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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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werde zusehen.«
     
    Jon und Rick setzten sich Gray gegenüber. Er starrte sie schweigend an, während der Doppelkassettenrekorder vor sich hin brummte.
    »Seltsames Hobby, das Sie da haben. Sie sammeln Bilder von Toten, brüten über Anatomielehrbüchern. Warum erzählen Sie uns nicht ein bisschen was darüber?«, forderte Jon ihn auf.
    Gray zuckte mit den Achseln. »Sie halten mich für einen Leichenschänder.«
    Jon sah ihn durchdringend an und dachte: Da hast du verdammt recht.
    »Wenn ich Medizin studieren würde, um Arzt zu werden, würden Sie mich nicht so ansehen. Dann wären Sie voller Respekt, weil ich das Verlangen habe zu lernen, wie der menschliche Körper funktioniert.«
    »Aber Sie studieren nicht Medizin.«
    »Was macht das für einen Unterschied? Warum sollte das Wissen über die Geheimnisse unseres Innenlebens der medizinischen Kaste vorbehalten bleiben? Was berechtigt das Royal College of Surgeons, durch seine Geheimgesellschaften Menschen wie mir den Zutritt zu Autopsien zu verweigern? Wir alle sind Menschen und haben das Recht zu verstehen, wie unser Körper arbeitet.«
    »Warum?«
    »Weil es faszinierend ist. Ich zumindest finde es nun einmal faszinierend. Aber weil ich kein Arzt bin, meinen Sie, ich sei ein Leichenschänder. In meiner Jugend wollte ich Chirurg werden. Vielleicht hilft Ihnen das ja, das Ganze zu verstehen.«
    »Sie wollten Chirurg werden? Warum? Hat einer Ihrer Vorfahren dieses Lehrbuch geschrieben, Grays Anatomie?«
    »Nein.«
    »War Ihr Vater Chirurg?«
    »Nein, er war Drucker.«
    »Ein Onkel vielleicht? Sonst ein Verwandter? Ein Freund? Man findet nicht einfach so Gefallen daran, Chirurg zu werden.«
    »Ich schon. Leonardo da Vinci auch, und ihn hält man für ein Genie.«
    Größenwahn, dachte Jon. Typischer Wesenszug eines Psychopathen. Er legte den Plastikbeutel mit den Körperwelten -Bildern auf den Tisch. »Diese Bilder, die Sie zu Hause hatten. Warum sammeln Sie Bilder von Leichen, denen die Haut abgezogen wurde?«
    »Sie zeigen das wahre Funktionieren des menschlichen Körpers in all seiner Pracht.«
    »So wie die Leichen von Angela Rowlands, Carol Miller und Tyler Young das wahre Funktionieren des menschlichen Körpers in all seiner Pracht zeigten?«
    Gray sah angeekelt drein. »Mit denen habe ich nichts zu tun. Wer das getan hat, ist krank.«
    »Dafür zu zahlen, dass man gehäutete Menschen ansehen kann, und Bilder davon zu sammeln, das ist nicht krank?« Jon hob den Beutel hoch und ließ ihn auf den Tisch klatschen.
    »Dann sollten Sie vielleicht auch die anderen Leute befragen, die sich die Ausstellung angesehen haben. Wir waren über achthunderttausend.«
    Das war zu gewandt, zu gut einstudiert. Zeit, ihn aus dem Konzept zu bringen. »Wann haben Sie Angela Rowlands eigentlich kennengelernt?«
    Gray zuckte zusammen. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, wann haben Sie Angela Rowlands kennengelernt? Das ist eine ganz einfache Frage.«
    »Habe ich sie kennengelernt?«
    Jon beugte sich vor. Ihm war klar, dass er sich mit seiner nächsten Bemerkung McCloughlin auslieferte. Doch er war so nahe dran, das Arschloch, das ihm gegenübersaß, festzunageln, dass es ihm scheißegal war. »Wie sonst ist Ihr Sperma in ihren Körper gelangt?«
    »Woher wissen Sie …?« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Sie sind aktenkundig, Mann!«, schrie Jon. Da fiel ihm wieder ein, dass McCloughlin zuhörte, und er senkte die Stimme. »Sie haben Ihre Frau grün und blau geschlagen, und dann noch zwei Freundinnen, erinnern Sie sich?«
    »Aber ich habe nie eine DNA-Probe abgegeben. Ich verstehe das nicht.«
    Jons Blick huschte kurz zum Spiegelfenster. Er stellte sich McCloughlins Gesicht vor.
    »Wir wissen alles über Sie. Und jetzt erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Gray ließ die Schultern hängen. »Das war bei so einem Single-Abend in der Stadt.«
    »Bei welchem?«
    »Im Coach and Horses, in der Nähe vom Bahnhof Piccadilly.«
    »Und?«
    »Wir haben uns unterhalten, ich hab ihr meine Nummer gegeben. Ich habe nicht geglaubt, dass sie anruft, aber sie hat’s getan. Hat sich offensichtlich nicht um den Rat ihrer jungen Freundin gekümmert.«
    »Das war ihre Tochter.«
    Wieder zeigte Grays Miene seine völlige Überraschung über Jons Kenntnisse.
    Als er fortfuhr, war er deutlich vorsichtiger. »Sie hat mich zirka eine Woche später angerufen. Wir haben uns getroffen, sie ist mit zu mir gekommen, und wir haben miteinander geschlafen.«
    »Nur an diesem einen

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