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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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wirklich!«, empört sich Jule. »Denk bloß nicht, dass du mich trösten musst.« Oder dass ich eine leichte Beute bin, fügt sie in Gedanken hinzu.
    Fernando seufzt gequält. »Gut, noch mal von vorn. Du warst gestern bei meiner Mutter im Laden.«
    »Ja. Ist das verboten?«
    Fernando reibt sich sein Kinn mit dem Dreitagebart, wie immer, wenn er verlegen ist, dann rückt er heraus. »Meine Mutter hat Mist gebaut. Sie hat dich Tante Esmeralda als meine Verlobte vorgestellt.«
    »Was?!« Jule reißt die Augen auf, dann erinnert sie sich an die seltsame Szene: das Palaver der beiden Frauen, die Abschiedsküsse von Pedra. »Wieso hat sie das gemacht?«
    »Weil ihre Tante, dieser garstige alte Besen, sie ständig mit Fragen genervt hat: warum ich noch nicht verheiratet bin, ob ich eine Freundin habe … Zuletzt hat sie sogar gefragt, ob ich schwul sei. Und dann kamst du in den Laden gestolpert …«
    »Na, dann ist ja alles bestens.«
    »Nicht ganz«, druckst Fernando herum.
    »Wieso. Müssen wir jetzt heiraten?«
    »Nein. Aber am Sonntag fliegt Esmeralda zurück, und am Samstag möchte sie unbedingt, dass meine Verlobte zum Essen kommt. Es gibt Lammrücken.«
    »Seid ihr verrückt?«
    »Entschuldige! Dieses Mal kann ich wirklich nichts dafür. Was glaubst du, was ich Mama gestern erzählt habe? Aber jetzt sitzt sie in der Tinte und lässt dich inständig durch mich bitten, zu kommen und die Komödie mitzuspielen, damit die gute Esmeralda beruhigt nach Hause fliegen kann. Dafür darfst du auf Lebenszeit umsonst Tapas bei ihr essen.«
    Jetzt ärgert sich Jule noch mehr, dass sie gestern nicht darauf bestanden hat, die Sachen zu bezahlen. »Ihr habt vielleicht Nerven!«
    »Nun komm schon, das ist doch nicht schwierig. Zumal sie kein Wort Deutsch kann und du kein Spanisch. Du musst einfach nur da sein, und ich übersetze, was du sagst.«
    »Muss ich dich auch küssen?«
    Fernando grinst. »Schaden kann’s nicht.«
    »Vergiss es.«
    »Nein, natürlich nicht. Tante Esmeralda würde es gar nicht schätzen, wenn man vor ihr Zärtlichkeiten austauscht, sie ist katholischer als der Papst. Ich nehme höchstens mal deine Hand und schau dir verliebt in die Augen.«
    »Und ich muss verliebt zurückschauen?«
    »Wenn’s dir nichts ausmacht.« Fernando wirft ihr einen schmachtenden Blick zu.
    »Schau gefälligst auf die Straße.«
    »Also kommst du?«
    Jule verdreht die Augen und fragt: »Was heißt Verlobte auf Spanisch?«
    »La prometida.«
    Jule und Fernando läuten zuerst bei den Gutensohns, aber dort öffnet niemand.
    »Versuchen wir es in Lüdersen bei seinem Freund Ole«, schlägt Jule vor.
    Am Zaun, der die Einfahrt zum Anwesen der Familie Lammers einfriedet, steht ein Pferd zum Ausritt bereit, in der Einfahrt parken ein Toyota Land Cruiser und zwei Mopeds. »Respektabler Landsitz«, bemerkt Fernando, als er den Motor abstellt. Sie steigen aus und gehen auf eine schlanke Frau mit zimtfarbenem Haar zu, die bei ihrem Pferd gerade den Sattelgurt anzieht. Jule stellt ihren Kollegen und sich selbst vor. »Frau Lammers, nehme ich an? Wir würden gern noch einmal mit Ihrem Sohn sprechen. Und mit dessen Freund Torsten, falls der auch da ist.«
    »Worum geht es denn?« Sie kommt langsam näher. Mit den teuren Reitstiefeln, den lederbesetzten Reithosen und der karierten Steppweste sieht sie aus wie eine Landadelige aus einem Pilcher-Film. »Die Jungs waren doch erst gestern bei Ihnen zum Verhör.«
    »Das war kein Verhör, sondern eine Zeugenbefragung«, stellt Fernando richtig.
    »Es haben sich neue Fakten ergeben, und wir müssen noch ein paar Details abklären«, erklärt Jule, während Fernando die ansprechende Fassade des zur Nobelresidenz umfunktionierten Bauernhauses mustert. Ihm ist, als ob in einem der oberen Fenster für einen Sekundenbruchteil ein Kopf sichtbar geworden ist.
    »Kommen Sie herein«, sagt Friederike Lammers. Falls sie sich über die erneute Befragung ihres Sohnes ärgert, verbirgt sie es geschickt hinter einer Maske der Höflichkeit. Die beiden Beamten folgen ihr und werden in eine Bibliothek mit einem Kamin geführt. Der Herr des Hauses scheint nicht da zu sein.
    »Nehmen Sie doch Platz.« Sie deutet auf ein ledernes Sofa. »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein danke«, sagt Fernando, und auch Jule schüttelt den Kopf. Noch lassen sie Frau Lammers in dem Glauben, dass sie die Jungs hier im Haus befragen wollen.
    »Die beiden sind oben und lernen, ich hole sie.« Sie entschwindet, man hört die Tritte

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