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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Fresse halten, Gießkanne.«
    Die Anweisung wird ohne Widerrede befolgt. Offenbar kommt man hier mit bündig formulierten Befehlen am weitesten. Fernando fährt fort: »Wir müssen klären, wann und wie diese Leiche in das Osterfeuer gekommen ist. Dazu brauche ich eure Hilfe.«
    »Wir waren das nicht!«, ruft Robert entrüstet.
    »Nee, das is doch wohl klah«, bekräftigt Sebastian Koch, das Narbengesicht, mit deutlichem Zungenschlag und rülpst zur Bekräftigung.
    »Basti, du Sau«, rügt ihn Wanda, und Fernando fragt sich, ob es nicht klüger wäre, die ganze Bande morgen, wenn alle wieder einigermaßen nüchtern sind, auf die Direktion zu bestellen. Er ballt die Fäuste unter dem Tisch und nimmt einen neuen Anlauf: »Ihr von der Landjugend organisiert also das Osterfeuer …«
    »Ja. Den Bierausschank, die Würste, die Steaks. Und natürlich das Feuer«, erklärt Matthias Kolbe alias Matze stolz. »Wir hängen Plakate auf, auf denen steht, wann die Leute ihr Brenngut an die Straße legen sollen.«
    »Gebündelt aber, wenn ich bitten darf!«, krakeelt Jan.
    »Wann habt ihr also das Brenngut aufgesammelt?«
    »Seit Donnerstag«, antwortet einer mit breitem Kreuz und Bürstenhaarschnitt, dessen Namen Fernando mit Torsten Gutensohn notiert hat.
    »Und wie macht ihr das?«
    »Mit’m Trecker«, grölen Robert und Sebastian im Chor und geben sich daraufhin High Five.
    Sebastian Koch fügt hinzu: »Mit’m ollen Fendt von mei’m Vadder!«
    Erneut schaltet sich Wanda ein: »Es läuft so: Man legt seine Gartenabfälle an den Straßenrand, und die Jungs holen sie ab, werfen sie auf den Hänger und karren sie hier rauf aufs Feld. Das geht über mehrere Tage, die letzte Fuhre war am Samstag – stimmt doch, oder?«
    Matze nickt: »Viele Leute fahren ihr Brenngut aber auch selber mit dem Hänger hier rauf. Dann müssen sie es nicht bündeln.«
    »Ja. Und dann schmeißen sie allen möglichen Dreck dazu!«, beklagt sich Sebastian.
    »Leichen und so was«, kichert Maren.
    »Aber ’ne Leiche wär’ uns schon aufgefallen, Herr Kommissar«, versichert Robert treuherzig, legt den Kopf zurück und schüttet sich den Rest seiner Bierflasche in den Verdauungstrakt.
    »Wie geht das genau vor sich? Kommt das Zeug immer oben drauf auf den Haufen?« Fernando, der in Linden-Mitte aufgewachsen ist, hat wenig Ahnung von ländlichen Gebräuchen.
    »Nein, es wird erst am Samstag mit dem Trecker und der Gabel zu einem großen Haufen aufgeschichtet«, erklärt Wanda.
    »Das macht mein Vadder«, ruft Sebastian dazwischen.
    Und Matze ergänzt: »Dabei wird auch gleich aussortiert, was nicht hineingehört. Die Leute laden ja alles Mögliche ab: Autoreifen und alte Möbel und so was. Der Ortsbrandmeister kommt vorbei und kontrolliert das. Ich bin übrigens auch bei der Feuerwehr«, verkündet er stolz.
    »Ich auch«, sagt Robert.
    »Und ich und der Jan auch«, meldet sich Sebastian voller Stolz. Er steht auf, schwankt. »Ich hol mal Nachschub. Auch ’n Bierchen, der Herr Kommissar?«
    Fernando verneint. Er hätte gerne eine Cola, hat aber die Befürchtung, sich damit zum Gegenstand des Gespötts zu machen.
    Robert nuschelt: »Der Willem kontrolliert das vorher. Sonst heiß es hinnerher, wenn’s ’n büschen stinkt, wir hätten Autoreifen verbrannt oder so was.«
    »Dieser Willem ist der Ortsbrandmeister?«, hakt Fernando nach.
    »Ja, schon seit zwanzig Jahren!«, sagt Matze, offenbar entsetzt über die Wissenslücken des Kommissars.
    »Wilhelm Lenthe«, souffliert Wanda.
    Fernando notiert sich den Namen und fragt weiter: »Wann am Samstag war der Haufen denn nun fertig aufgeschichtet?«
    »Am Nachmittag, so gegen vier«, antwortet Matze. »Danach ist noch Kalle gekommen mit ’ner Fuhre Strohballen. Die werden rundrum gelegt, die brennen wie Zunder.«
    »Wer ist Kalle?«
    »Karl Koch. Der ältere Bruder von Sebastian. Die Kochs liefern immer das Stroh zum Anfeuern«, erklärt Wanda, offenbar bestens vertraut mit den Abläufen. Inzwischen ist Fernando froh, dass sie dabei ist.
    »Der Kalle hat ja auch die Leiche aufgegabelt«, kichert Sebastian, der gerade acht Gilde auf den Tisch knallt. Die Jugendlichen stürzen sich darauf wie Piranhas auf einen nackt badenden Missionar.
    »Wann war er damit fertig?«
    »So um fünf etwa.«
    »Und von da an habt ihr den Haufen also bewacht?«
    »Nein, guter Mann, wo denkst du hin?«, protestiert Robert, und alle lachen. »Dann haben wir erst mal Bier und geistige Getränke geholt – für die

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