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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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nächsten Morgen ist der Gebietsvertreter der Herstellerfirma verschwunden? Meine Herren, ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, welche Spur Sie verfolgen sollen.«
    Sie waren schon im Gehen, da rief McCloughlin Jon zurück. Ohne aufzublicken sagte er: »Nächstes Mal schicken Sie nicht Ihren Partner vor, damit er Informationen verbreitet, die Sie beschafft haben. Verstanden?«
    »Sir.« Leise schloss Jon die Tür hinter sich.

7
    D
    er Körper im Bett regte sich nicht.
    Sonnenlicht fiel schräg durch das offene Fenster, ergoss sich über die verknitterten weißen Laken und schuf eine Mondlandschaft aus Miniaturkratern. Im Zimmer herrschte Schweigen, in regelmäßigen Intervallen durchbrochen von einem dünnen Pfeifen. Es drang aus den Verbänden, in die der Patient eingewickelt war.
    Schließlich schob sich eine Hand nach oben. Ein Zeigefinger und ein Daumen zupften vorsichtig an den Nasenlöchern, Schultern zuckten, als der Schmerz wie eine Lanzette zustach. Kurz darauf versuchte der Patient es wieder, und diesmal gelang es ihm, die Spitze eines lackierten Nagels in ein Nasenloch zu stecken, in dem noch immer der Schmerz tobte, den die Schläge dort verursacht hatten. Ein großer Fetzen getrockneten Blutes wurde abgerissen und ein Schluchzer des Selbstmitleids ausgestoßen.
    Die Hand fiel zurück auf die Decke, und vom Fenster her erklang ein leises Schwirren. Ein Rotkehlchen war auf dem Metallbügel gelandet, der das Fenster offenhielt. Das Köpfchen schiefgelegt, inspizierte es das Zimmer mit wachen Äuglein.
    Aus dem Bett blickte ein Paar geschwollene, blutunterlaufene Augen zurück, hungrig nach Gesellschaft, egal welcher Art. Mit dem leisen Schmatzen eines Kusses versuchte der Patient den Vogel näher zu locken. Tränen tropften auf die Gazeschichten.

8
    A
    kkurat geschnittene Rasenrabatten flankierten die Einfahrt in den Europa Business Park. Die makellos weißen Tore standen offen, und sobald sie sie durchfahren hatten, glitten die Autoreifen förmlich über den glatten Asphalt. An einer Straßengabelung stand ein großes Schild. Rick überflog die Aufschrift. »Gebäude zehn bis zwanzig. Rechts.«
    Jon schlug rechts ein, und sie fuhren die sich sanft dahinwindende breite Straße entlang, von der Seitenstraßen zu niedrigen Gebäuden aus einer Art Wellblech führten, das es anscheinend nur in drei Farben gab: Blau, Grün und Weiß. Protex Ltd. hatte sich für Weiß entschieden.
    Sie parkten auf einem der Besucherparkplätze direkt vor dem Empfang. Graue Glastüren glitten lautlos auseinander, als sie sich ihnen näherten, und sie betraten ein Foyer, das so aufgeräumt war, dass es schon abweisend wirkte. Zu ihrer Rechten strahlte ihnen ein Mann mit stolzgeschwellter Brust entgegen. Direkt unter dem Foto verriet ein Messingschild auch seinen Namen: Keith Bradley gründete diese Firma im Jahre 1973.
    Wie man schon an seiner Krawatte sehen kann, dachte Jon, der an sich halten musste, um angesichts der hässlichen Farbspritzer, die den Betrachter von der Brust des Mannes ansprangen, nicht entsetzt zurückzuzucken.
    Fotos verschiedener Handschuhe zierten die Wand, jeder einzelne in farbiges Licht getaucht, um einem völlig leblosen Produkt einen Hauch von Glamour zu verleihen.
    Eine junge Frau, deren gewelltes braunes Haar ein Kopfhörer mit Mikrofon einschnitt, nickte ihnen vom Empfangstresen her zu. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Die Polizisten hielten ihre Dienstausweise hoch, und ihr Lächeln verflog.
    »Könnten wir bitte mit Ihrem Personalchef sprechen?«, fragte Jon.
    »Einen Moment.« Sie drückte auf einen Knopf ihrer Telefonanlage. »Martin, ich habe hier zwei Polizisten, die Sie sprechen möchten.« Sie lauschte eine Sekunde und sah dann zu ihnen hoch. »Dürfte ich Sie fragen, worum es geht?«
    Jon beugte sich vor und sagte so laut, dass es der Mann am anderen Ende hören konnte: »Gordon Dean.«
    Wieder lauschte die Rezeptionistin. »Er kommt sofort. Bitte nehmen Sie Platz.«
    Jon sah sich die Stühle an. Wie alles andere hier wirkten sie steif und unbenutzt. Er blieb stehen. Eine Minute später waren auf der Treppe Schritte zu hören. Ein Mann mittleren Alters in Hemd und Krawatte kam zu ihnen.
    »Martin Appleforth, Personalleiter.« Er zögerte, weil er nicht wusste, wem er zuerst die Hand schütteln sollte. Jon trat vor. »DI Spicer und DS Saville.«
    In Appleforths Büro war es eine Spur zu warm. Die Jalousie vor dem Fenster war heruntergelassen, aber durch die Lücken drang noch immer Sonnenlicht

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