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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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Bierglas. »Wo denn?«
    »In der Nähe der Whitworth Street. In der neuen Wohnanlage in der Venice Street.«
    Jon sah ihn verständnislos an.
    »Kennen Sie das japanische Restaurant in der Whitworth Street?«
    »Ja, Samsi sonstwas.«
    »Samsi Yakitori. Da drüber wohne ich.«
    Jon überlegte, was eine Wohnung in dieser Gegend wohl kostete. »Die muss ja direkt auf die Canal Street hinausgehen.«
    Rick nickte.
    »Und was ist mit dem Lärm?«
    »Der stört mich nicht. Das ist ja genau der Grund, warum man ins Zentrum einer Stadt zieht. Gehört zur Atmosphäre.«
    Jon sah auf die Tischplatte hinunter und bemerkte Ricks manikürte Fingernägel. Er dachte an die Haarentfernung, die, wie Alice ihm erzählt hatte, Melvyn seinen männlichen Kunden anbot. ›Rücken-Ritzen-Eier‹ nannte er das.
    Er fragte sich, ob Rick auf so etwas stand. Den Blick noch immer gesenkt, fragte er leise: »Wie lange kennen Sie und McCloughlin sich schon?«
    Er hob den Blick und beobachtete Ricks Reaktion.
    Sein Partner zuckte nicht mit der Wimper. »Wie meinen Sie das?«
    Jon trank noch einen Schluck von seinem Bier. »Haben Sie noch bei keiner anderen Ermittlung mit ihm zusammengearbeitet?«
    Rick sah ihn fragend an. »Hab ihn vorher noch nie gesehen.«
    Jon ließ Rick nicht aus den Augen. Er achtete darauf, ob seine Körpersprache ihn vielleicht der Lüge überführte, doch er konnte nichts entdecken. »Ich habe angenommen, dass er Sie rekrutiert hat, weil Sie ihm früher mal über den Weg gelaufen sind.«
    Ricks Augen verengten sich einen Augenblick, dann huschte ein Lächeln der Erkenntnis über seine Lippen.
    »Und Sie dachten, ich wäre als Spitzel eingeschleust worden, um den Ermittler im Auge zu behalten, der ihm beim Kaugummimörder die Schau gestohlen hat?«
    Jon hob sein Glas hoch und neigte es zum Zeichen seiner Anerkennung von Ricks Kombinationsgabe.
    Rick lachte bitter auf. »Besten Dank.« Dann wurde seine Miene wieder ernst. »Der Marschbefehl lag in meinem Fach einen Tag, bevor wir uns kennengelernt haben. Bis dahin war ich der Meinung, dass ich in Chester House bleiben und zum nächsten Schreibtisch rotieren würde. Ich habe nicht ein einziges Wort mit McCloughlin gewechselt, bevor ich dieser Ermittlung zugeteilt wurde. Ich halte ihn für einen großartigen Ermittler, aber ich krieche nicht auf einer Schleimspur hinter ihm her.«
    »Tut mir leid. Es kam mir nur ein bisschen verdächtig vor, insbesondere dieses Zwinkern …« Er erkannte, dass er sich in seinem Eifer, seinen Partner zu beschwichtigen, verplappert hatte.
    »Zwinkern? Was für ein Zwinkern?« Rick beugte sich vor.
    Jon sah weg und verfluchte sich. »Nur etwas, das McCloughlin getan hat.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen. Nur etwas, das McCloughlin getan hat? Wann?«
    Jon sah ein, dass er in der Klemme saß, seufzte und erzählte: »Als McCloughlin mir mitteilte, dass ich einen Partner bekomme, da hat er so gezwinkert.«
    Rick runzelte die Stirn, und Jon wusste, er überlegte, was das Zeichen wohl zu besagen hatte. »Als ob er damit irgendwas über mich andeuten wollte?«
    Jon lehnte sich zurück und fragte sich, wie oft Rick sich über so etwas schon hatte Gedanken machen müssen.
    »Nehme ich an.«
    Zorn blitzte in Ricks Augen auf. »Wie schnell sich manche Dinge rumsprechen. Außer Ihnen habe ich noch zwei Leuten bei der Polizei erzählt, dass ich schwul bin. Von beiden dachte ich, dass ich ihnen vertrauen könnte.«
    Jon trank von seinem Bier und überlegte, ob jetzt die unaufrichtige Versicherung angebracht wäre, dass sich dieser Umstand auf Ricks Karriere in keiner Weise auswirken würde. Er beschloss, den Mund zu halten.
    Nach ein paar Sekunden nahm Rick einen herzhaften Schluck aus seinem Glas und stieß die Luft aus. »Soll mich doch am Arsch lecken.«
    »Wer? McCloughlin?«
    Rick nickte.
    Jon stieß mit seinem Glas gegen Ricks. »Darauf trinken wir.«
    Das Eis war gebrochen. Danach saß zwar jeder der beiden in seine eigenen Gedanken versunken schweigend da, doch diesmal war es ein entspanntes Schweigen.
    Jon ging gedanklich ihre bisherigen Begegnungen mit McCloughlin während dieser Ermittlung durch. Rückblickend schien es offensichtlich, dass es kein geheimes Einverständnis zwischen Rick und ihrem Chef gab. Er erkannte, dass McCloughlins Empfindlichkeit ihm gegenüber seine eigene Wahrnehmung getrübt hatte. Er musste sich zusammenreißen, um sich davon nicht beeinflussen zu lassen.
    Im Geiste noch immer bei seinem Partner, fragte er unvermittelt:

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