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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Anwesenheit.
    »Wie war Ihr Flug?«
    »Ereignislos.«
    »Was Besseres können wir uns nicht wünschen, hab ich recht?« Sie deutete nach links. »Gepäckabholung ist dort.«
    Mensforth führte mich durch ein Terminal mit Betonboden, das aussah wie der Keller einer stalinistischen Fabrik. Jungmänner mit sehr hohen, spitzen Hüten und in langen Wollmänteln standen mit automatischen Waffen vor der Brust herum.
    Meine Reisetasche stand auf dem Boden, ein hellbrauner Fleck in einem Meer aus vielfarbigem Leder und geflecktem Tarnmuster. Ich stapfte hinein und zerrte die Tasche heraus.
    »Geben Sie mir Ihren Pass.« Mensforth streckte die Hand aus. »Ich kümmere mich ums Visum.«
    »Danke.«
    »Die Bürokratie hier spottet jeder Beschreibung.«
    Langsam leerte sich der Gepäckbereich. Ich stand da, die Kälte sickerte durch meine Nikes, die Jacke und die Jeans, und die Müdigkeit lastete auf mir wie ein Lastwagen voller Schlamm.
    Schließlich kam Mensforth zurück.
    »Ist das Ihre erste Reise in die Islamische Republik Afghanistan?« Während sie mir meinen Pass zurückgab.
    »Und nach Kirgisistan.«
    »Die Kirgisische Republik. Weiter zum Zoll.«
    Wieder deutete Mensforths Arm die Richtung an. Ich fragte mich, ob sie in einem anderen Leben Platzanweiserin gewesen war.
    Zum Glück war die Schlange nur kurz. Während wir uns Schritt um Schritt voranarbeiteten, versuchte Mensforth es mit Konversation.
    »Kirgis kommt von vierzig. Vierzig Stämme.«
    »Wirklich?«
    Wir machten einen Schritt nach vorne.
    Mensforth interpretierte meine lustlose Reaktion entweder als Distanziertheit oder Desinteresse. Von da an warteten wir schweigend.
    Fünfzehn Minuten später folgte ich meiner Verbindungsoffizierin über eine pechschwarze Asphaltfläche. Die Luft war frostig, der Wind feucht und durchdringend.
    Mit gesenktem Kopf ging Mensforth auf einen weißen Transporter der Air Force zu und zog die Seitentür auf. Ich kletterte hinein. Ein Junge in Uniform lud meine Tasche ein und setzte sich dann hinters Lenkrad.
    Während der Fahrt tauchten in der Entfernung winzige Lichter auf. Andere Fahrzeuge sah ich keine.
    Mein Kopf schmerzte. Mein Magen rumorte. Doch Schlaf war jetzt eindeutig wichtiger als Essen.
    Die Fahrt zur Luftwaffenbasis war glücklicherweise kurz, vielleicht fünf Minuten.
    Während der Fahrer an einem Checkpoint anhielt, um Fragen zu beantworten und Ausweise zu präsentieren, darunter meinen Pass und den Marschbefehl, starrte ich die aus Maschendraht und Leinwand bestehende Wand vor meinem Fenster an.
    »Sind das Hesco-Schanzkörbe?« Trotz meiner Erschöpfung war ich neugierig.
    »Ja, Ma’am«, sagte Mensforth.
    Ich hatte über Hescos gelesen. Diese kistenähnlichen Einheiten, die mit Sand und Steinen gefüllt und dann in Dreierreihen übereinandergestapelt werden, bilden eine widerstandsfähige, aber auch flexible Barriere. Wenn weitergezogen wird, werden die Säcke einfach geleert.
    Keine Ahnung, warum mein Hirn mit diesen Informationen daherkam.
    Nachdem alle Dokumente schließlich kontrolliert und abgestempelt waren, fuhren wir durch das Tor.
    Der Transporter rollte an vorgefertigten, rechteckigen Bauten, riesigen Nissenhütten, einem Bau, der aussah wie eine kleine Moschee, und einer langen, niedrigen Hütte vorbei, die eine Bar zu sein schien. Schließlich hielten wir vor einem fensterlosen, einstöckigen Komplex, der gute dreißig Meter lang und zehn Meter breit war.
    »Die Frauenkaserne.« Mensforth sprang heraus und ging auf eine Metalltreppe an der Vorderseite des Gebäudes zu.
    Ich folgte ihr. Hinter mir kam der Junge mit meiner Reisetasche auf der Schulter.
    Wir polterten die Treppe hoch zu einer Tür. Mensforth gab mir einen Schlüssel.
    »Sie sind in 204. Nehmen Sie die leere Pritsche.«
    Der Junge stellte die Tasche ab und lief wieder nach unten.
    »Mit ein bisschen Glück haben Sie das Zimmer für sich allein.« Mensforth sprach gedämpft. »Die Toilette ist am Ende des Ganges. Ich hole sie um null-achthundert ab.«
    Der Himmel war zwar noch dunkel, doch ich befürchtete, dass es nicht mehr lange hin war.
    »Wie spät ist es jetzt?«
    »Null-vierhundertdreißig.«
    Halleluja.
    Das Zimmer, gerade einmal zweieinhalb mal drei Meter groß, enthielt zwei Schränke und zwei Einzelbetten. Ich hatte Glück. Beide Kissen waren leer.
    Ich riss meine Reisetasche auf und rannte auf die Toilette. Zurück im Zimmer, zog ich mich aus, streifte ein T-Shirt und einen frischen Slip über, steckte mein iPhone ein und

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