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Totenfrau

Totenfrau

Titel: Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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ganz in Blums Nähe, irgendwo in der Stadt. Unbescholtene Bürger, so wie Schönborn. Angesehene Männer, Psychopathen, Mörder. Dass sie für Marks Tod verantwortlich sind, davon ist Blum mittlerweile überzeugt. Es gibt keinen Zweifel, alles passt zusammen. Alles, was Dunja gesagt hat. Es passiert wirklich. Sie muss etwas tun. Irgendetwas. Jetzt.

26

Er ist vielleicht Mitte fünfzig. Ein Mann im Anzug. Johannes Schönborn, der Vater von Edwin, der Landesrat, der ehemalige Besitzer des Hotels in Sölden. Blum ist einfach zur Landesregierung gefahren, sie ist hinauf in den zweiten Stock und hat nach ihm gefragt. Der Landesrat sei nicht zu sprechen, hieß es, einen Termin würde Blum frühestens in fünf Wochen bekommen. Sie bedankte sich und wartete vor seinem Büro auf ihn. Eine Stunde lang starrte sie das Bild an, das vor ihr an der Wand hing, eine Frau mit einem Hirschkopf, Brüste, ein Geweih. Blum und die Hirschfrau. Es gab keine andere Möglichkeit, mehr zu erfahren. Schönborn war der Einzige, der ihr die Wahrheit über das angebliche Bordell im Wellnessbereich sagen konnte, über mögliche Freier, über Dunja, Youn, Ilena. Er musste etwas wissen, er musste etwas damit zu tun haben. Irgendetwas. Deshalb ging sie ihm nach, als er aus dem Büro kam. Er spazierte in ein Restaurant, sie setzte sich an die Bar und beobachtete ihn. Dass er alleine dort beim Essen saß, war ein Glücksfall. Dass der Stuhl ihm gegenüber frei blieb und nur auf sie wartete.
    Blum wundert sich über die Ruhe, die dieser Mann ausstrahlt. Wie gelassen er weiterisst. Fast kommt es ihr so vor, als hätte er seinen Spaß daran, als sähe er ihren Auftritt als willkommene Abwechslung an. Ein Mann, der nichts zu befürchten hat, ein Mann, der sich nach allen Seiten hin abgesichert hat, einer, der sich seiner Macht bewusst ist und jederzeit bereit ist, sie einzusetzen. Der Landesrat für Finanzen. Und die Bestatterin. Schönborn und Blum.
    – Ich muss mit Ihnen über Ihren Puff reden.
    – Was müssen Sie?
    – Ihr Puff, das Bordell im Annenhof. Sie erinnern sich?
    – Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe.
    – Doch, das haben Sie.
    – Ich möchte gerne in Ruhe essen.
    – Das ist in Ordnung für mich, solange Sie mir dabei erzählen, was Sie damals getrieben haben.
    – Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?
    – Doch.
    – Was erlauben Sie sich? Sie stören meine Mittagsruhe und erdreisten sich, mir mit diesen haltlosen Vorwürfen von damals den Appetit zu verderben.
    – Wie gesagt, von mir aus können Sie ruhig weiteressen.
    – Kennen wir uns?
    – Nein, aber ich könnte allen hier sagen, dass ich für Sie gearbeitet habe damals.
    – Was meinen Sie?
    – In Ihrem Wellnesshotel. Ich könnte allen hier sagen, dass ich für Sie angeschafft habe. Ich könnte eine richtig hübsche Szene machen. Und ich bin mir sicher, der eine oder andere würde mir glauben. Ich kann das richtig gut, müssen Sie wissen.
    – Warum sollten Sie so etwas tun?
    – Weil ich wissen möchte, ob es dieses Bordell in Ihrem Hotel gegeben hat.
    – Sie sind lustig.
    – Bin ich das?
    – Sehr amüsant, ja. Die Nudeln sind übrigens großartig hier, sollten Sie auch probieren. Wenn Sie schon mal hier sind.
    – Also? Was sagen Sie dazu?
    – Es hat kein Bordell gegeben. Niemals, zu keiner Zeit.
    – Blödsinn.
    – Die Damen haben Massagen gegeben, mehr nicht. Klassische Rückenmassagen, Klangmassagen, Lymphdrainagen, Unterwasserdruckstrahlmassagen, Ayurveda und Warmsteinmassagen, das volle Programm. Unsere Gäste haben es genossen.
    – Die Freier.
    – Gäste, mein Fräulein, zufriedene Gäste. Sogar der Dorfpfarrer war Stammgast in unserem Haus.
    – Der Pfarrer?
    – Das spricht doch wohl für sich, oder? Ein Geistlicher hat dem Ganzen seinen Segen gegeben, er hatte es mit den Bandscheiben, der Gute. Die Damen haben ihm sehr geholfen. Da war alles, wie es hat sein sollen.
    – Sie haben also den Pfarrer glücklich gemacht.
    – Ja. Ein sehr guter Mann, so wie es aussieht, wird er wohl der nächste Bischof werden.
    – Er war Stammgast?
    – Ja. Und damit sind jetzt hoffentlich all Ihre Fragen beantwortet und wir können gemütlich ein Glas Wein miteinander trinken.
    – Von mir aus.
    – Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass da etwas nicht gestimmt hat damals? Und warum jetzt? Nach so vielen Jahren. Warum interessieren Sie sich überhaupt für dieses leidige Thema?
    – Sie sind doch Jäger, oder?
    – Und?
    – Fünf Männer, die ihren

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