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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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die Mädchen verflüchtigten sich. Sie wendete, fuhr zurück und warf prüfende Blicke in lichtlose Hauseingänge und die Schatten der Bäume. Wie sind sie hierhergekommen?, fragte sie sich. Wie viele von ihnen waren vor gewalttätigen Vätern, Ehemännern oder Lebensgefährten geflohen? Sie starrte sie an, und ihr wurde übel bei dem Gedanken, dass in mancher Hinsicht das Einzige, was sie von diesen Frauen trennte, die Dicke der Scheibe ihres Autofensters war.
     
    Jon blickte sich im Yate um. Ein paar Pendler mit Mänteln und Aktentaschen tranken in dem Pub noch ein Bier, bevor sie mit dem Zug nach Hause fuhren. Keine Spur von Rick. Er lehnte sich an die Bar und beschloss, sich auch ein Pint Stella zu genehmigen, um seine Nerven zu beruhigen.
    Das Kleingeld in seiner Hand reichte nicht, um das Bier zu bezahlen. Verlegen stand er da, kramte nach einem Fünzigpencestück und schwor sich, das Lokal nie wieder zu betreten.
    Er wählte einen Tisch, der vom Eingang aus gut zu sehen war, stellte sein Glas ab und wollte seine Lederjacke abstreifen. Da fiel ihm das eng anliegende T-Shirt ein, das er trug, und verzichtete.
    Er nahm zwei Schlucke, und das Glas war nur noch halb voll. Er fing an, mit einem Bierdeckel herumzuspielen, und überlegte währenddessen, ob sein neuer Partner McCloughlin über alles Bericht erstattete. Er hatte zwar anfangs diesen Verdacht gehegt, doch jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Die paar Worte, die sie am Fundort des dritten Opfers gewechselt hatten, zeigten zwar, dass Rick und McCloughlin sich schon begegnet waren, doch daraus zu schließen, dass zwischen den beiden ein geheimes Einverständnis herrschte, war sicher gewagt.
    Jon starrte auf sein Glas und dachte wie ein Schachspieler über seinen nächsten Zug nach. Alkohol. Das war’s.
    Er würde ihn zum Trinken animieren und dann ein, zwei unangenehme Fragen stellen.
    Ein paar Minuten später kam Rick herein. Er trug noch immer seinen Anzug. Jon wurde klar, dass er die falsche Kleiderwahl getroffen hatte. Diese Erkenntnis machte ihm so zu schaffen, dass er Rick nur mit schlaffer Hand zuwinken konnte.
    Rick entdeckte ihn und kam an seinen Tisch. Mit einem Blick erfasste er, in welchem Aufzug Jon die Erkundungstour zu absolvieren gedachte. »Scheiße, ich habe nicht gedacht, dass wir uns leger kleiden.« Einen Augenblick blieben seine Augen an dem Riss im Knie von Jons verschossenen Jeans hängen.
    Jon verlagerte unter dem Tisch sein Bein. »Ich dachte, wir versuchen, uns ein bisschen unters Volk zu mischen.«
    Eine verlegene Pause trat ein, dann sagte Rick mit einem leisen Glucksen. »Also, das wird Ihnen sicher gelingen. Was zu trinken?«
    Jon leerte sein Glas. »Na, gut. Noch ein Stella bitte.«
    Rick kehrte mit zwei Gläsern zurück. Misstrauisch beäugte Jon das andere. »Ist das eine Cola?«
    Rick nahm einen langen Schluck. »Mit einem doppelten Gin.«
    Jon widerstand der Versuchung, nach Ricks Glas zu greifen und daran zu schnuppern. Stattdessen trank er ausgiebig aus seinem eigenen.
    Rick zog die Aufstellung der Kreditkartengesellschaft über Gordon Deans letzte Transaktionen aus der Tasche.
    »Seine Karte wurde also um neunzehn Uhr neunundvierzig bei Don Antonio eingelesen. Als Nächstes kommt eine Rechnung über sechsunddreißig Pfund im Taurus. Diese Zahlung wurde um zwanzig Uhr einundvierzig getätigt.«
    »Was ist das Taurus?«
    »Eine Art Restaurant und Bar ganz oben an der Canal Street. Gute Cocktails und eine anständige Karte. Da könnten wir doch gleich anfangen.«
    Jon versuchte, sich gleich einen Eindruck vom Taurus zu machen, als sie durch die Tür gingen – gedämpftes Licht und haufenweise Kerzen standen auf verlorenem Posten gegen die Schatten, die sich aus allen Ecken heranschlichen. Er stolperte beinahe auf dem ansteigenden Fußboden, der zu den Tischen führte. Die Hälfte davon war mit Speisenden besetzt. Im Flaschenbord hinter der Bar, die sich am anderen Ende des Raumes befand, leuchtete ein beeindruckendes Sortiment von Spirituosen. Ein Kühlschrank mit Glasfront war von oben bis unten mit Champagnerflaschen bestückt.
    Jon setzte sich auf einen Barhocker am Rand und versuchte, einen entspannten Eindruck zu machen. Neben seinem Ellbogen stand eine große Glasschüssel, und ohne groß nachzudenken zog er einen der darin enthaltenen Gegenstände heraus. Er hielt ihn sich dicht vor die Nase und kniff die Augen zusammen, um lesen zu können, was darauf stand. Safer Sex – Gratispackung für Männer – zwei

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