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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Hochschule Hannover, erklärt.
    »Ich werde mir die Jungs von der Landjugend, die zuletzt Wache geschoben haben, noch mal gründlich vorknöpfen. Ich glaube denen nicht, dass die die ganze Zeit wach waren«, verkündet Fernando.
    »Selbst wenn – es gehört schon eine gehörige Portion Frechheit dazu, ihnen im Schlaf eine Leiche sozusagen unterzuschieben. Um diese dorthin zu schaffen, braucht man ja wohl ein Fahrzeug, oder? Und das macht Lärm«, gibt die Staatsanwältin zu bedenken.
    »Und es müsste sich jemand zudem recht gut mit den ländlichen Sitten auskennen«, pflichtet ihr Oda bei.
    »Die organisatorischen Abläufe rund um das Osterfeuer kennt im Grunde jeder im Dorf«, erklärt Völxen.
    »Die wichtigste Frage ist doch, ob der Fundort auch der Tatort ist«, stellt Richard Nowotny fest. »Wenn wir mal davon ausgehen, dass es keine besonders abartige Form von Selbstmord war.«
    »Richtig. Was, wenn gar kein Fahrzeug nötig war?«, überlegt Jule, die heute besonders eifrig wirkt. »Angenommen, ein Jugendlicher aus einem der Nachbardörfer hat versucht, das Feuer vorzeitig anzuzünden. Er wird entdeckt, es gibt eine Schlägerei, alle sind ja betrunken genug, und plötzlich liegt einer da und ist tot. Was liegt näher, als ihn gemeinsam unter den Haufen zu schaffen, den man am Abend ohnehin anzünden wird?«
    Nach diesen Worten herrscht für einen Moment eine Stimmung wie im Western, kurz nachdem der Schurke den Saloon betreten hat: Der Pianist hört auf zu spielen, die Pokerspieler lassen die Karten sinken, der Barmann stellt schon mal die Flaschen runter. Alle sehen Jule an. Fernando schluckt, Nowotny befühlt seine Glatze, als hoffe er, doch noch ein Haar darauf zu finden, Oda runzelt die Stirn, und die Staatsanwältin zerknüllt ein kleines rotes Kissen mit einem aufgedruckten Schafbock und der Aufschrift Ich bin Schaaf . Das Kissen gehört zu den wenigen Schafaccessoires, die Völxen weiterhin in seinem Büro duldet.
    Völxen streicht sich über die nachlässig rasierten Wangen. Ein düsteres Bild, das seine jüngste Kommissarin da gerade gezeichnet hat. Können Jugendliche so grausam, kaltblütig und abgebrüht sein? Selbstverständlich.
    Aber dann räuspert sich Oda, schüttelt den Kopf und meint: »Diese Art Streiche werden nicht im Alleingang verübt, sondern von Gruppen. Die Tat verlangt schließlich nach Applaus und Publikum. Selbst wenn man sich einen Einzelnen ausguckt, der sich anschleichen und den Haufen anzünden soll, dann warten seine Kumpels garantiert mit der Bierflasche in der Hand hinterm nächsten Baum. Sie wollen es ja brennen sehen und ihren Triumph gemeinsam feiern. Und die würden ja wohl nachsehen gehen, wenn ihr Kumpel nicht zurückkommt oder wenn es eine Prügelei gibt.«
    »Das ist auch wieder wahr.« Jule ärgert sich, dass sie nicht genug nachgedacht hat, ehe sie ihre Theorie herausposaunt hat.
    »Aber völlig ausgeschlossen ist es natürlich nicht«, räumt Oda ein. »Vielleicht wollte einer im Suff allein den Helden spielen.«
    »Dann gäbe es aber doch bestimmt eine Vermisstenmeldung aus einem der Nachbardörfer«, wirft Fernando ein.
    »Gibt es bis jetzt aber nicht. Es gab überhaupt keine Vermisstenmeldung in den letzten Tagen«, verkündet Richard Nowotny.
    »Theoretisch kann jemand die Leiche auch monatelang in der Tiefkühltruhe aufbewahrt und auf diese günstige Gelegenheit zur Entsorgung gewartet haben«, überlegt Jule.
    »Quasi zum Auftauen«, entschlüpft es Fernando, was ihm einen scharfen Blick von Völxen einbringt.
    »So wie unser Chef mit seinen Zaunlatten«, fügt Oda hinzu.
    Hätte ich nur meinen Mund gehalten, ärgert sich Völxen und schüttelt unwirsch mit dem Kopf. »Leute, das hat keinen Zweck. Wir können hier noch lange sitzen und die wildesten Szenarien entwerfen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als erst einmal die Identität dieser Leiche zu klären. In der Zwischenzeit werden Frau Wedekin und ich die Anwohner befragen. Vielleicht ist jemandem etwas aufgefallen zu den fraglichen Zeiten. Fernando, du hältst hier die Stellung, falls Hinweise eintreffen.«
    Fernando hat nichts dagegen. Nach Hause zieht ihn jedenfalls nichts. Heute Morgen hat er seine Mutter gefragt, wie lange Tante Esmeralda denn bleiben wird.
    »Das hat sie nicht gesagt.«
    »Dann frag sie doch.«
    »Das wäre unhöflich.«
    »Sie ist deine Tante, kein Staatsgast!«
    »Das verstehst du nicht. Und wieso willst du das überhaupt wissen? Sie stört dich doch nicht, oder?«
    Doch,

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