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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Trümmern des Hauses, in dem seine Mutter und Carrie gelebt hatten, nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Wieder knurrte der Hund, tiefer und nachdrücklicher jetzt, und seine Nackenhaare sträubten sich. Irgendetwas kam diese Straße herunter. Etwas, vor dem er Angst hatte.
    »Rat!«
    Endlich blickte der Junge auf, über und über mit Ruß verschmiert. Er sah den Hund, und sofort ging sein Blick zur Straße. In diesem Moment erst hörten sie das ferne Brummen eines Motors. Ein Fahrzeug war auf dem Weg hinunter ins Tal.
    »Sie kommen zurück«, sagte er. Er packte ihren Arm und zerrte sie auf die schützenden Bäume zu.
    »Warte!« Sie riss sich los. »Was ist, wenn es die Polizei ist, die nach mir sucht?«
    »Sie können nicht wollen, dass jemand Sie hier findet. Laufen Sie , Lady!«
    Er machte kehrt und sprang davon; sie hätte nicht gedacht, dass man mit Schneeschuhen so schnell sein könnte. Das herannahende Fahrzeug hatte ihnen den leichtesten Fluchtweg abgeschnitten, und sollten sie versuchen, den Berghang zu erklimmen, wären sie allen Blicken schutzlos ausgesetzt. Der Junge flüchtete in die einzige Richtung, die ihnen blieb – in den Wald.
    Einen Augenblick zögerte sie noch, ebenso wie der Hund. Bear warf seinem Herrn nervöse Blicke hinterher, dann sah er zu Maura auf, als wollte er sagen: Worauf wartest du noch? Wenn ich dem Jungen folge, dachte sie, dann laufe ich vielleicht vor meinen eigenen Rettern davon. Hat er mich schon einer so gründlichen Gehirnwäsche unterzogen, dass ich freiwillig bei meinem Entführer bleibe?
    Aber was ist, wenn der Junge recht hat? Wenn das, was da die Straße herunterkommt, mir den Tod bringt?
    Bear rannte plötzlich los und hetzte seinem Herrn hinterher.
    Das gab schließlich den Ausschlag. Wenn schon der Hund instinktiv spürte, dass er fliehen musste, wusste Maura, dass sie ihm zu folgen hatte.
    Sie eilte den beiden nach, rannte mit klappernden Schneeschuhen über die gefrorene Erde. Hinter dem letzten abgebrannten Haus ging der Lehmboden wieder in tiefen Schnee über. Rat war weit vor ihr und verschwand bereits im Wald. Sie mühte sich, ihn einzuholen, rannte verzweifelt durch den aufstiebenden Schnee, schon jetzt völlig außer Atem. Im gleichen Moment, als sie die Bäume erreichte, hörte sie einen Hund bellen. Nicht Bear – es musste ein anderer Hund sein. Sie kauerte sich hinter einen Baum und blickte auf Kingdom Come zurück.
    Ein schwarzer Geländewagen hielt zwischen den Ruinen, und ein großer Hund sprang heraus. Dann stiegen zwei Männer mit Gewehren aus und blickten sich in der abgebrannten Siedlung um. Obwohl Maura ihre Gesichter aus der Entfernung nicht erkennen konnte, schien es ihr klar, dass sie etwas suchten.
    Eine Pfote landete plötzlich auf ihrer Schulter. Mit einem unterdrückten Schrei fuhr sie herum und sah sich Auge in Auge Bear gegenüber. Er hechelte, und die rosa Zunge hing ihm aus dem Maul.
    »Glauben Sie mir jetzt?«, flüsterte Rat, der direkt hinter ihr hockte.
    »Es könnten Jäger sein.«
    »Ich kenne mich aus mit Hunden. Das ist ein Bluthund, den die da haben.«
    Einer der Männer zog eine Umhängetasche aus dem Wagen. Er ging neben dem Hund in die Hocke und ließ ihn am Inhalt der Tasche schnuppern.
    »Er lässt ihn die Witterung aufnehmen«, sagte Rat.
    »Hinter wem sind sie her?«
    Der Bluthund setzte sich in Bewegung, trottete zwischen den Ruinen umher, die Nase dicht über dem Boden. Doch der Geruch des Feuers schien ihn zu verwirren, und er hielt neben den geschwärzten Balken inne, genau dort, wo Maura und Julian vor Kurzem noch gestanden hatten.
    Während die Männer warteten, lief der Hund im Kreis und versuchte die Spur seiner Zielperson zu erschnuppern. Die Männer gingen unterdessen in verschiedene Richtungen los und begannen ihre Umgebung abzusuchen.
    »He«, rief der eine und deutete auf den Boden. »Da sind Abdrücke von Schneeschuhen!«
    »Sie haben unsere Spuren entdeckt«, sagte Rat. »Jetzt brauchen sie keinen Hund mehr, um uns zu finden.« Er wich zurück.
    »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    Doch Rat drang bereits immer tiefer in den Wald ein, ohne nachzusehen, ob sie ihm folgte, ohne auf den Lärm zu achten, den seine Schneeschuhe machten, als er durch das Unterholz stampfte. Der Bluthund begann zu bellen und in ihre Richtung zu ziehen.
    Maura hetzte dem Jungen nach. Er bewegte sich wie ein aufgeschrecktes Reh, schob sich durchs Gehölz und hinterließ eine Spur aus zertrampeltem Schnee. Hinter sich hörte sie

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