Totenfluss: Thriller (German Edition)
ihn ins Wasser. Susan bekam kaum Luft.
Er riss ihr die Arme auf den Rücken und band sie mit einer Art Schnur zusammen, während sie Heil unter die Wasseroberfläche sinken sah.
»Ich hebe Sie jetzt hoch«, sagte der Mann.
Einer der Beilfische sprang gegen den Deckel seines Aquariums.
Susan zitterte am ganzen Körper.
Er nahm sie auf und trug sie, als wäre sie ein Kind. Sie weinte, erleichtert, weil sie aus dem Wasser war, entsetzt, weil sie in seinen Armen war. Er trug sie aus dem Aquarienraum und durch den Waschraum zum Fuß der Treppe, wo Patrick Lifton knapp über der Wasserlinie saß und eine Star-Wars -Figur in den Händen hielt.
»Patrick?«, sagte Susan.
Der Junge huschte ein paar Stufen höher, und der Mann stellte sie auf eine der Stufen unter ihm.
Susan wischte sich Tränen und Rotz aus dem Gesicht. »Alle suchen nach dir, Patrick. Deine Eltern vermissen dich.«
Die Augen des Jungen huschten zu dem Mann, dann zurück zu Susan.
»Gehen wir«, sagte der Mann und gab Susan einen Stoß. Der Junge sprang auf und nahm zwei Stufen auf einmal. Susan schleppte sich hinter ihm her. Als sie in die Küche kamen, wies der Mann den Jungen an, seine Jacke zu holen, und der Junge verließ den Raum.
Der Mann würde sie töten. Susan wusste es. Er würde sie irgendwohin bringen, sie töten, und sie würden ihre Leiche niemals finden.
»Wie heißen Sie?«, fragte sie ihn.
Seine Augen waren klein, und er blinzelte sie kurz an. »Roy«, sagte er.
Sie nickte. Jetzt war sie sich sicher. Sie würde sterben. Er hätte ihr nicht verraten, wie er hieß, wenn er die Absicht hätte, sie am Leben zu lassen.
Der Junge kam wieder, er trug eine zu große schwarze Regenjacke.
»Kann ich ein Glas Wasser haben?«, fragte er den Mann.
Es war der erste Satz, den ihn Susan sprechen hörte.
»Beeil dich«, sagte Roy.
Der Junge ging zur Spüle, nahm ein Glas aus einem Trockengestell auf der Anrichte und füllte es mit Leitungswasser. Er trank ein paar Schlucke, goss den Rest in die Spüle und stellte das Glas vor sich auf die Anrichte.
»Komm jetzt«, sagte Roy. Er öffnete die Hintertür, fluchte auf den Regen und setzte seine Kapuze auf. Dann legte er die Hand in Susans Nacken und führte sie hinaus in die Nacht. Es gab eine Garage hinter der Rückseite des Hauses, und in der Einfahrt davor parkte ein Wagen. Eine Limousine. Dunkle Farbe. Unauffällig. Obwohl sie davorstand, hätte Susan den Wagen nicht beschreiben können.
Der Regen zischte ringsum.
»Wohin fahren wir?«, fragte Susan. Regentropfen prasselten auf ihren unbedeckten Kopf und brannten auf ihren Händen.
»Sachen holen.«
Roy öffnete die hintere Tür und schob sie auf den Rücksitz. Der Junge stieg nach ihr ein, und sie rutschte weiter, um ihm Platz zu machen. Sie bemerkte, dass er seine Spielfiguren nicht mehr hatte.
Roy stieg vorn ein und berührte einen Schalter, und die Verriegelung an Susans Tür schnappte mit entmutigender Endgültigkeit ein.
Als sie auf die Division Street hinausfuhren, sah Susan an einer Kreuzung in der Ferne den roten und blauen Schein von Polizeiautos.
Sie hatten ihren Wagen gefunden.
50
Archie zog die Schultern zum Schutz vor dem Wetter hoch. Der Streifenbeamte, der Susans Wagen gefunden hatte, sperrte gerade die Kreuzung mit reflektierenden Warnschranken ab, damit andere Fahrer nicht denselben Fehler wie Susan machten. Die stehende Wasserfläche war von einem glasigen Schwarz und tiefer, als sie aussah. Die Regentropfen zerplatzten, wenn sie darauf prallten, und gaben dem Wasser fast den Anschein, als würde es kochen.
Archie hatte sich die Meldungen über verlassene Autos angesehen, nachdem er Susans Nachricht erhalten hatte. Ihr Saab, der in die Mitte der Twelfth Avenue getrieben war, war soeben hereingekommen.
So viel zu seinem geplanten Nickerchen.
Der Saab war eindeutig herumgeschleudert worden. Der Außenspiegel auf der Fahrerseite fehlte, und der Lack war über die gesamte Fahrzeuglänge zerkratzt. Archie schaute umher, wogegen er geprallt sein könnte, und entdeckte einen Pick-up mit einem zerbeulten Kotflügel. Er ging zu ihm hinüber und sah ein gefaltetes Stück Papier unter dem Scheibenwischer. Sie hatte eine Nachricht hinterlassen.
Er beugte sich über die Kühlerhaube, hob das Wischerblatt an und schälte das durchnässte Papier vom Glas. Er erkannte es als eine Seite aus Susans Notizheft. Die Tinte war zerlaufen.
Anschließend ging er zu seinem eigenen Wagen zurück.
»Und?«, fragte er Flannigan,
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