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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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hintersten Ecke. Ihre Mutter hatte den Schritt zu den großen schwarzen Tonnen mit Plastikdeckel nicht vollzogen, die alle anderen Leute in Portland zu haben schienen. Die Bewohner Portlands wurden immer besessener von der Idee des Kompostierens. Selbst Fast-Food-Läden taten es, zumindest die in einheimischer Hand. Man brachte sein Tablett zurück und brauchte fünf Minuten, bis man seinen Abfall in die fünf möglichen Kategorien sortiert hatte. Aber Bliss war noch von der alten Schule. Sie benutzte immer noch den riesigen Pferch aus Holz und Kaninchendraht, den Susans Vater gebaut hatte, bevor er zu sterben anfing. Man musste Ziegel von der Plane heben, mit der er abgedeckt war, das Zeug, das man kompostieren wollte, hineinstopfen und dann mit einer rostigen Mistgabel umrühren, nach deren Berührung sich die meisten Leute eine Tetanusspritze geben lassen würden.
    Susan stampfte mit gesenktem Kinn durch den Regen. Die Ziegel waren nass und die Plane glitschig, aber sie schaffte es, die Lilien in den Behälter zu rammen und die Abdeckung wieder anzubringen.
    Es war ein gutes Gefühl.
    Kein so gutes, wie einen Job zu haben.
    Aber ein gutes.
    Sie war gerade wieder im Haus, als sie die Ziege hörte. Sie machte ein leises Ziegengeräusch.
    »Ach, komm, also wirklich«, sagte Susan.
    Die Ziege stand im Regen und sah sie an. Sie wimmerte wieder.
    »Geh in dein Haus«, sagte Susan und zeigte auf die große Hundehütte aus Holz, die Bliss so bemalt hatte, dass sie wie ein psychedelisches Tudorhäuschen aussah. Die Ziege war an einen Pfahl gebunden, hatte aber jede Menge Bewegungsfreiheit.
    Die Ziege stand da und wurde einfach nur nass.
    Vielleicht lag es am Wein, aber die Ziege tat Susan plötzlich unendlich leid. Allein da draußen in stockdunkler Nacht. Gefangen in einem städtischen Garten. Träumte diese Ziege von Bauernhöfen? Von grünen Weiden und Jungen?
    »Du bist einsam, oder?«, fragte Susan.
    Die Ziege meckerte.
    Susan ging hinüber, band die Leine der Ziege los und führte sie am Kragen auf die hintere Veranda und von dort weiter in die Küche. Die Ziege vollführte einen kleinen Tanz auf dem Holzboden. Susan fand, sie sah glücklich aus.
    Sie zog ihre schlammigen Stiefel aus, legte den nassen Poncho ab und öffnete eine neue Flasche Wein. Dann trocknete sie die Ziege mit einem Geschirrtuch ab und führte sie ins Wohnzimmer.
    Die Ziege ging ein paar Mal im Kreis herum wie eine Katze und schlief dann auf dem Teppich ein. Sie roch ein bisschen, aber besser als die Lilien.

21
    Die Eastbank Esplanade war 2001 fertiggestellt worden – zweieinhalb Kilometer betonierter Weg, eingezwängt zwischen dem Interstate Highway und dem Ostufer des Flusses und mit der Westseite über Fußgängersteige an der Steel und Hawthorne Bridge verbunden.
    Archie stellte seinen Wagen auf dem öffentlichen Parkplatz der Esplanade ab, der unter einem Kreuzungsgewirr nahe der Hawthorne Bridge lag, und sah zu Heil hinüber. Er wäre allein gekommen, wenn sie ihn gelassen hätten. Heil war ein guter Polizist. Aber er war nicht Henry. Und er redete zu viel.
    »Wussten Sie, dass sechzig Zentimeter Wasser genügen, um ein Auto fortzuspülen?«, sagte Heil.
    »Gut zu wissen«, erwiderte Archie.
    Heil spähte zum dunklen Himmel hinauf. »Die Sonne kommt in vier Stunden raus«, sagte er.
    Nicht früh genug, dachte Archie.
    Sie stiegen aus dem Wagen. Die Fahrbahnen über ihnen hielten den Regen ab, aber an ihren Rändern stürzte das Wasser wie ein Vorhang herunter. Die Straßenlaternen funktionierten noch. Das Wasser, das über den Belag des Parkplatzes floss, spiegelte ihren weißen Schein.
    »Zehn Zentimeter bewegtes Wasser können einen Menschen von den Füßen reißen«, sagte Heil.
    Ein leerer Einkaufswagen stand allein auf dem Parkplatz. Einige weitere, diese mit Bündeln beladen, hatte man hinter einen Betonpfeiler geschoben. Eine blaue Plane lag nicht weit entfernt davon.
    Niemand schien in der Nähe zu sein.
    Hier wurden keine Sandsäcke gefüllt. Es stand nicht so viel auf dem Spiel. Das Feuerwehrhaus am Flussufer war schon vor Stunden geräumt worden. Das Wasser würde weiter ansteigen und Straßen und Lagerhäuser auf der Ostseite überschwemmen, aber der potenzielle Immobilienschaden war nichts im Vergleich zum Westufer.
    Das Wasser unter ihren Füßen drang langsam nach Osten vor, fort vom Fluss. Es war nicht tief, nur ein paar Zentimeter, aber es war definitiv in Bewegung. Ob es an der Strömung des Flusses lag oder nur am Wind,

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