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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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und ein paar Pumpen.« Der Junge nickte und machte sich auf die Suche nach den Sachen.
    Die Journalistin blickte sich um. »Von hier beziehen Sie also Ihre Fische?«, fragte sie.
    Er war ein treuer Kunde gewesen. Bis der Detective ihm erzählt hatte, dass der Laden seinen Namen verraten hatte. Das war mieser Kundendienst. Sie hatten es verdient, ausgeraubt zu werden.
    »Sie müssen mir helfen, das Aquarium zu tragen«, sagte er. Er rückte näher, aber sie wich vor ihm zurück.
    »Sie werden mich losbinden müssen«, sagte sie.
    Er machte noch einen Schritt, und sie versuchte, dasselbe zu tun, aber er drückte sie an eine Wand mit Frischwassertanks.
    Er schob sein Gesicht nahe an ihres, stieß mit der Nase an ihren Hals und schmeckte mit der Zunge ihr nasses Haar. »Wenn Sie wegzulaufen versuchen, bestrafe ich ihn«, flüsterte Roy. Er leckte vor ihrem Ohr weiter über ihre Lippen. »Er schreit, wenn ich ihn bestrafe.«
    Er legte eine Hand flach auf ihre Brust und spürte, wie ihr Herz darin flatterte; ihre Brustwarze war fast unter seiner Handfläche. Gut. Sie hatte wieder Angst.
    Wer einen treuen Hund haben wollte, musste ihn erst einmal windelweich prügeln.
    Er drückte sich an sie und fasste mit beiden Händen um ihre Hüften. Er spürte ihre kurzen Atemstöße an seinem Hals, die nasse Wolle ihres Pullovers an seinen Armen. Dann ließ er die Arme zu ihren Handgelenken gleiten und band sie los. Sie wimmerte, als er die Schnur wegzog. Er ließ sie demonstrativ zu Boden fallen. Er brauchte sie nicht mehr.
    »Braves Mädchen«, sagte er. Er roch ihren Schweiß. Er senkte den Kopf wieder und legte das Gesicht auf ihren Scheitel.
    »Ich habe das Zeug«, sagte der Junge.
    Roy entfernte sich von der Journalistin, und sie schluchzte auf. Der Junge sah sie an, er hatte den Arm voller Sachen. »Leg das dort drüben hin und hole eine Luftpumpe«, sagte Roy.
    Es sah dem Jungen nicht ähnlich, ihn zu stören, und Roy überlegte kurz, ob er es womöglich absichtlich getan hatte.
    Nein, entschied er.
    Dazu hatte der Kleine nicht den Nerv.

52
    Aquarium World lag am Naito Parkway, im Erdgeschoss eines der eleganten alten Gebäude, die auf den Fluss hinausgingen. Es gab ein kleines Parkverbotsschild davor und ein Ladenfenster, das so bemalt war, dass es wie ein Aquarium voller Fische aussah.
    Archie und Flannigan hatten die First Avenue erreicht, einen Block westlich des Naito Parkway. Zwei Streifenwagen folgten ihnen.
    »Die Teams des Sondereinsatzkommandos haben Probleme durchzukommen«, sagte Flannigan. »Die Hälfte der Straßen in der City ist unpassierbar.«
    Was hatte Heil gesagt? Sechzig Zentimeter Wasser genügten, um einen Wagen fortzuspülen?
    »Wir müssen zu Fuß weitergehen«, sagte Archie.
    Die Innenstadt lag im Dunkeln, und der Nieselregen war so fein, dass er wie Nebel aussah. Wasser tropfte von Markisen und Feuertreppen und rauschte die Rinnsteine entlang. Die dreistöckigen Gebäude an der First Avenue waren verziert, ihre Fenster und Dächer überzogen wie Hochzeitstorten. Aber die Läden im Erdgeschoss und die Büros darüber waren geräumt worden, und ihre schwarzen Fenster wurden nur noch vom Widerschein der Straßenlampen und von den Blaulichtern der Streifenwagen erleuchtet.
    Die Stadt wirkte absolut verlassen. Nirgendwo waren Menschen. Nirgendwo parkten Autos. Die Ampeln waren aus. Wasser lief wie ein Wildbach über den Asphalt. Die dünnen, kahlen Äste der Bäume entlang der Gehwege zitterten im Wind. Alles glänzte nass und schwarz wie der Pazifik bei Nacht.
    Archie machte sich nicht die Mühe, zu parken. Er stellte den Wagen einfach mitten auf der Straße ab, stieg aus und ging nach hinten zum Kofferraum.
    Die beiden Streifenwagen, die ihnen folgten, blieben stehen. Ihre roten und blauen Lichter wirkten seltsam beruhigend. Sie stellten etwas Vertrautes in einer Umgebung dar, die plötzlich durch das bestimmt wurde, was ihr fehlte – Käufer, Büroangestellte, Radfahrer, Busse, ausgerissene Teenager mit ihren Dreadlocks und Pappkartonschildern.
    Archie öffnete den Kofferraum und zog seine Jacke aus.
    »Zieht eure Westen an«, rief er den uniformierten Beamten zu, die bereits aus ihren Fahrzeugen stiegen. Sie waren beide jung und schlank, glatt rasiert, der eine blond, der andere dunkelhaarig. »Wir gehen zu Fuß«, sagte Archie.
    Er zog eine kugelsichere Weste aus dem Kofferraum und legte sie an, dann gab er Flannigan eine.
    Flannigan zog sie an.
    Niemand sprach ein Wort.
    Hubschrauber dröhnten

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