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Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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war.
    Abends um zehn ging es auf dem Stützpunkt so geschäftig zu wie tagsüber. Auf den Straßen dröhnten Humvees, Pick-ups, Jeeps und Motorräder. Fußgänger eilten zu Kantinen, Freizeitzentren, Duschen oder zurück in ihre Quartiere. Funktürme und Lichtmasten flackerten vor dem nächtlichen Himmel.
    Die Luft war kühl, derWind kam frisch aus den Bergen. Insekten umschwärmten die Straßenlaternen.
    Immer wieder nach demWeg fragend, fand ich schließlich das einstöckige, gelbe Gebäude, über dessen Eingang einTransparent mit derAufschrift Lighthouse hing. Draußen standen ein paar Gäste herum, ihre Zigarettenspitzen leuchteten orange in der Dunkelheit.
    »Mom! Mom, hierher!«
    Ich hob den Kopf.
    Katy winkte mir vom Balkon im ersten Stock.
    »Komm hoch.«
    Ich hatte den Knöchel völlig vergessen, als ich mich durch dieTür zwängte und dieTreppe hochstieg.
    Der Laden war gesteckt voll, nur einTisch war frei. Ich ging eben darauf zu, als Katy strahlend und mit weit ausgebreitetenArmen auf mich zustürmte.
    Als wir uns umarmten, staunte ich über die Kraft meinerTochter. Über die neue Härte ihres Bizeps.
    »Heilige Scheiße, Mom. Du bist ja wirklich hier.«
    »Ja, bin ich wirklich.«
    »Ich war bei deiner Unterkunft, aber du warst nicht da.«
    »Ja«, sagte ich nur.
    Ein Lance Corporal der Marines ging auf den freienTisch hinter uns zu. Ein Blick von Katy, und er machte kehrt.Wir beide setzten uns.
    » Was ist mit deinem Fuß los?«
    »Hab mir einen Muskel gezerrt.«
    » Weichei.«
    »Genau. Hab deine Nachricht erhalten. Hat ein Scott Blanton sich bei dir gemeldet?«
    » Wer?«
    »Egal.«
    Katy hatte ihre Haare sehr kurz geschnitten. Das wurde zwar nicht verlangt, aber meineTochter war noch nie ein Freund von halben Sachen gewesen.
    »Ich habe deine E-Mails erhalten.«
    »Und warum hast du nicht geantwortet?«
    »Unsere Einheit war außerhalb des Lagers. Sind eben zurückgekommen.«
    » Was habt ihr getrieben?« So beiläufig, wie es nur ging.
    »Kann ich nicht sagen. Das verstehst du doch.Außerdem wissen wir doch beide, wie du sein kannst.«
    » Wie ich sein kann?«
    Katy machte Glubschaugen, öffnete den Mund und schlug sich mit den Händen auf dieWangen. »Völlig hysterisch.«
    »Ich werde nicht völlig hysterisch.«
    »Okay.Aber du machst dir zu viele Sorgen.«
    »Oder du zu wenig.« Die Müdigkeit. Der Knöchel. Ich bedauerte den Satz, kaum dass ich ihn ausgesprochen hatte.
    Katy kniff den Mund zusammen.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich hatte einen langenTag.«
    »Ich mache nur meinen Job, Mom, genauso wie du. Du bist hierhergekommen. Ich bin hierhergekommen.Wir wussten beide, dass wir nicht in den Club Med fliegen.«
    »Du hast recht. Hysterisch. Okay.«
    KatysAusdruck wurde sanfter.
    »Braucht dir nicht leidzutun. Ich wäre am Boden zerstört, wenn du dir keine Sorgen machen würdest.Wer würde das denn sonst für mich tun?«
    Wir bestellten Snacks und Kaffee, der sogar Dickhäutern Herzrasen beschert hätte. Unser weiteres Gespräch beschränkte sich auf sichere Themen. Was zu Hause in Charlotte passierte. Petes bevorstehende Hochzeit mit Summer.
    Schon bald legte Katy ihre Hand auf meine.
    »Muss morgen früh raus. Und du siehst aus, als würdest du auf R eserve laufen.«
    »Tu ich auch. Und ich muss auch im Morgengrauen aufstehen.«
    Ich bezahlte die R echnung.Wir standen auf. Katy wandte sich zum Gehen. Drehte sich mit Schalk in denAugen noch einmal um.
    »Und danke.«
    » Wofür?« Ich hatte keineAhnung.
    »Dass du meine Frisur nicht runtergemacht hast.«
    Als Katy ging, ging einTeil meines Herzens mit ihr.Aber ich würde sie bald wiedersehen.
    Während ich in der Dunkelheit zurückging, überlegte ich. Duschen? EinAbstecher in die Kantine, um mir mehr Essen und Eis für meinen Knöchel zu besorgen?
    Vergiss es.
    Wieder in meinem Quartier, stellte ich dieWeckfunktion meines iPhones, zog die Jeans aus und schlüpfte ins Bett.
    Während über meinem Kopf Motoren dröhnten, schlief ich ein.

23
    Als ich aufwachte, dröhnten über meinem Kopf noch immer Motoren.
    Meinem Knöchel ging es besser, aber in meinem Kopf pochte es, eine Mischung aus Jetlag, Mangel an vernünftigem Essen und dünnerWüstenluft.
    Ich zog mich schnell an und sah nach meinen E-Mails. Nichts von Larabee.AchtTage, seit man das Mädchen gefunden hatte. Ich befürchtete, dass mein Fahrerfluchtfall ziemlich schnell kalt wurde.
    In der Kantine holte ich mir Eier und Bratkartoffeln, goss mir Kaffee ein und suchte mir einen

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