Totenhaut
um dich …«
Das Mädchen sah sie gereizt an. »Was redest du denn da für ’nen Scheiß?«
»Zimmer neun im Platinum Inn. Ich war da, Alexia.«
»Alicia, nicht Alexia. Und außerdem ist es nicht mal mein richtiger Name.«
Fiona erstarrte.
Das Durcheinander mit den Namen bei der Inhaberin von Cheshire Consorts fiel ihr wieder ein. »Sie haben doch … Haben Sie im Hurlington Health Club gearbeitet?«
Ein Ausdruck des Argwohns trat in das Gesicht des Mädchens. »Und wenn?«
»Ich bin auf der Suche nach einem Mädchen namens Alexia. Ich glaube, dass ihr etwas Schreckliches zugestoßen ist.«
Schon im Weggehen meinte Alicia: »Ach ja? Das ist ja ganz was Neues.« So ein bitteres Lachen hätte nicht von jemand so jungem wie ihr kommen dürfen.
Kraftlos sank Fiona auf einen der Plastiksitze. Der kurz aufgebrandete Optimismus war völlig verebbt, sie spürte nur noch dürre Verzweiflung. Ein Blick auf die Uhr, und sie sprang auf. Der Vierundzwanzig-Stunden-Supermarkt war nur fünf Minuten entfernt – sie war sicher, dass man dort bis elf Uhr Alkohol verkaufte.
Zwanzig Minuten später fuhr Fiona vor dem Platinum Inn vor. Auf dem Parkplatz standen drei Autos. Sie ging zum Eingang, ihre Handtasche wog schwer in ihrer Hand. Dawns Lächeln erlosch, als sie Fionas Miene sah. Sie sah aus, als wüsste sie nicht, ob sie schreien oder weinen sollte. »Alles in Ordnung mit dir?«
Fiona zog den Hals der Ginflasche aus der Tasche. »Hast du Lust auf einen Schlummertrunk? Ich brauche jedenfalls einen.«
Sie saßen Seite an Seite, jede mit einem vollen Glas in einer Hand und einer qualmenden Zigarette in der anderen. Dawn sah zu, wie die beiden Rauchfähnchen sich von ihren Fingern hoch ringelten. »Dann war also alles eine Namensverwechslung?«
Fiona seufzte, nahm einen langen Schluck aus ihrem Glas und seufzte wieder. »Ich weiß es nicht. Doch, ja, sieht so aus, als sei ich einem Mädchen namens Alicia hinterhergejagt und nicht Alexia. Die Inhaberin der Begleitagentur war sich nicht sicher, wie das Mädchen sich nannte, mit dem sie sich unterhalten hatte.«
»Aber auf der Karte, die du hier gefunden hast, stand da nicht ›Alexia‹ hinten drauf?«
»Ja.«
»Na, dann war doch auf jeden Fall eine Alexia bei ihr, oder?«
»Nicht unbedingt«, antwortete Fiona und zog an ihrer Zigarette. »Die Frau meinte, dass jede Menge von ihren Karten in der Stadt im Umlauf sind. Die, die ich gefunden habe, könnte ohne weiteres auch einem Kunden gehört haben.«
»Und was ist mit dem Hurlington Health Club? Die Frau dort hat dir doch genau dieselbe Beschreibung gegeben.«
»Die hat mir doch überhaupt nicht zugehört. Sie hat ja nicht mal den Scheißstaubsauger ausgemacht, um ordentlich mit mir zu reden. Irgendwo da draußen rennt eine Alexia rum, aber wer weiß, wie sie aussieht? Was für ein Chaos.« Sie zog noch einmal an der Zigarette und atmete mit einem frustrierten Schnauben aus. Ein Rauchschleier breitete sich vor ihr aus.
Dawn stieß mit ihrem Glas an Fionas. »Du hast dein Bestes getan. Mehr kann man nicht verlangen.« Sie betrachtete Fiona und wartete auf ihre Reaktion.
Fiona starrte verzagt die Wand an. Ihre Unterlippe war an der Stelle gerötet, an der sie sie mit den Zähnen bearbeitet hatte.
Dawns Blick wanderte zu dem Riss, der von Fionas Augenbraue ausging. Trotz des fachmännisch aufgetragenen Make-ups konnte sie sehen, dass eine hässliche Narbe zurückbleiben würde. »Wie geht’s deiner Augenbraue? Tut’s noch weh?«
Fiona starrte weiter vor sich hin.
»Fiona! Hallo! Jemand zu Hause?« Sie schwenkte eine Hand vor Fionas Gesicht.
»Entschuldige. Was ist?« Fiona blinzelte.
»Deine Augenbraue. Lässt du sie dir von einem Spezialisten anschauen?«
Fiona lächelte trübsinnig. »In einem Privatkrankenhaus? Das könnte ich mir nie leisten.«
Dawn drückte ihre Zigarette aus. »Es gibt auch andere Möglichkeiten.«
»Wie zum Beispiel?«
Dawn zuckte die Achseln. »Ich hab dir doch erzählt, dass ich mit jemand zusammen bin, erinnerst du dich?«
»Dein Gefährte?«
»Ja.« Dawn lächelte. »Mein Gefährte. Unsere Beziehung … das ist ziemlich kompliziert. Er lässt sich operieren, um sein … Aussehen zu ändern. Er hat sich nie wohlgefühlt, so wie er ist. Du wirst ihn bestimmt eines Tages kennenlernen.«
Sie räusperte sich und machte eine Handbewegung, die zeigen sollte, dass sie nicht näher darauf eingehen wollte. Zumindest nicht im Moment. »Egal, was ich sagen wollte, ist, dass der Arzt,
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