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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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stemmte die Vorderpfoten auf das unterste Regalbrett, streckte sich zu seiner vollen Größe und schnupperte.
    Genau. Instant-Maisgrütze. Mit dem restlichen Thunfisch.
    Ich musste lächeln, als ich sah, dass der Kater zum zweiten Mal Porridge à la mer aß. Nach zwei frustrierenden Tagen war es schön, jemandem eine Freude zu machen.
    Ein schneller Blick auf den Anrufbeantworter meines Festnetzanschlusses. Keine Nachrichten.
    Ein schneller Blick in die Gemüsefächer. Ein Dreierpack Romanasalat, der bereits deutlich braun wurde. Vier verschrumpelte Karotten. Eine Gurke mit der Konsistenz von Plastilin.
    Auf den Regalen standen Orangensaft, Cola light, Pflaumenkompott, Oliven, Gewürze und eine Packung Milch, die bereits zehn Tage überfällig war.
    Im Gefrierfach lagen ein mit Reif überzogener Burrito und eine Hühnchenpastete.
    Während die Mikrowelle die Pastete erhitzte, loggte ich mich in mein Gmail ein.
    Nichts von Katy.
    Entspann dich. Es geht ihr gut. Keine Nachrichten sind gute Nachrichten.
    Nichts von Ryan.
    Warum hatte sich Katy nicht gemeldet? E-Mail? SMS? Sie wusste, dass ich durchdrehen würde vor Sorge. Tägliche Kommunikation war nicht möglich, aber sie hatte es stets versucht. Und sie hatte noch nie einen vereinbarten Skype-Termin verpasst.
    Großmutters Uhr schlug acht. Obwohl ich müde und besorgt war, zwang ich mich zur Arbeit.
    Der Rest der E-Mails förderte entweder Werbung oder zumindest nichts Dringendes zu Tage.
    Ich aß die Pastete, viel Gemüse, wenig Geflügel. Wusch die Katzenschüssel aus. Bezahlte ein paar Rechnungen. Schaute mir eine Folge von Boardwalk Empire an, während Birdie auf meinem Schoß schnurrte.
    Ich musste mich sehr anstrengen, um nicht alle zehn Minuten meinen Mail-Eingang zu checken.
    Um zehn duschte ich und ging ins Bett.
    Schlafen? Wem wollte ich was vormachen?
    Kein prüfender Zeh im Wasser, kein tastendes Waten. Mein Hirn tauchte direkt in einen Strudel der Besorgnis.
    Wer war das tote Mädchen? Warum war sie mitten in der Nacht ohne Ausweis und ohne Schlüssel unterwegs? Hatte irgendjemand Sachen aus ihrer Handtasche genommen?
    Warum dann ihren Ausweis stehlen, John-Henrys Clubkarte aber drinlassen?
    Das konnte ich beantworten. Die Karte hatte im Futter der Tasche gesteckt. Aber warum? Wollte das Mädchen sie verstecken? Hatte jemand ihren Ausweis gestohlen, aber Storys Karte übersehen? Ihr Mörder?
    Was für einen Wert konnte eine Karte für eine Flughafenlounge haben? Das war keine Kreditkarte.
    Story war seit sechs Monaten tot. Slidell hatte gesagt, die Karte sei in dieser Zeit nicht mehr benutzt worden. Und dass sie ohne Story nicht benutzt werden konnte.
    Mir fiel noch eine andere Möglichkeit ein.
    Konnte es sein, dass John-Henry Story noch am Leben war? Falls ja, hatte er seinen eigenen Tod vorgetäuscht? Um was zu erreichen?
    Und – noch viel beunruhigender: Wenn nicht Story in diesem Lagerhaus umgekommen war, wessen Knochen hatte ich dann untersucht?
    Ich schaltete das Licht an und schaute auf mein Handy, ob ich eine E-Mail oder eine SMS von Katy bekommen hatte.
    Scheiße.
    Licht aus.
    Die Neuronen in Aufruhr.
    John-Henry Story war einundfünfzig gewesen, als er starb. Meine Unbekannte war vielleicht fünfzehn. Hatte Story sie gebeten, mit ihm zu reisen? Für ihn? Wohin? Wozu?
    Die grauen Zellen lieferten keine Hypothesen.
    Irgendwie war Storys Karte aus seinem Besitz in die Handtasche des Mädchens gelangt.
    Die pinkfarbene Handtasche, die neben ihrer Leiche im Dreck lag.
    Ich stellte mir eine verlassene Straße vor, ein abfallendes Bankett, Scheinwerfer, die die nächtliche Dunkelheit durchstachen.
    Mir kam ein anderer Gedanke.
    Hatte John-Henry Story etwas mit der Fahrerflucht zu tun?
    War er der Fahrer gewesen?
    O Mann. Das war jetzt aber eine gewagte These.
    Eine These ohne jede Grundlage. Eine reine Traumsequenz. Völlig unwissenschaftlich. Auch wenn Story seinen Tod nur inszeniert hatte, der Brand war im April gewesen, lange vor dem Mord an dem Mädchen.
    Da der Schlaf einfach nicht kommen wollte, warf ich die Decke zurück und stieg in die Küche hinunter. Birdie stapfte hinterher, verwirrt, aber bereit.
    Ich erhitzte eine Tasse Wasser, hängte einen Pfefferminz-Teebeutel hinein und goss den Rest der Milch in eine Untertasse. Birdie schlabberte sie weg, es war ihm völlig egal, dass sein Snack alles andere als frisch war.
    Während ich am Tee nippte, schlugen meine Gedanken eine andere Richtung ein.
    Dominick Rockett, der ehemalige Soldat mit

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