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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ewig auf ihn warten!«
    »Er hat mir gesagt, er kommt nicht mit«, antwortete jemand.
    »Nach dem Theater, das er gestern Abend veranstaltet hat? Ich hatte fest damit gerechnet, dass er kommen würde.«
    »Vielleicht hat er ja in den Spiegel geschaut und sich daran erinnert, dass er einundsiebzig ist.«
    Während alles lachte, rief plötzlich einer der Hundeführer: »Die Hunde haben die Witterung aufgenommen!«
    Der Suchtrupp brach in Richtung Wald auf, und Gabriel wandte sich zu Jane um. Ein Kuss und eine Umarmung zum Abschied, und dann marschierte er los. So oft schon hatte sie seine geschmeidigen Bewegungen bewundert, seinen festen, entschlossenen Gang. Nicht einmal der schwere Rucksack konnte ihn langsamer machen. Als sie am Waldrand stand und ihn beobachtete, konnte sie noch immer den jungen Marine sehen, der er einmal gewesen war.
    »Das wird nicht gut ausgehen«, ertönte eine Stimme.
    Jane drehte sich um und sah Cathy Weiss den Kopf schütteln.
    »Sie werden ihn wie ein Tier jagen und zur Strecke bringen«, sagte Cathy.
    »Ich mache mir mehr Sorgen um Maura Isles«, erwiderte Jane. »Und um meinen Mann.«
    Die beiden Frauen standen Seite an Seite, während der Suchtrupp sich seinen Weg zwischen den Bäumen hindurchbahnte. Langsam leerte sich der Zufahrtsweg. Ein Fahrzeug nach dem anderen fuhr davon, nur die beiden Frauen blieben stehen und sahen dem Team hinterher, bis auch der letzte Mann im Wald verschwunden war.
    »Er scheint mir immerhin ein besonnener Mann zu sein«, meinte Cathy.
    Jane nickte. »Die Beschreibung passt auf Gabriel.«
    »Aber all die anderen Typen sind eher von der Sorte ›erst schießen, dann Fragen stellen‹. Verdammt, Bobby könnte schließlich auch auf dem Eis ausgerutscht sein und sich selbst erschossen haben.« Cathy blies frustriert die Wangen auf. »Woher soll ein Mensch wissen, was da wirklich passiert ist? Niemand hat es gesehen.«
    Und es gibt kein Video von dem Vorfall, dachte Jane. Allein dieses Detail gab ihr schwer zu denken. Martineaus Bordkamera war absolut funktionstüchtig gewesen. Sie war einfach nur ausgeschaltet worden, ein klarer Verstoß gegen die Vorschriften. Die letzten Aufnahmen waren entstanden, als Martineau nach Doyle Mountain unterwegs gewesen war. Wenige Augenblicke, bevor er das Haus erreichte, hatte er die Kamera absichtlich ausgeschaltet.
    Sie drehte sich zu Cathy um. »Wie gut haben Sie Deputy Martineau gekannt?«
    »Ich hatte mit ihm zu tun.« Nach ihrem Ton zu urteilen, war es nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis gewesen.
    »Hatten Sie je einen Grund, ihm zu misstrauen?«
    Einen Moment lang starrte Cathy sie nur an, während sie in der klirrenden Kälte standen und ihre Atemwolken sich mischten.
    »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis endlich jemand den Mut aufbringt, diese Frage zu stellen«, sagte sie.
    »Bobby Martineau gilt jetzt als Held. Und über tote Helden darf man ja nichts Schlechtes sagen. Auch nicht, wenn sie es verdient hätten«, sagte Cathy.
    »Sie waren also kein Fan von ihm.«
    »Unter uns gesagt, Bobby war ein gewalttätiger Kontrollfreak.« Cathy hielt den Blick auf die Straße gerichtet, während sie sprach, und lenkte den Wagen vorsichtig über die mit Schnee und Eis bedeckte Fahrbahn. Jane war dankbar, dass sie in diesem unbekannten Terrain nicht am Steuer saß. Und noch dankbarer war sie, dass sie in Cathys robustem Geländewagen mit Allradantrieb unterwegs waren. »In meinem Job«, fuhr Cathy fort, »weiß man sehr bald, welche Familien im Bezirk Probleme haben. Wer sich scheiden lässt, wessen Kinder allzu oft dem Unterricht fernbleiben. Und wessen Ehefrau mit blauen Augen in die Arbeit kommt.«
    »Bobbys Frau?«
    »Inzwischen ist sie seine Exfrau. Hat lange genug gedauert, bis sie endlich aufgewacht ist und einen Schlussstrich gezogen hat. Zwei Jahre ist es jetzt her, dass Patsy ihn verlassen hat und nach Oregon gezogen ist. Ich hätte mir nur gewünscht, dass sie noch lange genug geblieben wäre, um ihn anzuzeigen, denn Typen wie Bobby haben bei der Polizei nichts verloren.«
    »Er hat seine Frau geschlagen und war immer noch bei der Truppe?«
    »So was kommt doch sicher auch in Boston vor, oder? Die Leute weigern sich einfach, zu glauben, dass so ein vorbildlicher, aufrechter Bürger wie Bobby seine Frau prügelt.« Cathy schnaubte verächtlich. »Wenn der Junge ihn tatsächlich erschossen hat, dann hatte Bobby es vielleicht verdient.«
    »Das meinen Sie doch jetzt nicht ernst,

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