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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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dominierte eine Bar, die sich über die ganze hintere Wand erstreckte. Die Beleuchtung war gedämpft, kleine Punktstrahler waren auf die breiten Streifen roten Samts gerichtet, die von nackten Ziegelwänden herunterhingen. Dasselbe Material war auch um runde Marmorsockel geschlungen, auf denen lebensgroße nackte Männerstatuen standen. Abgesehen von den Feigenblättern über ihren Lenden waren sie nach dem Vorbild von Michelangelos David geformt. Am Fuß jedes Sockels waren Kaskaden frischer Orangen, Äpfel, Tomaten, Melonen, Trauben und Paprika drapiert.
    Als sie auf dem Weg zur Bar daran vorüberkamen, fragte Jon, der im herrschenden Halbdunkel nicht viel erkennen konnte: »Ist das alles echt?«
    »Völlig echt«, antwortete Rick. »Offensichtlich haben sie Anleihen bei dieser unglaublichen Bar auf Mallorca gemacht. Die Deko wird jeden Abend neu gemacht. Dass der Bruder von Miss Tonguelash einen der größten Obst- und Gemüsestände am Smithfield Market hat, ist dabei sicher nicht von Nachteil.«
    Noch während Jon sich alles ansah, nahm ein Barmann ein paar Zitronen aus der Dekoration und warf sie einem Kollegen hinter der Bar zu, der gerade Cocktails zubereitete. Hier im Erdgeschoss war das Lokal etwa halbvoll, aber viele Besucher stiegen eine Treppe ins Untergeschoss hinab.
    »Was trinkst du?«, fragte Rick.
    »Ein dunkles Lager.«
    Sie fanden Platz am Ende der Bar. Neben ihnen standen ein paar von den Schalen mit denselben Safer-Sex-Packungen, die Jon im Taurus begutachtet hatte. Er lehnte sich an den Tresen und sah sich um. Sofort entdeckte er an einem Tisch in der Nähe eine Gruppe Transvestiten. Ihre breiten Schultern, eckigen Gesichter und schrecklichen Perücken erinnerten ihn an eine Party seines früheren Rugbyclubs zum Saisonende, bei der für die männlichen Gäste Frauenkleidung vorgeschrieben gewesen war.
    Die übrige Klientel sah ziemlich normal aus, bestand aber hauptsächlich aus Männern. Rick unterhielt sich gerade mit einem der Barmänner, und Jon musste sich konzentrieren, um über die aus dem Untergeschoss hochwallende Musik hinweg die Worte der beiden verstehen zu können.
    »Hervorragend; Danke für Ihre Hilfe.« Rick schob Jon sein Bier zu.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Jon, beugte sich über sein Glas und trank einen Riesenschluck.
    »Er kann sich an Dean erinnern. War fast schon ein Stammgast. Er sagt, er hat ihn oft mit verschiedenen Leuten sprechen sehen.«
    Jon wusste, dass da noch etwas kommen würde. »Und was war in der fraglichen Nacht?«
    »Das Übliche. Hat sich ein bisschen hier oben rumgetrieben, ist dann eine Weile nach unten gegangen.« Rick lächelte. »Aber er glaubt, er hat ihn zur Sperrstunde mit einer Prostituierten weggehen sehen, die manchmal reinkommt und sich Gratiskondome von der Bar mitnimmt.«
    »Gibt’s eine Beschreibung?«
    »Schulterlanges, rötliches Haar, um die einssiebzig groß, dünn.« Rick hielt sein Glas in die Höhe, und sie stießen an. »Ich wette, wenn wir ein bisschen hier rumfragen, finden wir noch mehr raus.«
    Jon sah sich um. »Das überlasse ich gerne dir.«
    Rick gab ein leises Schnauben von sich. »Feigling.« Mit dem Foto in der Hand trat er an den nächststehenden Tisch. Aus dem Augenwinkel sah Jon das Kopfschütteln der Befragten.
    Fünf Minuten später kam Rick zurück. »Nichts. Du weißt, was das heißt?«
    Jon trank aus. »Zeit, nach unten zu gehen.«
    Am Fuß der Treppe gab es einen kleinen Schalter. Sie zeigten der Frau dahinter ihre Dienstausweise und dann das Foto von Gordon Dean, doch sie konnte sich nicht erinnern, ihn gesehen zu haben.
    Rick spähte durch die Fenster in der Doppeltür vor ihnen. »Noch nicht allzu voll.«
    Hinter der Tür war es deutlich dunkler. Über der Tanzfläche hing eine Discokugel, und mehrere Paare bewegten sich zu den Klängen von »Dancing Queen«. In der Kabine des Discjockeys stand eine große Gestalt mit einer Frisur wie Marge Simpson. Sie trug ein Satinkleid, das über und über mit, wie es Jon schien, leuchtenden Pingpongbällen bedeckt war. Als er und Rick um die Tanzfläche herumgingen, ging das Lied gerade zu Ende. Doch kein neues folgte. Stattdessen glitt ein Lichtstrahl durch den Raum und blieb auf Jon stehen.
    Jon hielt sich die Hand vor die Augen und blinzelte zur DJ-Zelle. Im grellen Licht des Scheinwerfers konnte er die Gestalt kaum mehr ausmachen. »Fick mich, der ist neu in der Stadt.« Die Stimme war hoch, die Worte lang gezogen. »Schaut euch dieses Kaliber an, Mädels. Ein

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