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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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gewonnen, so führen sie sich auf. Zehn Minuten später ist ihnen alles egal. Ich finde die Tüten auf dem Riesenrad, in der Toilette, auf Bänken. Der Junge hat gefragt, ob er sie haben kann. Von mir aus kann er sie haben. Sie gehören niemandem. Sie leben nur ein paar Wochen.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, fragte Archie.
    »Er ist letzten Sommer alle paar Tage vorbeigekommen. Seit der Park im Oktober den Winter über schloss, habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    Patrick Lifton war seit mindestens einem halben Jahr in Portland gewesen.
    »Hat er Ihnen zufällig einmal gesagt, wie er heißt? Wo er wohnt? Irgendwas?«
    »Er sagte, er heißt Sam. Sonst nichts. Er war sehr still.«
    »Haben Sie ihn je in Begleitung von irgendwem gesehen?«
    »Nein. Er war immer allein. Aber das sind die meisten Kinder, die ich sehe. Sie finden sich zurecht. Die Eltern wollen sie aus dem Weg haben. Geht es ihm gut?«
    »Ist das der Junge aus den Nachrichten?«, fragte Philip Hughes noch einmal.
    »Wir werden Ihre Kleidung von jenem Abend brauchen. Und Ihre Fingerabdrücke und eine DNA -Probe.«
    »Was Sie wollen«, sagte der Sohn.
    »Sie haben sich eines Vergehens der Kategorie C schuldig gemacht. Darauf steht Gefängnis. Bis zu fünf Jahren.«
    Philip drückte die Hand seines Vaters.
    »Ich bin bereit, alles anzunehmen«, sagte der Alte.
    »Er ist fünfundachtzig«, sagte Philip.
    »Noch haben wir niemanden verhaftet.«
    Philip schaute zwischen Archie und seinem Vater hin und her. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Archie.
    Der Alte zögerte. »Wir können gehen?«
    »Ich lasse Sie von einem Detective nach Hause begleiten«, sagte Archie. »Der nimmt die Kleidung mit und macht einen Abstrich für die DNA .« Archie wandte sich direkt an Philip. »Er bleibt in der Stadt und steht uns zur Verfügung, wenn wir ihn brauchen.« Dann holte er eine Karte hervor und gab sie August Hughes. »Wenn Sie diesen Jungen sehen, rufen Sie mich an.«
    August Hughes nahm die Karte und steckte sie in die Tasche. Dann sah er zu dem ächzenden Kühlschrank hinüber. »Sie brauchen ein neues Lager für Ihr Kühlgebläse«, sagte er.

31
    Susan stellte einen groben Umriss der Fakten des Falls für die New York Times auf Archies Computer zusammen – er hatte sie gezwungen, den Raum zu verlassen, als er sein Passwort eingab. Jemand anderer würde Zitate besorgen. Und eine dritte Person würde alles gut klingen lassen. Alle drei würden zusammen als Autoren unter dem Artikel stehen.
    So hatte sich Susan ihren ersten Artikel für die Times nicht vorgestellt, aber der Inlandschef wollte ihn so rasch wie möglich im Netz haben, und auf diese Weise ging es offenbar am schnellsten. Sie hoffte, dass sie die Namen nicht alphabetisch ordneten. Dabei zog sie immer die Arschkarte.
    Die ausführliche Geschichte – die morgen in der Druckausgabe erschien – würde Susan allein gehören. Und sie hatte den Rest des Tages Zeit, sie zu schreiben.
    Sie drückte auf Senden und wartete darauf, dass der Redakteur eine Antwort-Mail schickte.
    Auf diese Weise hatte sie plötzlich ein paar Minuten Muße in Archie Sheridans Büro. Sie beschloss nicht willentlich, zu schnüffeln. Es passierte einfach. Sie senkte den Blick und zog Archies Schreibtischschublade auf. Sie war nun einmal so ein Mensch – jemand, den man besser nicht auf sein Haus aufpassen ließ.
    In der Schublade lag, unter Büroklammern, Kugelschreibern, Notizen auf offiziell aussehendem Briefpapier und einem Flash Drive, ein Foto von Gretchen Lowell. Es war an und für sich nicht so ungewöhnlich, dass ein Detective, der den größten Teil seiner Berufslaufbahn mit der Jagd auf einen Mörder verbracht hatte, ein Bild dieses Mörders aufbewahrte. Es war ein berühmter Fall. Viele Detectives hatten wahrscheinlich ein Bild von Gretchen Lowell in ihrem Büro – an der Wand, mit Dartpfeilen darin. Aber Susan wusste, dass ein Teil von Archies Genesungsprozess darin bestand, diese Geschichte hinter sich zu lassen. Es war zwar nicht so, als hätte man Gretchens Bild völlig aus dem Weg gehen können. Aber er musste sie ja nicht jedes Mal sehen, wenn er eine Büroklammer brauchte.
    »Haben Sie etwas Interessantes entdeckt«, ertönte eine Stimme von der Tür.
    Susan schob die Schublade zu und hätte sich fast die Fingerkuppe dabei abgetrennt. »Autsch«, sagte sie.
    Anne Boyd war aus Washington, D. C., eingetroffen und stand in der Tür von Archies Büro. Susan lächelte sie

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