Totenhauch
wollte ein paar Informationen für mich heraussuchen, aber ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen.«
Devlin nickte. »Ich gehe und rede mit ihm.«
»Ich denke, das ist eine gute Idee. Wenn jemand weiß, ob da etwas gestanden hat, bevor die Kirche erbaut wurde, danner.« Ich zögerte, weil mir plötzlich noch etwas einfiel. »Das hat wahrscheinlich gar nichts mit alledem zu tun, aber Temple hat mir erzählt, dass Meakin irgendwann versucht hat, sich das Leben zu nehmen.«
Devlin blickte auf.
»Ich weiß, das ist nur Getratsche, aber so, wie es aussieht, hat sie eine hässliche Narbe an seinem Handgelenk gesehen. Und er hat die Angewohnheit, alles lieber mit der linken Hand zu machen. Wenn Sie mit ihm sprechen, dann werden Sie sehen, was ich meine. Er hält sie in einem seltsamen Winkel, als wenn ihm die Narbe ständig zu schaffen macht oder ihn unangenehm an das erinnert, was er sich antun wollte.«
»Er ist immer schon ein bisschen merkwürdig gewesen«, meinte Devlin.
Erstaunt legte ich den Kopf schräg. »Sie kennen ihn? Als Sie sagten, dass Sie ihn kennen, habe ich angenommen, sie meinten seine Arbeit.«
»Er war in der Schule ein paar Klassen über mir.«
»In was für einer Schule? In Emerson? Sie waren in Emerson?«
Er legte die Stirn in Falten, als er den anklagenden Ton in meiner Stimme hörte. »Ist das ein Problem?«
»Nein … das ist kein Problem. Aber warum haben Sie das noch nie erwähnt?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich spreche nicht über mein Privatleben, es sei denn, es ist relevant.«
Ich starrte auf meine Tabelle hinunter und fragte mich, ob er meine nächste Frage wohl für relevant oder einfach nur für neugierig halten würde. »Haben Sie Ihre Frau in Emerson kennengelernt?« Fast hatte ich »Mariama« gesagt, aber ich konnte mich gerade noch fangen, denn Devlin hatte noch nie ihren Namen genannt. Noch so eine seltsame Sache.
Er zögerte. »Ja.«
»Kannten Sie Dr. Shaw?«
»Jeder auf dem Campus kannte Dr. Shaw. Er war eine rätselhafte Persönlichkeit, gelinde gesagt.«
»Waren Sie einmal bei einer seiner Séancen?«
»Eine größere Zeitverschwendung kann ich mir nicht vorstellen.«
So viel Verachtung von jemandem, der von Geistern heimgesucht wurde.
»Haben Sie irgendeinen Claw gekannt?«
Er klappte seinen Laptop zu. »Sie haben heute Abend aber viele Fragen.«
»Tut mir leid.«
»Ich würde sagen, Sie machen die Ermittlungsarbeit, als wären Sie in Ihrem Element.«
Ich war mir nicht sicher, ob das als Kompliment gemeint war, aber ich beschloss, es so zu nehmen. »In mancher Hinsicht ist diese Arbeit nicht viel anders als mein Job. Und ich liebe Geheimnisse. Das ist auch der Grund, warum mich der Order of the Coffin and the Claw so fasziniert. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass niemand über diese Studentenverbindung reden will?«
Er gab einen unverbindlichen Laut von sich, den ich nicht deuten konnte.
Verstohlen betrachtete ich ihn aus den Augenwinkeln. »Sie haben vor Kurzem gesagt, dass Leute in hochrangigen Positionen anfangen würden, die Strippen zu ziehen. Glauben Sie, dass das mit dem Geheimbund zu tun hat? Die haben die Macht und den Einfluss ganzer Generationen hinter sich, und so wie es aussieht, will sich niemand mit ihnen anlegen. Halten die alle zusammen, um einen von ihren eigenen Leuten zu schützen?«
Devlin fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und wirkte auf einmal zu Tode erschöpft, wo er doch gerade ben noch ganz entspannt ausgesehen hatte. »Ich weiß es nicht. Da ist so einiges, was auf Manipulation hindeutet, aber ich weiß nicht, wo es herkommt.«
»Vertuschen können sie es aber nicht, oder?«
»Nein. Nicht nach dem, was wir heute gefunden haben. Sie können die Sache aber in die Hand nehmen, indem sie ihre eigenen Ermittler einschalten.«
»Aber es ist doch Ihr Fall.«
»Richtig. Und ich habe nicht die Absicht, ihn kampflos abzugeben.«
Der Ausdruck in seinen Augen beunruhigte mich ein wenig. »Was können die Ihnen tun, wenn Sie nicht kooperieren?«
»Nichts«, erwiderte er. »Die können mir nichts anhaben.«
*
Devlins zuversichtliche und selbstsichere Behauptung klang mir noch in den Ohren, als ich aufstand und in die Küche ging, um Tee zu machen. Ich ließ mir Zeit damit, das Wasser zu kochen und die Tassen hinzustellen, denn ich wollte über unsere Unterhaltung noch einmal nachdenken. Ich hatte das Gefühl, dass ich ein paar wichtige Dinge über Devlin erfahren hatte. Besonders interessant war die Eröffnung, dass er
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