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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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Taschenlampe«, fügte er hinzu. »Beobachten Sie nicht mich, beobachten Sie dieses Loch.«
    »Okay.«
    Er prüfte, ob die Leiter sein Gewicht tragen konnte, und bei jeder Stufe, die er hinaufstieg, machte er klappernde Geräusche. Innerhalb weniger Sekunden war er sieben Meter über mir. Ich hörte das klickende Geräusch des Feuerzeugs und ein, zwei ächzende Laute aus Devlins Mund, da er versuchte, den Deckel zu entfernen, aber ich widerstand der Versuchung, nach oben zu schauen.
    »Ist die Abdeckung zugeschraubt?«
    »Es ist eine Tür. Ich sehe Scharniere und einen Griff, aber jemand hat etwas Schweres daraufgelegt. Ich kann das Ding bewegen, aber ich bekomme es nur einen Spaltbreit auf.«
    Mein Blick war immer noch unverwandt auf die Maueröffnung geheftet, während ich mit der einen Hand die Waffe, mit der anderen die Taschenlampe umklammerte. Einen Moment lang hätte ich schwören können …
    Da war es wieder! Das verstohlene Schlurfen, so als würde sich jemand im Tunnel vorwärtsarbeiten und sich immer wieder im Dunkeln verstecken, um nicht preiszugeben, wo er war.
    »Er kommt«, flüsterte ich.
    Meine Stimme hallte bis nach oben. Die Metallstufen klapperten, als Devlin schnell wieder herunterstieg. Er nahm die Waffe und die Taschenlampe wieder und ließ den Lichtstrahl die Leiter hinaufwandern.
    »Steigen Sie nach oben. Ich habe es geschafft, die Tür einen Spaltbreit aufzudrücken. Schauen Sie mal, ob Sie sich drunter durchquetschen können.«
    »Und Sie?«
    »Gehen Sie einfach. Ich bleibe dicht hinter Ihnen.«
    Doch nachdem ich die ersten Sprossen der Leiter erklommen hatte, schaute ich kurz nach unten und sah, wie das Licht der Taschenlampe in der Maueröffnung verschwand.
    »Devlin?«
    Keine Antwort.
    Ich fühlte mich hin und her gerissen und wusste nicht, ob ich weiter nach oben oder wieder nach unten steigen sollte. Die Unschlüssigkeit war genauso qualvoll wie in dem Albtraum meiner Kindheit. Ich hatte mich keinen Millimeter von der Stelle bewegt, als Devlin gleich darauf wieder durch das Loch in der Mauer kroch.
    Er sagte kein Wort, er wartete nur am Fuß der Leiter, bis ich ganz nach oben geklettert war, dann folgte er mir.
    Ich quetschte mich durch die Öffnung und schürfte mir dabei an den rauen Ziegeln die Ellbogen und die Knie auf, und als ich endlich durch war, nahm ich meine ganze Kraft zusammen und schob einen Felsbrocken beiseite, damit ich die Tür öffnen konnte. Devlin kletterte aus dem Brunnenschacht, und wir drehten uns beide um die eigene Achse, um uns zu orientieren. Wir befanden uns irgendwo in einem Wald außerhalb des Friedhofsgeländes.
    Es war noch nicht dunkel. Der Horizont im Westen glühte noch rot. Im Osten schob sich gerade der Mond über die Baumwipfel. Ein leichter Wind wisperte in den Blättern der Bäume, und ich roch den Duft von Jasmin in der Dämmerung.
    Devlin nahm meine Hand, und wir gingen durch die kühlende Luft, während seine Geister hinter uns durch den Schleier schlüpften.

NEUNUNDZWANZIG
    Als ich den Friedhof verließ, wimmelte es dort von Cops. Kriminaltechniker machten sich über die Kammer her, und eine kleine Armee von Polizeibeamten durchkämmte die unterirdischen Gänge. Ich nahm an, dass Devlin noch stundenlang beschäftigt sein würde. Deshalb war ich total geschockt, als er etwas später vor meiner Haustür stand.
    Ich war gerade so lange zu Hause gewesen, dass ich duschen und mir ein leichtes Abendessen herrichten konnte, einen Salat, in dem ich allerdings nur herumstocherte. Ich konnte nicht verdrängen, was ich in dieser Kammer gesehen hatte, und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass es Tage, wenn nicht gar Wochen dauern würde, bis ich wieder eine Nacht durchschlafen konnte.
    Devlin hatte einen Laptop mitgebracht, sodass wir uns die Bilder von Oak Grove gemeinsam ansehen konnten. Ich ging davon aus, dass er inzwischen zu dem gleichen Schluss gekommen war wie ich   – Hannah Fischer war in dieser Kammer gewesen, entweder bereits tot oder noch am Leben, als ich oben auf dem Friedhof Grabsteine fotografiert hatte. Der Diebstahl meines Aktenkoffers erhärtete meinen Verdacht, dass der Mörder glaubte, ich hätte auf einem oder mehreren Bildern etwas Belastendes fesrgehalten.
    Doch woher hätte er wissen sollen, dass die Bilder in meinem Aktenkoffer waren   … es sei denn, er hatte sie gesehen.
    Am Nachmittag des Tages, an dem man die Leiche fand, warich in Emerson gewesen, zum Teil oben in der Hauptbibliothek, zum Teil im Archiv, im

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