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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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hielt einen Moment inne, bevor er weitersprach. »Und dann wache ich auf und stelle fest, dass es Wirklichkeit ist.«
    Das Schweigen dehnte sich endlos.

ACHTUNDZWANZIG
    Inzwischen waren wir schon tief im Inneren des Tunnels. Zu spät, um noch umzukehren. Ich spürte einen eisigen Schauer auf meinem Rücken und stellte mir vor, dass ein Totengeist hinter mir durch die Dunkelheit schlich, sich nach meiner Energie verzehrte, mir die Wärme aus dem Körper saugte.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, und ich fuhr herum. »Haben Sie etwas gehört?«
    »Nein.« Devlin wandte sich um und leuchtete mit der Taschenlampe in den Tunnel. Ich sah das Aufblitzen zweier Knopfaugen, und im nächsten Moment hörte ich das Trippeln winziger Füße. Nur eine Ratte.
    Wir arbeiteten uns vorwärts. Jetzt, da ich wusste, dass die Geräusche, die ich hinter mir gehört hatte, nicht mehr gewesen waren als das Kratzen von Nagetierpfoten über die Ziegel, war mir etwas leichter ums Herz. Und seltsamerweise hatte es meine Stimmung aufgehellt, dass ich Devlin von meinem Traum erzählt hatte. Damit hatte ich mich befreit von einem Schrecken meiner Kindheit, der mich jahrelang verfolgt hatte. Und es hatte ihn außerdem zu einem Vertrauten gemacht. Ich hatte noch nie jemandem von diesem Albtraum erzählt. Darüber nachzudenken, was das über meine Gefühle für ihn aussagte, machte mir ein bisschen Angst.
    Wir waren gleichmäßig schnell gegangen, aber jetzt verlangsamte ich den Schritt und drehte den Kopf zur Seite, als einneues Geräusch durch die Stille drang. Ich blieb kurz stehen, machte dann wieder einen Schritt nach vorn und blickte über die Schulter.
    »Dahinten ist was.«
    Devlin verlangsamte den Schritt kaum. »Noch eine Ratte.«
    »Nein, keine Ratte. Horchen Sie mal.«
    Nichts als Stille.
    Dann hörte ich es wieder, ein tückisches Schlurfen. Mir stellten sich die Nackenhaare auf.
    »Da! Haben Sie es gehört?«
    Mit einem Ruck fuhr Devlin herum, und der Strahl seiner Taschenlampe stach in die Dunkelheit. »Bleiben Sie ganz ruhig.«
    »Ich bin ruhig«, erwiderte ich, doch ich musste dabei gegen das Hämmern meines Herzens anreden.
    »Was meinen Sie, was das ist?«
    »Keine Ahnung.«
    Ein Geist war es nicht. Das hier war etwas sehr Reales, etwas Festes und Lebendiges.
    Devlin nahm die Taschenlampe von der rechten in die linke Hand und zog mit der rechten seine Waffe aus dem Holster. Immer wieder leuchtete er mit der Taschenlampe in die Dunkelheit.
    »Gehen Sie voraus«, sagte er und gab mir die Taschenlampe.
    »Er ist dahinten, oder?«, flüsterte ich.
    »Gehen Sie weiter.«
    Wir marschierten jetzt schweigend dahin. Als das Geräusch nicht mehr zu hören war, beruhigten sich meine Nerven wieder, und ich stellte fest, dass der Weg anstieg. Und gerade als ich schon hoffte, dass das Ende nun bald in Sicht war, stießen wir auf eine Sackgasse.
    Vor uns war nichts als eine massive Ziegelmauer.
    Die Vorstellung, umzukehren und in Richtung dieses Geräusches zurückzugehen, zurück in die Kammer des Schreckens,war zu viel. Ich war emotional erschöpft. Am Ende. Am liebsten hätte ich mich einfach fallen lassen und wäre in Tränen ausgebrochen.
    »Da drüben«, sagte Devlin und drückte meine Hand, in der ich die Taschenlampe hielt, nach unten und nach links.
    Wieder eine Maueröffnung. Noch ein Weg hinaus.
    Er nahm die Taschenlampe und leuchtete damit in das Loch hinein.
    »Führt dieser Weg hinaus?«, fragte ich nervös.
    »Ich glaube schon. Kommen Sie.« Er ging als Erster und wartete auf der anderen Seite auf mich.
    Wir waren in einer Art kreisförmigem Schacht, ungefähr anderthalb Meter im Durchmesser. In die Mauer waren Metallstufen geschraubt, und ich spürte schon eine Welle der Erleichterung, bis ich merkte, dass die Stufen nirgendwohin führten. Denn ganz oben, wo die Stufen endeten, war keine Öffnung. Nur totale Finsternis.
    »Ich glaube, wir sind in einem alten Brunnen oder in einer Zisterne«, sagte Devlin. Seine Stimme klang blechern und hallte von den runden Wänden wider.
    »Wie kommen wir hier heraus?«
    »Das Ding muss da oben einen Deckel oder so haben.« Einen Moment lang richtete er den Lichtstrahl nach oben, dann gab er mir die Taschenlampe und seine Pistole.
    »Wissen Sie, wie man eine Waffe benutzt?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Sie ist entsichert. Wenn irgendetwas durch dieses Loch klettert, zielen Sie darauf und drücken ab. Denken Sie nicht, tun Sie es einfach.«
    Ich nickte.
    »Und benutzen Sie die

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