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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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konnte Archie nicht sagen.
    »Da«, sagte Heil, und Archie drehte sich noch rechtzeitig um, um einen Lichtblitz zu sehen, als hätte jemand kurz ein Feuerzeug angezündet. Es war aus einer Spalte gekommen, wo die erhöhten, nach Norden führenden Spuren der I-5 einen betonierten Hang trafen. Sie gingen darauf zu, vorbei an acht blauen Dixi-Toiletten, die Rücken an Rücken in zwei Viererreihen dastanden.
    Es hallte hier unten von dem vielen Beton ringsum, aber das stehende Wasser erstickte das Echo sofort wieder.
    Archie ging voraus, als sie das Knurren aus der dunklen Spalte kommen hörten. Er blieb abrupt stehen, schwenkte seine Taschenlampe und sah gerade noch eine braune Gestalt auf sich zustürmen. Der Hund bestand nur aus Muskeln und fletschte die Zähne.
    »Ein Pitbull«, hörte er Heil mit leiser, drängender Stimme sagen.
    Kein Scheiß, dachte Archie.
    Der Hund war einen Meter vor ihm stehen geblieben, den Kopf gerade, die Augen auf Archie gerichtet. Er spürte das Knurren des Tiers in seinem Rückgrat.
    Archie drehte sich fünfundvierzig Grad nach links und sah geradeaus; so behielt er den Hund in seinem peripheren Gesichtsfeld und vermied direkten Augenkontakt.
    Nur nicht bewegen, sagte er sich.
    Der Hund kroch ein Stück vorwärts. Archie spürte, wie es ihm sämtliche Haare an den Armen aufstellte.
    »Soll ich ihn erschießen«, fragte Heil von irgendwo hinter ihm.
    Hunde haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne. Wenn Archie ihm keinen Grund lieferte, anzugreifen, würde ihm irgendwann langweilig, und er würde weiterziehen.
    Archie bemühte sich, leise, ruhig und beiläufig zu klingen. »Wenn er mich angreift, dann ja«, sagte er beinahe in einem Singsang. Alles in Ordnung! Nur keine Aufregung!
    » Ich glaube nicht, dass ich ihn treffe, wenn er sich bewegt.« Heil hielt inne. »Ohne Sie zu treffen, meine ich.«
    Na großartig.
    Der Hund knurrte und schnupperte an den Knien von Archies Hose. Archie konnte ihn riechen, nasser Hund wie sein Pullover. Er schloss die Augen und wartete.
    »Gigi«, ertönte eine Stimme.
    Archie öffnete die Augen und lugte wieder zu dem Hund hinunter, zu dieser vierzig Kilo schweren, zähnefletschenden, bebenden Tötungsmaschine.
    Gigi?
    Der Hund senkte den Kopf, fuhr herum und bellte einmal in diesen dunklen Spalt in der Beuge der Überführung.
    Ein junger Mann trat ins Licht. Der Hund lief zu ihm und setzte sich zu Füßen seines Herrn.
    »Wir gehen nicht weg«, sagte Archie.
    Der Mann schien in den Zwanzigern zu sein, Latino, glatt rasiert, mit Jeans, Cowboystiefeln und einer schmutzigen Denim-Jacke bekleidet, die bis zum Hals zugeknöpft war. Er war klein, hielt sich aber mit einer ungezwungenen Autorität. Er war es gewöhnt, das Sagen zu haben.
    »Sie müssen Nick sein«, sagte Archie.
    Der Hund sah zu dem Mann hoch, schlug mit dem Schwanz auf den Boden und winselte. Jede Spur von Aggressivität war verschwunden. Der Mann rieb ihm den Kopf. »Normalerweise ist sie nicht so«, sagte er. »Das Wetter macht sie verrückt.«
    Heil trat vor; Archie sah die Waffe aufblitzen, die er immer noch in der Hand hielt, und hörte ihn schnell und angestrengt atmen.
    »Sie können die Waffe wegstecken«, sagte Archie. »Der Hund wird keinen Ärger machen, oder, Nick?«
    »Nein«, sagte Nick.
    Heil zögerte, er hatte den Blick immer noch starr auf den Hund gerichtet.
    »Stecken Sie die Waffe weg«, wiederholte Archie ruhig. Er sah Heil nicht an. Er konzentrierte sich auf den Mann und den Hund. Keine plötzliche Bewegung. Ruhig und beiläufig. Ob Hundeangriff oder Bewaffneter – die Regeln der Deeskalation waren so ziemlich dieselben.
    Eine Minute verstrich. Archie zählte mit. Eine Minute zwischen Pitbull und Waffe ist eine sehr lange Zeit.
    Als würde er etwas wegstecken, das er geklaut hatte, sah sich Heil schließlich um und schob die Waffe in das Halfter.
    Archie stieß den Atem aus, den er angehalten hatte.
    Nick hatte mit keiner Wimper gezuckt. Falls ihm bewusst gewesen war, dass sein Hund beinahe erschossen worden wäre, hatte er es sich nicht anmerken lassen.
    »Was tun Sie hier?«, fragte Archie.
    »Wir wohnen hier«, kam die Antwort, und sie enthielt implizit die Frage: Und was tut ihr hier?
    »Vielleicht haben Sie die Nachrichten nicht gehört«, sagte Heil, »aber der Fluss tritt über die Ufer. Sehen Sie die Flutmauer, die dort drüben gebaut wird? Die hält vielleicht das Westufer trocken. Aber hier sieht man niemanden eine Mauer bauen, oder?«
    Wo er recht hatte, hatte er

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