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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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meine Cousinen alles.«
    Nur zu gern verschwindet Fernando in der Küche, aber als er an den Resten der Lammkeule herumsäbelt, hört er Esmeralda krächzen: »Warum ist er eigentlich noch nicht verheiratet, stimmt was nicht mit ihm?«

Ostermontag
    Ein grausiger Fund hat den Bürgern der Gemeinde Wennigsen im Ortsteil Holtensen am Sonntagabend die fröhliche Osterstimmung verdorben. Als ein Treckerfahrer das traditionelle Osterfeuer umschürte, kam ein menschlicher Leichnam zutage. Augenzeugen berichten von einem schrecklichen Anblick …
    »Ja, ja, grausig, schrecklich, furchtbar«, murmelt Bodo Völxen vor sich hin. Er sitzt in seinem gestreiften Bademantel im Sessel und schaut sich die Lokalnachrichten auf Leine- TV an. »Aber wenigstens zur Abwechslung mal nicht supi oder mega.«
    »Das ist der Horror, dass meine Kinder so was sehen mussten«, beschwert sich eine Frau mit weinerlicher Stimme. »Und das bei uns im Dorf!« Es folgen noch einige weitere solcher Kurzinterviews mit schockierten Bürgern.
    Zwar konnte der Hauptkommissar verhindern, dass die Leiche gefilmt wird, aber immer wieder wird die Rettungsplane gezeigt, unter der der verbrannte Körper verborgen ist.
    »Wenn wir die Leiche haben wollten, dann wäre das kein Problem. Schon drei Handyfilmer haben mir ihr Material angeboten, inklusive Leiche in Großaufnahme«, hat ihm der Aufnahmeleiter gestern Abend lakonisch erklärt und hinzugefügt: »Inzwischen ist es fast nicht mehr notwendig, selbst vorbeizukommen. Sie können sicher sein, dass schon zig MMS an die Bild -Redaktion geschickt wurden, und morgen früh kann man sich die Leiche auf YouTube ansehen.«
    Der Bericht zeigt nun wild lodernde Flammen. »Wollte jemand einen Mord vertuschen? Noch tappen die Ermittlungsbehörden im Dunkeln …«, bemüht die Stimme aus dem Off eine weitere häufig strapazierte Metapher, die Völxen dazu veranlasst, angewidert den Mund zu verziehen.
    Die Flammen müssen Archivaufnahmen sein, denn als Leine- TV gefilmt hat, waren die Löscharbeiten schon längst im Gange, es gab nur noch Dampf und Qualm. »Da kann man mal wieder sehen, wie getürkt das alles ist«, mault Völxen.
    »Bodo, möchtest du ein Spiegelei?« Sabine ist dabei, das Frühstück zuzubereiten, was normalerweise an Wochenenden seine Aufgabe ist. Aber er muss sich schließlich auf dem Laufenden halten, wie die Presse den Fall behandelt. Wanda ist um diese Zeit, es ist neun Uhr, natürlich noch im Bett. Sie hat gestern hoch und heilig geschworen, dass nicht sie es war, die Leine- TV auf den Plan gerufen hat.
    »Nein, danke. Ich muss gleich zur Besprechung.«
    Nun wird es vollends unerträglich, jetzt kommt er selbst ins Bild. Das Gesicht knallrot und glänzend vor Schweiß, die Miene bärbeißig. Mein Gott, ich sehe ja zum Fürchten aus! Und so fett bin ich doch in Wirklichkeit gar nicht, oder?
    Eine junge Frau hält ihm ein Puschelmikrofon vor die Nase. »Ich spreche mit Hauptkommissar Völxen von der Polizeidirektion Hannover. Herr Kommissar, Sie sind privat hier, haben aber sofort die nötigen Maßnahmen eingeleitet …«
    »Ja, was hätte ich denn sonst tun sollen, Däumchen drehen?«, hat Völxen darauf geantwortet, aber dieser Satz wurde offensichtlich herausgeschnitten. Ebenso seine Klage über die aufdringlichen, pietätlosen Handyfilmer und seine Warnung an diese: »Es wird Konsequenzen haben, sollten die Bilder des Leichnams im Internet auftauchen! Es ist die Aufgabe der Polizei, dafür zu sorgen, dass in einem Unglücksfall die Persönlichkeitsrechte von Opfern und Betroffenen gewahrt werden. Auch von Toten«, hat Völxen mit Nachdruck erklärt, und allein diese grimmige Warnung, die er unbedingt loswerden wollte, war der Grund, weshalb er überhaupt ein Interview gegeben hat. Normalerweise überlässt er solche Auftritte dem Pressesprecher der PD , für einen Kripobeamten ist es schließlich nicht von Vorteil, wenn jeder sein Gesicht kennt.
    Von seinem Interview ist am Ende nur die Versicherung übriggeblieben, dass er selbstverständlich alles tun werde, um diese Angelegenheit so rasch wie möglich aufzuklären. Mit diesen Worten und einem letzten Schwenk auf die Löscharbeiten der Feuerwehr endet der Bericht.
    »Das darf doch nicht wahr sein, diese verfluchte Pressebande! Na, denen werde ich was erzählen«, sagt er zu Sabine, die nun im Türrahmen lehnt und sich ebenfalls die Lokalnachrichten ansieht.
    Sie meint nur: »Diese Jacke kleidet dich sehr unvorteilhaft, Bodo, die solltest du

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