Totenfluss: Thriller (German Edition)
meinen Kraken‹?«
Archies Verstand arbeitete jetzt. Er fror nicht mehr. Es war, als würde alles andere abfallen und die ganze Welt sich auf diese eine Aufgabe verengen – die Antwort finden. Es war das, was ihn zu einem so guten Detective und einem so schlechten Ehemann machte. »Wo kriegt man die Dinger her? Außer aus Australien?«
»Man kann sie auf eBay kaufen«, sagte Robbins. »Ich habe es überprüft.«
Eaton schüttelte langsam den Kopf. »Irgendein Verrückter benutzt einen verdammten Fisch, um Menschen zu töten?«
»Keinen Fisch«, sagte Robbins. »Einen Kopffüßer.«
Archie fiel der leere Plastikbeutel ein, den sie auf der Japanese American Plaza gefunden hatten.
»Wie groß sind diese Dinger?«, fragte er Robbins.
Robbins zuckte mit den Achseln. »Etwa von der Größe eines Golfballs, würde ich sagen.«
Archie entfernte sich ein Stück von der Mobilen Kommandozentrale und sah zu Heil, Ngyun und Flannigan hinüber, die auf Nachricht über Henry und das Gift warteten. Alle drei wippten auf den Zehenballen, als sie sahen, dass Archie in ihre Richtung schaute.
»Heil«, rief Archie. »Lassen Sie diesen Plastikbeutel auf Meereswasser untersuchen.«
Archie blickte am Polizeichef, an Robbins, den Sandsackfüllern und der Nationalgarde vorbei auf die andere Flussseite. Die Eastbank Esplanade bestand aus einer Reihe von Promenaden und schwimmenden Docks, Überführungen mit Metallgittern und dunklen Unterführungen – sie wurde bereits an manchen Stellen überflutet. Die Lampen, die den Gehweg üblicherweise nachts beleuchteten, waren durch Kurzschlüsse ausgefallen. Teile der Esplanade standen angeblich bereits unter Wasser. Es war dunkel, nass und kalt.
Irgendwer musste etwas gesehen haben.
»Was denken Sie?«, fragte Robbins.
Archie sah auf seine unpassenden Schuhe, seine unpassende Hose und seine unpassende Jacke hinunter. Er nieste. Dann blickte er wieder über den dunklen Willamette.
Es sah ohnehin nicht danach aus, als sollte er heute Nacht noch zum Schlafen kommen.
»Dass ich gern in die Wüste ziehen würde«, sagte er.
20
Susan hatte ihre Blumen mitgenommen. Sie hatte sechsmal fahren müssen. Sieben einschließlich der Kiste mit ihrem ganzen Schreibtischkram. Eine Hooters-Tasse. Ein Phrenologie-Kopf aus Keramik. Das Dictionary of American Slang. Zwei nicht geöffnete Flaschen Rotwein. Diese Dinge brauchten Platz.
Was war das für ein Mensch, der einen mitten in der Nacht feuerte? Bei Regen?
Sie konnte nicht schlafen. Zu viele chinesische Aufputschmittel. Also goss sie sich das vierte Glas Rotwein ein, lehnte sich in die Couch zurück und überlegte, ab wann spätnächtliches Trinken zu frühmorgendlichem Trinken wurde. Wenn sie ins Bett ginge, würde sie ohnehin nur daliegen und grübeln. Sie war gefeuert worden. Freigesetzt. Geschasst. In die Wüste geschickt.
Es war besser so, entschied sie. Den Laufpass zu bekommen. Vor die Tür gesetzt zu werden. Diese ganze Geschichte. Sie hatte Geld gespart. Und es war nicht so, als müsste sie irgendwo Miete zahlen. Jetzt war sie frei, zu schreiben, was sie wollte. Sie war die Teppichausdünstungen los und die Neonlichter und Leute, die ein Stockwerk mit dem Aufzug fuhren, anstatt die Treppe zu benutzen. Sie war die Empfangsangestellten los, die immer taten, als wüssten sie nicht mehr, wer sie war. Sie war Ian los.
Es waren zu viele Blumen im Wohnzimmer. Was hatte sie sich dabei gedacht? Es roch hier drin wie auf der Toilette eines In-Restaurants – nach Orchideen und bedrückend süß.
Sie stand auf und schnupperte im Raum herum, bis sie die herausragenden Missetäter gefunden hatte. Osterlilien. Sie hatte immer gefunden, dass Lilien irgendwie stanken. Wer brauchte Blumen, die man über mehrere Stockwerke roch? Die Römer glaubten, die Lilie sei erschaffen worden, als Juno Herkules säugte und Milch vom Himmel fiel. Alte Muttermilch – das waren Lilien.
Susan fischte die Lilien aus ihrer Keramikvase, hielt sie auf Armeslänge von sich und ging zur Hintertür. Es regnete immer noch. Es würde den Rest ihres Lebens regnen. Sie konnte den Regen hier draußen hören, er fiel in Sturzbächen aus den überfließenden Regenrinnen an dem zerfallenden viktorianischen Haus ihrer Mutter. Susan zog ihre Gummistiefel und den mexikanischen Poncho an, den Bliss an einem Haken neben der rückwärtigen Tür hängen hatte, schaltete das Licht auf der hinteren Veranda an und ging mit dem Strauß in den Garten hinaus.
Der Komposthaufen war in der
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