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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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Himmel. »Das kommt von der Irischen See. Hört sicher nicht so bald auf.«
    Sie gingen rasch zum Vordereingang des schwarzen Gebäudes und drückten auf den Klingelknopf. Sie warteten ein, zwei Minuten, dann trat Jon wieder hinaus in den Regen und sah nach oben. Dr. O’Connor wollte vom Fenster zurücktreten, doch ihre Blicke hatten sich schon getroffen.
    Jon deutete mit einem Finger auf seine Brust und dann nach oben. Sekunden später klickte der Türöffner, und die Tür sprang auf.
    Sie eilten die Treppe hinauf. Jon wollte ihm so wenig Zeit wie möglich zum Nachdenken geben. Als sie das Sprechzimmer betraten, saß O’Connor hinter seinem Schreibtisch und schälte wieder eine Mandarine. »Meine Herren? Ich wollte gerade Schluss machen für heute.«
    Sie begrüßten einander per Händedruck und setzten sich.
    Jon schaute zu Rick, ein Zeichen, dass dieser den Anfang machen sollte.
    »Wir wollen Sie nicht lang aufhalten«, sagte Rick.
    »Raus mit der Sprache.« Der Arzt lächelte und lehnte sich zurück. Das Leder seines Sessels knarrte ein wenig. »Was Neues über Gordon Dean?«
    »Nein.« Rick zog das Foto von Tyler Young aus seinem Sakko und legte es zwischen sich und O’Connor auf den Tisch.
    Jon beobachtete dessen Reaktion. Er sah hinunter, legte das halb geschälte Obst beiseite, streckte dann einen Zeigefinger aus und drehte das Foto herum, bis es perfekt parallel zur Schreibtischkante vor ihm lag. Wie üblich bewahrte er sein Pokergesicht, nicht die kleinste Gefühlsregung deutete sich an. Er blickte auf und zog fragend eine Augenbraue hoch. Die Haut seiner Stirn geriet dabei kaum in Falten.
    »Haben Sie diese Frau schon einmal gesehen?«, fragte Rick.
    Der Arzt sah das Foto nicht an. »Nein.«
    »Sie haben nie mit ihr gesprochen?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich bekomme eine Menge telefonische Anfragen. Kann sein, dass ich mit ihr gesprochen habe, aber dann wüsste ich wirklich nicht, wie sie aussieht. In welchem Zusammenhang stellen Sie mir diese Frage?«
    »In ihrem Tagebuch stand, dass sie mit Ihnen über Lippenimplantate gesprochen hätte. Und dann haben Sie auch noch Brustimplantate erwähnt. Ihre Preise waren extrem günstig.«
    O’Connor verschränkte seine Finger über dem Foto und verdeckte so das lächelnde Gesicht darauf. »Das ist schon aus zwei Gründen unmöglich. Erstens führe ich nur nichtoperative Eingriffe durch. Zweitens ist sie eindeutig jünger als fünfundzwanzig. Und ich habe es mir im Beauty Centre zur Bedingung gemacht, niemanden unterhalb dieser Altersgrenze zu behandeln.« Er schob ihnen eine Broschüre über den Tisch zu. »Hier, das können Sie in meiner Einführung auf Seite zwei nachlesen.«
    Jon stand auf und ging zum Bücherregal hinter dem Arzt. O’Connor fand seine Anwesenheit dort offensichtlich beunruhigend und drehte sich ein Stück in seinem Sessel.
    Rick nahm von der Hochglanzbroschüre keine Notiz, sondern deutete mit einem Kopfnicken auf das Foto.
    »Die Leiche von Tyler Young wurde vor kurzem gefunden. Jemand hat ihr die Brüste, das Gesicht und große Teile der Haut entfernt. Haben Sie jemals mit Carol Miller oder Angela Rowlands gesprochen? Auch ihre Leichen wurden kürzlich gefunden, und auch ihnen fehlten große Hautareale.«
    O’Connor wandte seine Aufmerksamkeit wieder Rick zu.
    Seine Miene war noch immer neutral. »Ganz bestimmt nicht.«
    Jetzt sprach Jon. »Eine interessante Bibliothek, die Sie da haben. Sagen Sie, Dr. O’Connor, Sie führen also nur kosmetische Eingriffe durch?«
    »Ich bevorzuge die Bezeichnung ›ästhetische Medizin‹.«
    »Warum haben Sie dann ein Exemplar davon?« Er nannte weder den Titel, Grays Anatomie, noch nahm er das Buch aus dem Regal, weil er den Arzt veranlassen wollte, sich von seinem Sitz zu erheben.
    Doch O’Connor beugte sich vor und spähte an Jon vorbei. Ehe er antwortete, sah er Rick und dann wieder Jon an. Berechnung lag in seinem Blick. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, sich hinzusetzen? Ich kann nicht mit Ihnen und Ihrem Kollegen sprechen, wenn Sie hinter mir herumhampeln.«
    Jon zuckte mit den Achseln und setzte sich wieder, befriedigt, dass er den Arzt in seiner scheinbaren Ruhe erschüttert hatte.
    »Ich habe früher auch chirurgische Eingriffe vorgenommen. Gesichtsrekonstruktionen bei Menschen, die an Gehirntumoren erkrankt waren, oder bei Opfern von Verkehrsunfällen und Ähnlichem. Dann wurde ich, Ironie des Schicksals, selbst Opfer eines Verkehrsunfalls. Dabei wurde mein linkes Knie schwer

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