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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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unerträglich.
    Aber dieser Duft hier war anders. Schwerer, berauschender und er hatte die Note von etwas, über das ich nicht nachdenken wollte.
    Als ich aufstand, um nachzusehen, ob die Fenster alle geschlossen waren, hörte ich das leise Klingen des Windspiels auf der Veranda.
    Seltsam, denn kein Lüftchen regte sich.
    Beunruhigt griff ich hinter mich und klappte meinen Laptop zu.
    Fröstelnd stand ich im Dunkeln, starrte an meinem eigenen Spiegelbild vorbei durch das Fenster auf die Veranda und in den Garten dahinter.
    Durch die zarten Nebelschwaden konnte ich den schwachen Glanz der Prunkwinden und der Gardenien sehen und die sternförmigen Blüten des Jasmin, der sich über die spitzen Zaunstreben ergoss. Eine alte Virginia-Eiche bewachte die dunkelste Ecke des Gartens, und an einem der knorrigen Äste hing eine Schaukel   – wie eine Kindheitserinnerung.
    Sie bewegte sich leicht, als hätte bis gerade eben noch jemand auf dem hölzernen Sitz gesessen. Vor und zurück … vor und zurück … vor und zurück …
    Bei dem Quietschen der verrosteten Ketten stellten sich mir die Nackenhaare auf.
    Irgendjemand war da draußen und ging im Garten herum. Eine Schulter hatte das Windspiel gestreift. Eine Hand hatte die bis dahin reglose Schaukel angestoßen.
    Ich wollte glauben, dass Macon Dawes vom Krankenhaus heimgekommen war und im Garten einen mitternächtlichenSpaziergang machte, um sich zu entspannen. Aber hätte ich nicht gehört, wenn er mit seiner alten Klapperkiste vorgefahren wäre?
    Irgendjemand   – oder irgendetwas   – war da draußen. Ich konnte ein Wesen in der Dunkelheit spüren, spürte Augen, die mich beobachteten.
    Ich griff hinter mich und tastete auf dem Schreibtisch nach meinem Handy und der Visitenkarte, die der Polizeibeamte mir gegeben hatte. Im Licht des Displays tippte ich die Nummer ein, und gerade als ich den Anruf abschicken wollte, fiel mir auf, dass die Nummer, die ich eingegeben hatte, die von Devlin war.
    Mein Daumen schwebte über der Ruftaste. Ich weiß nicht, warum ich zögerte, vielleicht war es Instinkt oder eine Vorahnung dessen, was auf mich zukam. Das Einzige, was ich in diesem Moment empfand, war Angst. Kaltes Entsetzen vor dem, was da draußen vor dem Fenster lauerte. Aber ich konnte mich trotzdem nicht dazu durchringen, den Knopf zu drücken, denn das würde Devlin zurück in mein Leben rufen.
    Und dann sah ich sie. Eine nebelhafte, traumartige Gestalt, die hinter den Strahlen des blassen Mondlichts schwebte.
    Devlins Geisterkind.
    Zuerst dachte ich, ich würde mir das alles nur einbilden. Ich betete, dass meine überreizte Fantasie sie aus den Untiefen meiner Furcht heraufbeschworen hatte.
    Aber sie war da.
    Durch die Dunkelheit hindurch konnte ich das eisige Feuer ihrer Augen spüren. Die Schaukel und das Windspiel bewegten sich jetzt nicht mehr. Ich hörte keinen einzigen Laut, bis auf das entsetzte Hämmern meines Herzens.
    Wie war das möglich? Dieses Haus war ein sicherer Hafen, ein geheiligter Zufluchtsort, der mich vor dem Eindringen von Geistern schützte. Hier war ich sicher. Oder war es zumindest gewesen   – bis ich Devlin begegnet war.
    Ich zwang mich, am Fenster stehen zu bleiben, und tat so, als würde ich ganz beiläufig in den Garten schauen. Doch als ich den Blick von dem Geisterkind abwandte, konnte ich seine Wut spüren. Seinen Unmut.
    Noch bevor ich diese Entwicklung verarbeiten konnte, schwebte es aus der Dunkelheit in einen See aus Mondlicht, und ich schnappte nach Luft. Es war der schönste und zarteste Totengeist, den ich jemals zu Gesicht bekommen hatte.
    Durch ihre zarte Aura wirkte die Haut des Mädchens wie durchsichtig, und ihr Haar war ein Gewirr aus rabenschwarzen Locken. Sie trug ein entzückendes blaues Kleidchen mit einem Jasminzweig am Taillenbund, und als sie die Hand hob und damit zu dem Fenster zeigte, vor dem ich zitternd stand, sah ich an einem Finger einen winzigen Ring glitzern.
    Ihre Absicht war unmissverständlich.
    Sie wusste, dass ich da war.
    Sie wusste, dass ich sie sehen konnte.
    Und sie zeigte mir, dass sie es wusste.
    Noch nie hatte ich mich mit einem Gespenst ausgetauscht. Wie konnte das sein, wo ich die Regeln meines Vaters doch immer aufs Wort befolgt hatte?
    Irgendwie hatte sich alles verändert. Die Regeln waren gebrochen worden, und ich wusste nicht einmal, wie.
    Gefühle stürmten auf mich ein, ein verwirrender Wirbel von Empfindungen. Doch es dauerte nur einen kurzen Moment, dann lichtete sich die düstere

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