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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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Sie die Augen offen, für alle Fälle. Ich fahre regelmäßig hier vorbei, bis meine Schicht um ist.« Er fischte eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche und gab sie mir. »Meine Nummer steht hinten drauf. Falls Sie irgendwas sehen oder hören, was Ihnen ungewöhnlich vorkommt, rufen Sie ruhig durch.«
    Ich nahm die Visitenkarte, bedankte mich bei ihm und ging die Stufen zu meiner Eingangsveranda hinauf. Kaum war ich im Haus, schob ich den Türriegel vor, schaltete das Licht ein und schaute aus dem Fenster. Der Polizist war wieder in seinen Wagen gestiegen, doch er fuhr nicht weg. Das Innenlicht war eingeschaltet, und ich konnte sehen, dass er ein Handy ans Ohr presste. Ich fragte mich, ob er Devlin Bericht erstattete – und warum mich diese Vorstellung erleichterte und zugleich beunruhigte.
    Ich wandte mich vom Fenster ab und stellte mich meinem leeren Haus. Das Licht der Wandleuchten begleitete mich durch einen rundbogigen Eingang in einen langen schmalen Flur. Rechts ging es in einen großen Salon, der mit billigen Antiquitäten möbliert war. Links führte eine Wendeltreppe zu einer verriegelten Tür, die die Wohnung im Erdgeschoss von der im ersten Stock trennte.
    Mein Arbeitszimmer   – ehemals eine Veranda, die man verglast hatte   – befand sich im hinteren Teil des Hauses, gleich neben der Küche. Am Morgen fiel immer buttergelbes Licht durch die hohen Fenster, und ich liebte es, meinen Tag dort zu beginnen, mit einer Tasse Tee und meinem Laptop.
    Heute Nacht lag nur Finsternis hinter den Fenstern. Ich drehte den dunklen Schatten den Rücken zu, setzte mich an den Schreibtisch, schaltete meinen Laptop ein und komprimierte die Datei Oak Grove, damit ich sämtliche Fotos per E-Mail andie Adresse auf der Karte schicken konnte, die Devlin mir gegeben hatte.
    So.
    Ich lehnte mich zurück und atmete tief durch. Mein Teil in dieser verstörenden Geschichte war erledigt. Ich hatte getan, was ich konnte, um der Polizei zu helfen.
    Aber auch nachdem ich auf »Senden« gedrückt hatte, blieb ein Unbehagen, das ich nicht abschütteln konnte. Solange der Mörder nicht wusste, dass Devlin jetzt im Besitz dieser Fotos war, konnte er in mir immer noch eine Bedrohung sehen. Und er konnte nicht wissen, dass ich Devlin die Fotos geschickt hatte, es sei denn, er beobachtete mich, und zwar jetzt, in diesem Augenblick.
    Zaghaft sah ich mich um.
    Da war niemand, natürlich nicht. Keine Augen, die aus der Dunkelheit hereinglotzten. Kein Gesicht, das sich gegen die Fensterscheibe presste. Nur die Fenster waren vom Kondenswasser der Klimaanlage leicht beschlagen, .
    Während ich daraufschaute, bildeten sich zarte Linien in der hauchdünnen Schicht, die aussahen wie geisterhafte Radierungen, aber an diesen Rissen war nichts Übernatürliches. Nicht unheimlicher als eine Oberfläche, die kälter war als die warme Luft draußen.
    Ein unangenehmer Geruch hing in meinem Regenmantel, und ich kam zu dem Schluss, dass der Gestank, den ich vom Friedhof mit nach Hause gebracht hatte, vielleicht meine Angst geschürt haben könnte.
    Also erhob ich mich, ging hastig ins Badezimmer, zog meine Sachen aus und stopfte alles in einen Müllsack. Dann ging ich unter die Dusche und schrubbte mich gut zwanzig Minuten lang von oben bis unten ab, bis auch das letzte bisschen Friedhofsdreck durch den Abfluss gespült war.
    In ein Handtuch gewickelt, tappte ich durch den Flur insSchlafzimmer, zog mir einen baumwollenen Schlafanzug an und dicke Socken, denn der Holzboden fühlte sich kalt an unter meinen Füßen.
    Ich stellte den Thermostat höher ein und ging in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Dann trug ich die Tasse ins Arbeitszimmer, setzte mich an meinen Schreibtisch und schaltete den Laptop wieder ein.
    Die Kombination von beruhigender Kamille und langer Dusche nahm meiner Angst die Schärfe, und ich entspannte mich allmählich und fing an, an einem Artikel für meinen Blog zu arbeiten: »Friedhofsflieder   – Der Göttliche Duft des Todes«.
    Der Friedhof hatte heute Nacht ganz bestimmt nicht göttlich geduftet, dachte ich und verzog das Gesicht.
    Da ich mich nicht konzentrieren konnte, ließ ich es sein und befasste mich wieder mit den Fotos von Oak Grove.
    Bevor der Regen einsetzte, hatte ich fast jedes Grab im vorderen Bereich mit Hilfe eines Standspiegels fotografiert, der das Licht zurückwarf. Das war immer der erste Schritt: ein Bilddokument zu erstellen, das den Zustand des Friedhofs vor der Restaurierung protokollierte. Dann

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