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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Wisconsin. Diese beiden löschte ich nicht. Zwei Aufleger. Eine interne Mahnung wegen des Missbrauchs des Kühlschranks im Aufenthaltsraum. Drei Anfragen von Medienleuten. Das alles löschte ich.
    Die letzte Nachricht stoppte meine Finger, die genervt auf die Schreibunterlage trommelten.

 
    29
    Der Anruf stammte von einer Frau, gemurmelte Worte auf Englisch mit starkem Akzent. Hintergrundgeräusche machten das meiste des Gesagten unverständlich.
    »… will sagen, aber … Mädchen, das … kein Unfall …«
    Die Lautstärke schwankte stark, als würde die Frau immer wieder den Kopf drehen und die Lippen von der Sprechmuschel entfernen. Vielleicht änderte sich aber einfach nur die Signalstärke.
    Die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Oder vielleicht war es der Tonfall, die Dringlichkeit.
    Ping.
    War es dieselbe Person, die mich aus der Telefonzelle am Seneca Square angerufen hatte?
    Ich hielt den Atem an, damit mir kein Wort, keine Nuance entging.
    »… Passion Fruit … Laden … gehen … nicht richtig …«
    Im Hintergrund hörte ich Geschrei. Rief da jemand nach der Frau? Oder bedrohte sie?
    Wieder und wieder hörte ich mir die Nachricht an, mein Stift schreibbereit über Papier schwebend. Doch ich notierte mir so gut wie nichts.
    Ich erhalte Hunderte von Anrufen, höre Unmengen von Nachrichten ab, manche nützlich, andere Unsinn und wieder andere das traurige Gefasel von Hinterbliebenen. Im Lauf der Jahre habe ich einen Instinkt dafür entwickelt, welche Nachrichten ich ernst nehmen muss. Dieser Anruf gehörte dazu.
    Ich überprüfte die Verbindungsdaten. Der Anruf war am vergangenen Freitag in der Zentrale eingegangen, einen Tag nach Stallings’ Artikel im Observer.
    Ich betrachtete die wenigen Worte, die ich hingekritzelt hatte. Mein Bauch sagte mir, dass mit Passion Fruit nicht die exotische Frucht gemeint war.
    Ich gab den Namen bei Google ein. Volltreffer. Der Passion Fruit Club lag an der Griffith, in einer Gegend, in der man sich vorwiegend um die Bedürfnisse männlicher Gäste kümmerte.
    Ich griff zum Hörer und rief Mrs. Flowers an.
    »Ja, Dr. Brennan.«
    »Ich habe am letzten Freitag um 13:31 einen Anruf erhalten. Er wurde an meine Mailbox weitergeleitet. Können Sie in den Verbindungsdaten nachsehen, ob die Nummer aufgezeichnet wurde?«
    Nach ein paar Sekunden las Mrs. Flowers mir eine Ziffernfolge vor, die mit 704, der lokalen Vorwahl, begann. Ich gab die Nummer in ein Online-Telefonverzeichnis ein, bekam aber nichts. Keinen Namen, keine Adresse.
    Ich wählte eben Slidells Nummer, als der Mann persönlich in meiner Tür erschien.
    »Hallo, Doc.« Er ließ sich geräuschvoll auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch fallen, streckte die Beine aus und verschränkte sie.
    »Detective?«
    »Wie geht’s?«
    »Haben Sie meine Nachrichten erhalten?« Kurz angebunden.
    Slidell streckte die Hand aus, schnappte sich die Sicherheitsnadel von meiner Schreibunterlage und fing an, sich den Daumennagel zu säubern. Das Schaben zerrte an meinen Nerven wie das Sirren eines Moskitos in der Nacht.
    »Sind aber nicht mit einer dieser fiesen Wüsten-Wolfsspinnen aneinandergeraten, oder?«
    »Wie bitte?«
    »Groß wie Golfbälle.« Slidell hörte auf zu schaben und spreizte die Finger. »Mit gestreckten Beinen sind sie so groß wie flache Teller. Und diese Scheißdinger können springen. Ein Typ hat mir erzählt –«
    »Können wir über meinen Fahrerfluchtfall sprechen?«
    »Steht ganz oben auf meiner Liste.«
    »Tatsächlich?«
    »Hab unsere Vermisste gefunden.« Er schabte wieder.
    »Cheryl Connelly.«
    »Mh-hm. Auto kam von der West Arrowood ab und landete in einem Tümpel im Moody Lake Office Park. Das Wasser hat kaum das Dach bedeckt.«
    »Es tut mir leid, das zu hören.« Das tat es wirklich. Allerdings war ich auch froh darüber, dass Slidell jetzt die Zeit hatte, sich auf meine Unbekannte zu konzentrieren. »Haben Sie meine Nachrichten erhalten?«
    »Nach meiner Zählung zweiundsiebzig.«
    »Die DNS-Berichte haben Sie bekommen?«
    »Die vielen Liebhaber unserer Hispanogöre.«
    »Diese Bemerkung ist beleidigend und spekulativ.«
    Slidell hob beschwichtigend die Handflächen. »Ich meine ja nur.«
    Ich bückte mich, um meinen Knöchel zu reiben, der aus irgendeinem Grund wieder zu schmerzen angefangen hatte.
    »Haben Sie sich da drüben am Fuß was getan?«
    »Ich bin okay. Was wissen Sie über Creach und Majerick?«
    Slidell zog zwei Ausdrucke aus der Innentasche seines Sakkos und warf sie mir auf den

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