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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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Mörder in seinem eigenen Leben sehr methodisch ist. Sein Arbeitsplatz wird gepflegt und ordentlich sein, ebenso wie seine äußere Erscheinung, ich würde sogar sagen, penibel. Angesichts seines Berufes würde das heißen, ein Anzug zur Arbeit, lässiger Schick außerhalb. Hemden, Lederschuhe, Stoffhosen, keine Jeans. Wonach wir suchen, ist kein zerzauster Fanatiker mit irrem Blick. Leider ist er das fast nie. Wir suchen nach einem ruhigen, unauffälligen Individuum, mit einem subtilen Charme. Denken Sie an Jeffrey Dahmer. Bescheiden und zurückhaltend, fähig, in der Masse der anderen aufzugehen, ohne einen besonderen Eindruck zu machen. Wird von seinen Nachbarn wahrscheinlich als ›nett‹ beschrieben.«
    Während Rick die Worte des Psychologen eifrig mitschrieb, lehnte Jon sich zurück und ließ sich dessen Erkenntnisse durch den Kopf gehen. Pete Gray fuhr einen Lieferwagen mit geschwärzten Scheiben. Und weiß Gott, warum, es schien Frauen zu geben, die meinten, er habe einen gewissen Charme.
    »Wie sucht er sich seine Opfer aus?«, fuhr der Arzt fort. »Sie kommen aus drei verschiedenen Teilen der Stadt. Die ersten beiden behaupteten, sie würden an einen bestimmten Orten gehen, bevor sie verschwanden. Ein Treffen mit dem Mörder? Aber wozu? Eine Verabredung? Ein Termin? Sie haben beschlossen, sich mit dem Mörder zu treffen. Hatten sie schon vorher Kontakt? Falls Sie es noch nicht getan haben sollten, fragen Sie bei den Nachbarn aller drei Opfer nach Besuchen, die diese in letzter Zeit erhalten haben. Ich meine nicht einfache Arbeiter wie Fensterputzer oder so, das sind zu untergeordnete Tätigkeiten. Sondern jemanden, der zum Beispiel Wintergärten an den Mann bringen will, Satellitenfernsehen oder Gratisurlaub. Also Verkaufsprofis im Wesentlichen. Wie ich schon sagte, wenn es notwendig ist, kann er seinen Charme spielen lassen.«
    Jon drehte den Kopf und fing den triumphierenden Blick auf, den Rick ihm zuwarf.
    »Was versucht er, mit seinen Morden zu erreichen? Da bin ich mir nicht sicher. Aber eines weiß ich: Er arbeitet sich richtig ein. Es wird immer mehr Haut entfernt, und im dritten Fall auch das Gesicht und die Zähne. Ich nehme an, dass die chirurgische Komponente Priorität hat?«
    McCloughlin nickte kurz.
    »Es würde mich nicht überraschen, wenn dem nächsten Opfer die ganze Haut abgezogen würde.« Schlagartig spannte die Atmosphäre im Raum sich an, und Dr. Heath errötete, als er sich seines Fauxpas bewusst wurde. »Wenn er nicht vorher gefasst wird natürlich. Aber er wird vorsichtiger. Dass er dem dritten Opfer das Gesicht und die Zähne entfernt hat, ist eine Möglichkeit, die Identifizierung zu erschweren. Er verwischt seine Spuren, damit er weitermachen kann. Das passt auch zusammen mit dem Mangel an Beweisstücken, die bisher gefunden wurden.
    Er trägt Handschuhe, wahrscheinlich auch eine Gesichtsmaske und einen Kittel. Das lässt natürlich auf einen medizinischen Hintergrund schließen, aber auch ein Bewusstsein für forensische Gepflogenheiten. Es könnte also gut sein, dass er schon mit ähnlichen, weniger schweren Vergehen aufgefallen ist. Mit der Verstümmelung von Haustieren zum Beispiel.«
    »Was ist mit Sexualdelikten?«, fragte eine Polizistin aus dem Hintergrund.
    Der Psychologe schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Alle drei Opfer hatten ihre Unterhosen an, als sie gefunden wurden. Es gibt keine Hinweise auf sexuelle Aktivitäten, weder erzwungen noch freiwillig. Selbstverständlich wäre es möglich, dass sie glaubten, sie träfen den Mörder deshalb. Aber seine Motivation ist nicht darin zu suchen. Verstümmelungen sind oft ritueller Natur, und in Ritualmorden sind die Geschlechtsorgane häufig das Ziel der Verstümmelung. Aber nicht in unseren Fällen. Er ist auf etwas anderes aus.
    Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage: Warum sucht er sich Belle Vue als Abladeplatz aus? Das lässt für mich darauf schließen, dass er sich in der Gegend gut auskennt. Aber ich glaube nicht, dass er dort wohnt. Die Wahrscheinlichkeit ist viel größer, dass er regelmäßig dort durchfährt, vielleicht auf dem Weg zur und von der Arbeit. Wie ich schon gesagt habe, angesichts seiner beruflichen Position und der Hauspreise in Didsbury vermute ich, dass er in dieser Gegend wohnt. Wenn wir jetzt noch berücksichtigen, dass Ungestörtheit entscheidend für ihn ist, sollten wir an frei stehende Häuser denken.«
    Falsch! Jon musste sich zusammenreißen, um den Kopf nicht zu schütteln.

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