Totenfluss: Thriller (German Edition)
nachdem er eingestiegen war.
»Heil geht noch immer nicht ran. Ngyun hat nichts mehr von ihm gehört, seit er das Büro verlassen hat.«
»Sie sagte, sie würde zu Fuß gehen«, sagte Archie.
Flannigan hielt sein Notizbuch in die Höhe und zeigte eine Seite mit grauenvollem Gekritzel.
»Was ist das?«, fragte Archie.
»Das ist die Liste der Adressen, die Heil zuletzt erkundet hat. Ngyun hat sie in seinem Computer gefunden.«
Archie nahm das Notizbuch und versuchte, die Worte zu entziffern. Es sah aus, als handelte es sich um eine fremde Sprache.
»Zwei sind hier in der Gegend«, sagte Flannigan. »Eine in Ladd’s Addition und eine an Twentieth Avenue und Division Street.«
Archie sah aus dem regenverschmierten Fenster. Die Welt dahinter war dunkel und verschwommen.
Division lag auf Susans Heimweg.
Er sah, dass Flannigan dasselbe dachte.
»Fahren wir«, sagte Archie.
Er fuhr die Twelfth Avenue hinunter und kehrte unter Umgehung der überfluteten Kreuzung über Seitenstraßen auf die Division zurück.
Die Straße war nur zweispurig, aber als Durchgangsstraße normalerweise voller Verkehr. Nicht so an diesem Abend. Archie sah nur ein Scheinwerferpaar, während sie unter ausgefallenen Ampeln und an geschlossenen Kneipen vorbei in Richtung Osten fuhren. Die Bürogebäude wichen bald Wohnhäusern, Bungalows auf der einen Seite und ältere, größere Häuser auf der anderen.
Wasser strömte den Rinnstein entlang.
»Da«, sagte Flannigan.
Archie sah es ebenfalls. Heils Auto.
Flannigan warf einen Blick in seine Notizen und spähte dann zu den Hausnummern. »Er parkt direkt vor dem Haus«, sagte er.
Archie fuhr in die Einfahrt. Aus dem Gully spritzte das Wasser.
Es war ein schlichtes, kompaktes Haus. Einstöckig, schnörkellos. Im Wohnzimmer brannte Licht, aber die Vorhänge waren zugezogen.
Seit Susans zweiter Nachricht auf Archies Anrufbeantworter war mehr als eine Stunde vergangen. Wenn sie über Heil gestolpert war und wenn alles in Ordnung wäre, dann wären die beiden nicht mehr hier.
Archie und Flannigan stiegen aus und gingen zur Eingangstür. Archie bückte sich und hob eine durchweichte Zigarettenkippe von der Betontreppe auf. Am Filter war himbeerfarbener Lippenstift.
Er läutete.
Sie warteten.
Niemand machte auf.
Der Regen, der durch die Gullys des Hauses floss, klang wie ein Wasserfall.
Flannigan hämmerte mit der Faust an die Tür.
»Schauen Sie hinter dem Haus nach«, sagte Archie.
Flannigan trabte über den schlammigen Rasen davon und verschwand um die Ecke.
Archie probierte den Türgriff. Es war nicht abgesperrt. Niemand in Portland sperrte seine Haustür ab. Es war einer der Gründe, warum die Zahl der Einbruchsdiebstähle in der Stadt so hoch war.
Er öffnete die Tür. »Polizei«, sagte er. »Ist jemand zu Hause?«
Archie lauschte. Alles, was er hörte, war das Geräusch der überlasteten Gullys und des Regens, der gegen die Fenster schlug.
Eine Spur nasser Fußabdrücke führte von der Tür weg über den Teppichboden. »Hallo?«, sagte er. Er machte einen kleinen Schritt ins Haus, nur auf die Fußmatte, und sah sich um.
Er löste den Verschluss seines Halfters und legte die Hand an die Waffe. Sein Blick fiel sofort auf Susans Handtasche, die neben dem Sofa stand.
Er erstarrte. »Susan?«, rief er. »Heil?«
Archie zog seine Waffe. »Hier ist die Polizei«, sagte er wieder. »Ich komme rein.« Er ging langsam ins Haus und folgte den Fußspuren bis in die Küche.
Flannigan erwartete ihn an der Hintertür. »Der Wagen ist weg«, sagte er. »Hinter dem Haus ist eine Garage.«
»Susans Handtasche steht im Wohnzimmer«, sagte Archie. Die Fußabdrücke endeten vor der Kellertür. »Fordern Sie Verstärkung an. Ich gehe da runter.« Er stieß die Kellertür auf und sah das braune Wasser unten. »Mist«, sagte er.
»Polizei!«, rief Archie. »Ich komme die Treppe hinunter.«
Er hielt seine Waffe vor sich und stieg seitlich die Stufen hinunter. Der überflutete Raum am Ende der Treppe war leer, aber es gab eine weitere Tür. Sie war nur angelehnt, und Archie sah den unverwechselbaren blauen Schein von Aquariumsbeleuchtung.
Er zwang sich in das knietiefe, kalte Wasser und watete bis zu der Tür. Eine gläserne Christbaumkugel schwamm an ihm vorbei. »Susan?«, rief er wieder.
Die Tür war aus Stahl – eine Feuertür; der Besitzer des Hauses wollte diesen Raum schützen. Archie hob die Waffe und drückte die Tür auf.
Der Raum war voller Fische.
Die Aquarien erleuchteten
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