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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Richtete sich auf Flughöhe schließlich aus.
    Ich schloss die Lider. Versuchte zu schlafen.
    Der Flug war sehr holperig, die Motoren dröhnten ohrenbetäubend. Eisige Luft blies mir den Rücken hoch. Obwohl ich Schulter an Schulter und Schienbein an Schienbein mit meinen Banknachbarn saß, fuhr mir eine durchdringende Kälte in die Knochen. Schon nach kurzer Zeit hatte ich das dringende Bedürfnis, mich zu strecken oder wenigstens meine Sitzposition zu ändern. Wusste aber, dass ich keine Chance hatte.
    Die Zeit verging. Mein Verstand oszillierte zwischen Wachen und Schlafen.
    Plötzlich machte mein Körper einen Satz in einem Winkel, der nicht richtig sein konnte. Der Schrank neben mir spannte die Muskeln an.
    Adrenalin schoss durch mein System.
    Ich riss die Augen auf.
    Die Maschine war dunkel wie ein Grab.
    Und stürzte zur Erde.

 
    18
    Alles um mich herum war schwarz.
    Meine linke Seite wurde gegen den Schrank von Mann gedrückt. Der Junge mit den Zähnen knallte gegen mich. Da ich wusste, dass man gegen die Schwerkraft nicht ankam, versuchte ich erst gar nicht, mich aufzurichten.
    Dann hörte das Jaulen der Motoren plötzlich auf. Unser Drei-Personen-Sandwich löste sich leicht voneinander.
    Die Räder kamen hart auf dem Boden auf. Dann noch einmal, mit weniger Wucht. Und dann noch einmal.
    Mein Herzschlag beruhigte sich. Wir rollten auf festem Grund.
    Nach kurzer Rollfahrt stoppte die Maschine abrupt. Die Beleuchtung sprang an, die Luke ging auf, Außenluft drang ins Innere und brachte den Geruch nach Treibstoff und Abgasen mit sich.
    Wir warteten, bis die Frachtpaletten abgeladen waren, holten dann Reihe um Reihe unsere IBA s, gingen nach hinten und sprangen auf den Asphalt. Mein Blick wanderte im Kreis, suchte nach Hinweisen auf das fremde Land, von dem ich schon so viel gehört hatte.
    Über mir blinkte ein Universum aus Sternen in einer endlosen schwarzen Kuppel. Auf dem Boden war nichts als Dunkelheit.
    Wir alle warteten, bis die Gepäckpaletten geöffnet wurden. Holten unsere Sachen ab. Weil ich nicht so recht wusste, was ich tun sollte, folgte ich anschließend den Marines zu einem rechteckigen, schwarzen Umriss am Horizont.
    Im Näherkommen sah ich, dass es ein eingeschossiges Gebäude war. An der Tür standen ein Mann und eine Frau, Ersterer in Zivilkleidung, Letztere im Tarnanzug und mit achteckiger Schirmmütze.
    Die Frau war etwa so alt wie ich, groß und kräftig, aber attraktiv auf eine nüchterne, ungeschminkte Art. Ihre dunklen Haare waren unter der Mütze am Hinterkopf zusammengefasst.
    Wie bei Katy.
    Nichts da. Konzentrier dich.
    Die Frau trat einen Schritt vor. »Dr. Brennan?«
    Ich nickte, auch wenn mir die Frage überflüssig vorkam. Wie viele Frauen Mitte vierzig kamen mit einem Militärtransporter in Bagram an?
    Als die Frau die Hand ausstreckte, fiel kurzfristig Licht auf die Doppelstreifen auf ihrer Uniform.
    »Maida Welsted. Stützpunktverwaltung.«
    »Captain.«
    Wir gaben uns die Hände.
    Der Mann trat von einem Fuß auf den anderen. Um Ungeduld anzudeuten? Verärgerung? Welsted ignorierte ihn.
    »Ich bin verantwortlich für die Exhumierungsoperation in Sheyn Bagh. Für alles, was für die Mission nötig ist – Mannschaft, Fahrzeuge, Bewaffnung, Lufttransport.« Welsteds Englisch hatte einen leichten Akzent. Britisch? Angloindisch? Spanisch? »Wenn Sie irgendwas brauchen, wenden Sie sich an mich.«
    »Dr. Brennan hat einen langen Flug hinter sich.«
    Der Mann war groß, vermutlich Mitte dreißig. Eine blaue Sportkappe schien einen zurückweichenden Haaransatz zu verstecken.
    Welsted schaute den Mann an. Im trüben Licht, das durch die Tür fiel, konnte ich ihren Ausdruck nicht interpretieren. Aber der Mann schien zu erstarren.
    »Ich wollte nur sagen, wir können das alles auch morgen früh machen. Sie saß jetzt vier Stunden in einem Flugzeug. Wahrscheinlich will sie nur essen und ins Bett.«
    Die Hand des Mannes schnellte mir entgegen. »Scott Blanton, Naval Criminal Investigative Service.« Kurz NCIS , so etwas Ähnliches wie die Kriminalpolizei der Marine.
    Blantons Händedruck war fest, aber kein Vergleich zu Welsteds.
    Wortlos drehte Welsted sich um und ging zu zwei Männern, die vor dem Depot hinter uns standen. Der jüngere trug Jeans und eine Windjacke mit dem Emblem der White Sox. Der ältere trug eine ausgebeulte Leinenhose, ein knielanges Hemd und einen weiten Pullover. Beide hatten Bärte und ungepflegte Haare.
    »Captain Welsted kann ein bisschen steif sein.«

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