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Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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nicht in meiner Flanke.«
    Katy lächelte. Sie trugTarnanzug und Stiefel. Ein M16 hing ihr über der Schulter.
    Merkwürdig, meineTochter bewaffnet zu sehen.
    »Einen Kaffee?«, fragte sie.
    »Klar.«
    Der Innenraum des Green Bean sah aus wie jedes x-beliebige Café zu Hause. Eine Karte an derWand bot unzähligeVariationen von Kaffee undTee an. Im Hintergrund zischte eine Espressomaschine.
    » Was für einen willst du?«, fragte ich. »Ich zahle.«
    »Normalen Kaffee, nur mit Milch.«
    Noch eine Überraschung. Der Kaffeegeschmack meinerTochter entsprach nun ihrer neuen Frisur. Einfach und praktisch.
    Wir setzten uns in Sessel vor einerWand, die mit militärischenAbzeichen bedeckt war. Das Leitmotiv war der Kampf: Schädel, Schwerter, eiserne Kreuze. Die 335th FTR SQDN nannte sich selbstThe Chiefs, die Häuptlinge.
    Katy bemerkte, dass ich dieAnsammlung anstarrte. »Viele Einheiten haben ihre eigenenAbzeichen. Die sind so was wie Familienwappen.«
    Ich wusste das, ließ sie aber erklären. DasThema unserer Unterhaltung war mir egal, es machte mich einfach glücklich, mit meinerTochter zusammen zu sein.
    Irgendwann fragte Katy mich nach meinen Ermittlungen.
    »Es lief gut«, sagte ich.
    »Bist du fertig?«
    »Ich fliege morgen ab.«
    Katy erwiderte nichts. Ich fragte mich, ob sie traurig war, dass ich wieder ging. Erleichtert?War ich in eineWelt eingedrungen, die sie lieber für sich behalten wollte?
    »In Manas habe ich zwei Frauen kennengelernt«, sagte sie nach einer Pause, die ewig zu dauern schien. »In Pete’s Place.«
    » Was ist das?«
    »Eine Bar auf dem Stützpunkt. In Manas sindArmeeangehörigen alle zwanzig Stunden zwei alkoholische Getränke erlaubt. Oder so was in der Richtung.Ausgenommen die Marines.«
    » Warum nicht die Marines?«
    »Schätze, einige haben sich ein paar zu viel genehmigt und alles vermasselt.Wie auch immer, dort geht es sehr viel zivilisierter zu als hier inAfghanistan.«
    »Kein Freund desAlkoholverbots.«
    Sie verdrehte dieAugen. »Also, diese beiden Frauen waren Mutter undTochter und hatten sich gemeinsam verpflichtet, dieAusbildung absolviert und wurden dann gemeinsam in den Einsatz geschickt.«
    »Im Ernst?«
    »Sie waren bei derAir Force, eingesetzt als Geleitschutz.«
    » Willst du mir vorschlagen, dass wir uns zusammentun?«
    Ein lautes Lachen. Noch eine Pause und dann: »Meine Einheit bricht in zweiTagen wieder auf.«
    » Wohin?«
    »In den Norden. Mehr kann ich nicht sagen. Und eigentlich weiß ich auch nicht mehr.«
    »Verstehe.« Ich tat es. Und hasste es.
    Katy trank den letzten Schluck ihres ach so einfachen Kaffees und fragte: »Bereit, die Shoppingmeile unsicher zu machen?«
    Wir lachten beide. Die »Shoppingmeile« von Bagram bestand aus einem Gewirr von Läden und Kiosken, die vorwiegend örtlich hergestellte Produkte anboten. Sachen aus Messing, Holz oder Stoff. Schmuck.Teppiche. Das war so ziemlich alles.
    »Führe mich, o Kaiserin des Shoppens.«
    Sie tat es.
    »Sind die Händler alleAfghanen?«, fragte ich.
    »Ich glaube schon. Sie kommen in der Früh, passieren die Sicherheitskontrollen, betreiben ihre Stände, checken am Abend wieder aus und gehen nach Hause. Wir reden von sechzehn, siebzehn Stunden am Tag.«
    Händler, an denen wir vorübergingen, luden uns höflich ein, ihreWaren zu begutachten. Hin und wieder blieben wir stehen. Ich bewunderte eben ein sehr fein gewebtesTuch, als etwas meine freie Hand streifte. Ich drehte mich um.
    Ein afghanisches Mädchen von vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahren stand vor mir und starrte mir mit ihren großen, braunenAugen ins Gesicht.
    »Hallo.« Ich lächelte.
    Das Mädchen flüsterte etwas auf Paschtu oder Dari. Ich verstand nur einWort.Allah.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich verstehe nicht.«
    Hektisch nach links und rechts blickend, wiederholte sie, was sie gesagt hatte.Vielleicht.Wieder verstand ich nurAllah.
    Wollte das Mädchen etwas? Oder wollte sie einfach nur ihre frohe Botschaft verbreiten?
    Katy untersuchte einTuch an einem anderen Stand. Ich winkte sie zu mir.
    »Verstehst du, was sie sagt?«
    »Denk dir nichts.« Katy senkte die Stimme. »Sie ist ein bisschen daneben.«
    » Was meinst du damit?«
    »Ich habe sie das schon öfter tun sehen.«
    » Was?«
    »Frauen in Zivil anquatschen.« Katy schob mich um das Mädchen herum auf die Straße. »Eine meiner Stubenkameradinnen sagt, die Kleine spinnt.«
    Ich ließ mich von ihr führen. Doch als wir wieder stehen blieben, schaute ich mich um.
    Das

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