. Sein think tank hat der Euthanasie bereits zugestimmt, aber damit sie durchgeführt werden könnte, müsste die Frau verlegt werden, denn in seiner Klinik darf Van der Meer ja keineSterbehilfe mehr leisten. Wir müssen jemanden finden, der die Verlegung untersagt, und gleichzeitig dafür sorgen, dass jeder, der mit dem Fall befasst ist, davon erfährt.«
    Gallo schwieg einen Moment, dann seufzte er. »Du willst sie als Lockvogel benutzen«, stellte er fest. »Aber das Datum …«
    »Wenn es ihm ernst ist – und wenn Doktor Menardi recht hat –, wird er eine Ausnahme machen«, sagte Van Leeuwen, »das muss er einfach. Sie leidet entsetzlich. Sie wünscht sich mehr als alles andere den Tod. Sie hat ihn verdient.«
    »Nur, wenn es nicht Jacobszoon ist … Bist du sicher, dass der Mörder über ihr Schicksal Bescheid weiß?«
    »Er weiß es. Wenn er es nicht ist, findet der Täter sich entweder in Jacobszoons Redaktionsteam, in Van der Meers think tank oder unter den Mitarbeitern der Klinik.«
    »Damit sagst du ihm aber auch, dass wir Bescheid wissen.«
    »Nein, wir bleiben im Hintergrund. Du musst jemand finden, der als Strohmann fungiert. Versuch es mal mit Oskar Manhijmer, dem Anwalt, er hat bei mir was gutzumachen. Hauptsache, es geht schnell. Und sorg dafür, dass einer unserer Leute in der Klinik ist, als Pfleger verkleidet, der die Brautigam unauffällig im Auge behält.«
    »Aber was wird dann aus ihr? Wenn sie so sehr leidet …«
    Van Leeuwen betrachtete den Dielenboden unter seinen Füßen, ob er sich auftat, um ihn zu verschlingen. Das tat er nicht; überhaupt nichts geschah. »Sie bekommt Schmerzmittel«, erwiderte er knapp. Er legte auf, schlüpfte in den Trenchcoat und griff nach einem Schirm, denn er konnte Regen gegen die Fensterscheiben schlagen hören. Es war der rote Schirm mit dem rosa-beigen Paisleymuster, den Simone am liebsten gemocht hatte.
    Der Regen nahm zu, während er zum Europarking ging, und er dachte, dass es ein Fehler gewesen war, sich so spät noch zu verabreden. Das Parkhaus gegenüber dem Hoofdbureau wirkte in der kalten Nässe verwaist und abweisend. Der Asphalt glänzte schwarz wie ein See aus Teer. Im Parkhaus nahm Van Leeuwen den Lift nach ganz oben. Das Deck erstreckte sich menschenleer im schwachenSchein der blassen Neonröhren. Auf den Stellplätzen standen nur noch wenige Wagen. Der Regen fiel mit einem harten Rauschen, und von Nordosten her wehte der Wind scharf über die Geländer der Außenwand und fing sich jammernd in den Auffahrtsspiralen. Hinter dem Regenschleier funkelten die Lichter der Stadt. Es war 21.17 Uhr, und der Mann, der sich Peer Stoker genannt hatte, war noch nirgendwo zu sehen.
    Der Commissaris legte den Schirm mit dem rosa-beigen Paisleymuster zusammengefaltet auf den Kofferraum des Alfa. Ihm fiel ein, dass der Motor bei diesem Wetter vielleicht nicht anspringen könnte; er hatte den Wagen seit einer Weile schon nicht mehr gefahren. Er sperrte die Fahrertür auf, setzte sich hinter das Steuer und schob den Schlüssel ins Zündschloss. Er versuchte zu starten. Der Anlasser surrte, aber nichts geschah. Er versuchte es noch einmal, und wieder passierte nichts, nur ein Klicken und ein kurzes, röchelndes Husten unter der Motorhaube. Van Leeuwen sah auf die Uhr; jetzt war es schon kurz vor halb zehn.
    Er zog den Hebel für die Motorhaube, stieg wieder aus und klappte die Haube hoch. Er beugte sich über den Motor, aber er konnte einfach nichts erkennen, weder beim Vergaser noch bei den Zündkerzen. Kein loses Kabel, kein herausgerutschter Stecker. Im Handschuhfach lag eine

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