Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
Vom Netzwerk:
zahlte und trug die Getränke zum Tisch. Doch der gekränkte Ausdruck in Ricks Gesicht ließ sich nicht aus seinem Gedächtnis bannten. Er stellte die Gläser ab und meinte:
    »Nikki, ich tu es wirklich nicht gern, aber ich muss zu Rick und ihm sagen, was wir rausgefunden haben.«
    Sie sah ihn an, den Beginn eines Lächelns im Gesicht.
    Doch als sie sah, dass es ihm ernst war, verwandelte es sich in Ärger. »Na, dann, renn schon los«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung Richtung Tür.

25
    I
    m Schein der Straßenlampen wirbelten die Nieseltröpfchen durch die Luft wie Pollen. Hilflos dahintreibend, hin und her gerüttelt von launischen Luftströmungen schmuggelten sie sich unter die Schirme der wenigen Leute, die auf den Bürgersteigen unterwegs waren, und überzogen ihre Mäntel mit einer feuchten Schicht.
    Fiona blieb vor der Bar stehen und suchte die Fenster nach Getränkesonderangeboten ab. Dann ging sie um die Ecke in die Minshull Street, wo zwei Frauen standen. Sie ging auf die erste zu, die unter dem Vorbau eines Bürogebäudes aus den siebziger Jahren Zuflucht gesucht hatte.
    Der Eingang stank nach Pisse.
    Sie hörte sich Fionas Frage an und inhalierte dabei tief den Rauch ihrer Zigarette. Dann schüttelte sie den Kopf. Fiona dankte ihr und machte sich auf den Weg zur zweiten Frau, die sich in einem Hauseingang auf der anderen Straßenseite untergestellt hatte.
    Fiona befand sich gerade mitten auf der Straße, als sie den Wagen bemerkte, der sich ihr mit hoher Geschwindigkeit näherte.
    Sie musste über eine große Pfütze springen, um sich noch rechtzeitig auf den Gehsteig zu retten. Einen Sekundenbruchteil später raste der Wagen durch die Pfütze und spritzte eine Ladung kaltes Wasser auf die Rückseite ihrer Beine.
    »Hure!«, brüllte eine männliche Stimme aus dem offenen Fenster, und der Wagen brauste davon.
    »Scheiß Wichser!«, kreischte die junge Frau zurück und stieß ihren Mittelfinger in die Luft.
    Fiona versuchte, das Schlimmste abzuwischen, aber ihre Hosen waren völlig durchnässt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte die Frau.
    »Ich werd’s überleben«, antwortete Fiona ein wenig zitterig. »Ich bin rübergekommen, um Sie was zu fragen. Ich suche Alexia.«
    »Sie haben sie gerade verpasst. Ihr reichte es für heute. Sie wollte noch zum Busbahnhof, um sich Kaugummi zu holen, und dann nach Hause gehen.«
    »Wirklich? Ein Mädchen ungefähr in meiner Größe, um die zwanzig, rötlich-braunes Haar?«, fragte Fiona, die sich bereits Richtung Chorlton Street wandte.
    »Braun, rot, gebleicht – ihre Farbe wechselt ständig.«
    Fiona rannte beinahe die Seitenstraße entlang. Bald erblickte sie die hellen Lichter des erst kürzlich renovierten Busbahnhofs. Zwei National Express Busse standen im Leerlauf in ihren Buchten, davor eine jämmerliche Schar Fahrgäste, die darauf warteten, einsteigen zu können. Sie erreichte die Eingangstüren und suchte die Haupthalle ab. Der Zeitungskiosk war längst geschlossen, und Fiona befürchtete, ihre Beute sei ihr entwischt. Doch dann sah sie die Warenautomaten in der Ecke. Ein junges Mädchen stand davor und zählte die Münzen in ihrer Hand.
    Sie war größer als Fiona, trug aber hohe Absätze. Ihre dünnen Beine unter dem Minirock waren voller bläulicher Flecken, genau wie die von Emily, wenn ihr kalt war.
    Fiona sah, dass das Mädchen zitterte, ihr Haar war vom Regen völlig durchnässt.
    »Der National Express Bus nach Glasgow, planmäßige Abfahrt zweiundzwanzig Uhr achtundzwanzig, steht nun zum Einsteigen bereit. Bitte begeben Sie sich zu Bussteig Nummer vier.«
    Fiona stellte sich direkt hinter das Mädchen, als dieses die Münzen in den Schlitz steckte und die Knöpfe drückte. Eine Drahtspirale schraubte sich vorwärts und ließ ein Päckchen Kaugummi in den Warenschacht und weiter in den Trog am unteren Ende des Automaten fallen. Das Mädchen ging in die Knie, eines stärker gebeugt als das andere, um das Päckchen herauszuholen. Als sie sich umdrehte, trafen sich ihre Blicke. Das Mädchen wollte vorbeigehen.
    »Alexia?« Fiona flüsterte und musste an sich halten, um die Flut der Entschuldigungen, die sich Bahn brechen wollte, einzudämmen.
    Das Mädchen blieb stehen. »Hä?«
    »Ich war im Platinum Inn im Nebenzimmer. Ich habe gehört, wie er auf dich losgegangen ist. O Gott, es tut mir so leid, dass ich nichts getan habe, um dir zu helfen.«
    Tränen verschleierten ihr den Blick. »Geht’s dir gut? Ich hatte solche Angst, solche Angst

Weitere Kostenlose Bücher