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Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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unerfahren, um davonzurennen. Die Wucht der Explosion hatte mich ins Grab geschleudert. Die Schuttschicht über mir war gar nicht so dick gewesen. Und obwohl es mir vorgekommen war wie eine Ewigkeit, war ich nur ungefähr zehn Minuten verschüttet gewesen. Die Seitenwände der Grube hatten mich geschützt.
    » Wahrscheinlich eine M252A1 «, spekulierteWelsted während der Fahrt. »Man lernt, die Unterschiede zu erkennen. Jede Granate singt in der Luft ihr eigenes Lied.«
    »Sehr interessant, aber irrelevant. Die wichtige Frage ist doch:Wer hat das verdammte Ding abgefeuert?«
    »Das kann man imAugenblick einfach nicht sagen.Wahrscheinlich kein friendly fire. Unsere Leute hätten mehr als eine abgefeuert.«Welsted beantwortete zwar Blantons Frage, jedoch direkt an mich gewandt. »Die M252 stammen zwar aus britischer Herstellung, aber unsere Mörsereinheiten verwenden sie.Army und Marines.WennTruppen gezwungen sind, sich schnell zurückzuziehen, könnenWaffen zurückgelassen werden.«
    »Und die Aufständischen sammeln sie auf.«
    Welsted nickte. »Sie nehmen sie und tun damit, was jeder clevere Feind tun würde.«
    » Waren wir das Ziel?«, fragte ich.
    Welsted zuckte dieAchseln. »Kann sein, dass ein Späher unser Fahrzeug entdeckt und die Chance gesehen hat, es zu eliminieren, es könnte aber auch eine Fehlzündung gewesen sein oder eine falsche Flugbahnberechnung auf ein anderes Ziel. Könnte –«
    »Könnte auch jemand was weltklassemäßig vergeigt haben. Ich bin hier rausgekommen, um einen Job zu erledigen, nicht um mir denArsch abschießen zu lassen.«
    Welsted warf Blanton einen vernichtenden Blick zu.
    » Wir sind hier in einem Kriegsgebiet. JederAuftrag birgt ein gewisses Risiko.«
    » Werden Sie Ermittlungen anstellen, woher die Granate kam?«, fragte ich.
    »Ein Erkundungsteam ist bereits unterwegs, aber ich erwarte nicht viel. Diese Granatwerfer wiegen nur gut dreißig Kilo. Ein Zweimannteam kann inWindeseile eine Granate abschießen und verschwinden. Und der Mörser hat eine R eichweite von dreieinhalb Meilen. Das ist eine Menge Sand zumAbsuchen. Bin überrascht, dass die Schützen nur eine Granate abgefeuert haben.Wahrscheinlich hatten sie nur eine.«
    »Sind dieTaliban nicht klasse?« Blanton schüttelte angewidert den Kopf.
    In diesemAugenblick traf der Humvee ein Schlagloch. Der plötzliche R uck schickte mir einen Feuerstoß vom Knöchel bis ins Knie.Welsted sah, dass ich zusammenzuckte.
    »Sie sollten sich das behandeln lassen.«
    »Ich kümmere mich selber darum.«
    »Ihre Entscheidung.«
    Und das war mir auch recht so. Die ganze Sache war mir schon peinlich genug. Dank Helm und Panzerweste beschränkten sich meine Verletzungen auf Schnitte und Abschürfungen. Aber der verstauchte Knöchel hatte mich gezwungen, den R est der Exhumierung am Grabesrand sitzend zu überwachen.
    Verängstigt von der Explosion, hatten die ursprünglichen Grabhelfer sich geweigert zurückzukehren. Die Ersatzleute waren ähnlich jung und ähnlich stark gewesen, aber deutlich weniger engagiert, was eine konzentrierte Überwachung und umfangreicheAnweisungen erfordert hatte.
    Zwanzig Minuten nach dem Start erreichten wir Delaram und unseren wartenden Blackhawk.Als ich darauf zuhumpelte, sah ich, dass die Leichensäcke in den Frachtraum gehievt wurden. Ich beeilte mich, zuWelsted zu kommen.
    »Ich glaube, die Leichen sollten vorne mitfliegen.«
    » Warum?«
    »Sie im Frachtraum zu verstauen könnte als R espektlosigkeit interpretiert werden.Als würde man eine Leiche im Kofferraum einesAutos transportieren.«
    Blanton sah zu, wieWelsted den Befehl gab, die Überreste nach vorne zu bringen, sagte aber nichts.
    Als ich mich anschnallte, sah ich das Dorftrio in einem verrosteten Jeep heranfahren. Der große Mann und der mit dem Muttermal stiegen aus und gingen auf den Hubschrauber zu. Sie würden mit uns kommen, um dieAutopsie zu überwachen, wie es die Übereinkunft vorsah. Ich überlegte mir, ob Uncle Sam ihnen einen R undflug spendierte oder ob der Fahrer über Land nach Bagram holperte, um sie wieder abzuholen.
    Während des Fluges warf ich verstohlene Blicke auf die Männer. Beide saßen mit verschlossenen Gesichtern da und starrten auf ihre Hände. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie dachten. Konnte nicht einmalVermutungen anstellen.
    Wir kamen zügig voran, erreichten Bagram aber trotzdem erst nach Sonnenuntergang. Der Stützpunkt leuchtete wie ein Netz aus Licht in einem Meer der Dunkelheit.
    Ich war erschöpft,

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