Totengeld
in einem Gemischtwarenladen namens Yum-Tum?«
»Ja. Das war ein Leckerbissen.«
»Haben Sie nach den Überwachungsbändern gefragt?«
»Kamera ist im Arsch, weil der Besitzer im Arsch ist. Die Tussi hat das tatsächlich so gesagt.«
»Hatten irgendwelche anderen Läden Videoüberwachung? Vielleicht eine Kamera, die auf die Straße gerichtet war und den Unfall aufgenommen hatte?«
»Überall dieselbe Geschichte. Die Bänder werden alle vierundzwanzig Stunden überschrieben.«
»Was ist mit dem Fahrzeug? Haben Sie schon Laborergebnisse zum Lack?«
»Aber natürlich. Die haben es ganz oben auf ihre Liste gesetzt und das Ergebnis mit einer Limousine geschickt.«
»Haben Sie in Karosseriewerkstätten nachgefragt? Hat irgendjemand ein Auto mit einem Schaden gebracht, der zu einem Zusammenstoß mit einem Fußgänger passt?«
»Haben Sie heute Morgen zu viel Kaffee getrunken?«
Ich ignorierte die Bemerkung und erzählte Slidell von meinen Recherchen auf NamUs und Doe Network.
»Überrascht mich nicht. Larabee hat sie durch jedes System auf dem Planeten geschickt. Ich habe die Vermisstenfälle durchgesehen. Kein Mensch hat ein Mädchen als vermisst gemeldet, das zum Profil passt.«
»Wie weit sind Sie zurückgegangen?«
»Weit genug. Sie ist ganz offensichtlich nicht von hier.«
»Sie könnte eine Ausreißerin sein.«
Einige Augenblicke schwiegen wir beide. Im Hintergrund hörte ich gedämpft Verkehrsgeräusche. Slidell sprach als Erster wieder.
»Das Mädchen bewegte sich unterm Radar hindurch. Keine Papiere bei sich. Keine Schlüssel. Nichts. Dass wir ihr einen Namen zuordnen können, ist eher unwahrscheinlich. Was haben Sie vor?«
»Wir müssen es trotzdem versuchen.«
»Mein Chef sitzt mir wegen dieser verschwundenen Frau im Nacken.«
»Zweigleisig fahren, Detective.«
Slidell machte ein Geräusch und legte auf.
11:02. So viel zu Skype.
Ich schrieb Katy eine E-Mail. Sorry, dass ich dich verpasst habe. Alles okay? Schlag einen neuen Zeitpunkt vor. Hab dich lieb, Mom.
Auf zu den Hunden.
Doch anstatt nach oben zu gehen und mich anzuziehen, holte ich mir frischen Kaffee und setzte mich wieder an meinen Schreibtisch.
Ich wählte die Nummer des Forensischen Instituts des SBI in Raleigh. Fragte nach Josie Cromwell von der Abteilung Forensische Biologie und DNS . Bald darauf nahm sie ab.
»Ms. Cromwell.«
»Hey, Josie. Tempe Brennan.«
»Wie geht’s dir, altes Mädchen?«
»Gut. Und dir?«
»Kann nicht klagen. Weißt du immer noch, wo die ganzen Leichen vergraben sind?«
»Ein paar. Hast du sehr viel zu tun?«
»Sitze nur herum und halte meine Fingernägel sauber.«
Wir lachten beide. Es war ein Zitat von einem Mann, den sie erst kürzlich bei der Bewerbung um einen Projektleiterposten aus dem Rennen geschlagen hatte.
»Wie ist es, Chef zu sein?«
»Hat so seine Höhepunkte. Und, was ist los? Kommst du nach Raleigh?«
»Leider nein. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
»Aha.«
»Ich habe hier ein junges Mädchen, im Teenageralter, Fahrerfluchtopfer. Von hinten angefahren und zum Sterben liegen gelassen.«
»O Gott.« Ich stellte mir vor, wie Josie den Kopf schüttelte und ihre kurzen schwarzen Dreadlocks hüpften.
»Ich weiß nicht so recht, wie engagiert der Chefermittler den Fall angeht. Er glaubt, dass sie illegal und eine Prostituierte ist.«
»Nur noch eine tote Nutte.«
»Wir haben Fingerabdrücke, aber die Kleine ist in keinem System. Wir finden keine Vermisste, auf die ihr Profil passt. Wir haben natürlich DNS -Proben genommen.«
»Die nutzlos sind, solange du keinen Namen hast und weißt, wen du wegen Vergleichsproben anrufen kannst.«
»Genau. Aber der Pathologe hat Sperma gefunden. Wir hoffen, dass uns das vielleicht weiterbringt.«
»Verstehe. Allerdings haben wir einen Rückstau, der die Besserverdienenden hier zum Schwitzen bringt.«
»Irgendeine Chance, dass du das Mädchen ein bisschen nach vorne schieben kannst?«
»Ich werde tun, was ich kann. Was wahrscheinlich nicht viel ist.«
»Tim Larabee schickt dir die Proben.« Ich gab ihr die relevanten Fallinformationen. »Ich stehe in deiner Schuld.«
»Davon kannst du ausgehen.«
Noch immer loggte ich mich nicht aus.
Ich klickte auf das Foto, das ich am Abend zuvor eingescannt und an mich selbst und an Slidell geschickt hatte. Darauf lag das Mädchen bleich und still in ihrem Sack.
Ich fragte mich, wie sie lebendig ausgesehen hatte, als noch eine Seele ihr Gesicht belebte, und welche Schrullen und
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