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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Larkyen in die umliegende Dunkelheit. Die Nacht schien tatsächlich viel schwärzer zu sein als ander s wo. Selbst für seine Augen bot sie eine Wand aus Finsternis.
    Die Unsterblichen waren ebenso wie die begabtesten Sch a manen und Druiden befähigt, sich über die Winde der Welt zu verständigen, ganz gleich welche Entfernung sie trennte. Fast glich es einem G e betsritual, wenn sie dazu ihre Botschaften an den Himmel richteten, um sie dem Wind zu übergeben, der sie davontrug bis zu jenen Ohren, die sie hören sollten. Larkyen hegte die Hoffnung, dass auch P a tryous, wenn sie noch immer in kentarischer Erde begraben war, seine Worte irgendwie h ö ren konnte. Er teilte seine Gedanken mit ihr, und sie glichen jenen, die ein Krieger seiner Geliebten widmet, die fernab der Schlachtfelder, irgendwo hinter dem Horizont, auf seine sich e re Heimkehr wartet.
    „Du musst sie sehr lieben“, hörte er Wothar flüstern. Lark y en fuhr zu dem Kentaren herum. Er war zu vertieft in seine Botschaft gewesen, um zu bemerken, dass Wothar längst aus seinem Schlaf erwacht war.
    „Was verstehst du davon?“
    „Ist denn die Liebe nur ein Privileg der Unsterblichen? Glaube nicht, es hätte für mich immer nur den Dienst für me i nen K ö nig gegeben. Auch ich hatte einmal eine Frau und eine Tochter. Sie starben während des Krieges bei einem Verge l tungsangriff der Tharländer.“
    „Wärst du nur bei ihnen geblieben. Statt für einen König zu käm p fen, hättest du für dein Weib und deine Tochter kämpfen können. Siehst du sie in deinen Träumen wieder?“
    Wothar winkte verärgert ab. „Du weißt so wenig von uns Me n schen, und schon gar nichts über einen Kentaren. Wir sind sterblich, unsere Zeitspanne ist begrenzt, wir müssen schnell leben, müssen schnell handeln und beständig nach unserem Glück streben. Und wenn wir unser Glück in der Ausübung von Macht finden, dann ist das unser Schicksal.“
    „Ich kenne euch nur zu gut“, seufzte Larkyen. Wie gern hä t te er Wothar in diesem Moment von seiner wahren Herkunft erzählt, um ihm zu zeigen, dass auch er die Schwächen der Menschen kennengelernt hatte. Dass er einst mit einem sterbl i chen Weib vermählt war und Vater eines ebenso sterblichen Kindes hätte werden können. Und nur damit hätte er ihn davon übe r zeugt, dass es kein Schicksal gab, dem sich ein Mann zwang s läufig fügen musste.
    Plötzlich hielt der Unsterbliche inne, seine Sinne hatten e t was gewi t tert.
    „Was ist los?“
    „Ich rieche Blut, viel Blut!“ Und auch sein Gehör ließ ihn nicht im Stich. Irgendwo zwischen den Hügeln erklang das Echo von mehr e ren Stimmen.
    „Mach das Feuer aus, sofort. Wir sind hier draußen nicht a l lein.“
    Wothar tat, wie ihm geheißen. Er zog sein Schwert und ba u te sich neben Larkyen auf.
    Der Unsterbliche folgte dem Geruch des Blutes durch die Nacht. Mit Wothar an seiner Seite überquerte er zwei Hügel. Er hörte mehrere männliche wie weibliche Stimmen, die gelegen t lich von Knurrlauten unterbrochen wurden. Er schätze die Gruppe auf knapp dreißig Mann. Dann sah er sie und glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Ihre Lagerstätte war ein Ort kahler stinkender Erde, fast schien es, als habe allein ihre ruchlose Anwesenheit jegliche Vegetation verdrängt. Sie hatten eine Höhle in den Boden g e graben, in der sie sich tagsüber vor der Sonne verstecken kon n ten. Blutige Knochenreste von Menschen und Tieren lagen überall umher. Dazwischen stand ein rostiger Eisenkessel, der bis zum Rand mit Blut gefüllt war. Die Äste eines abgestorb e nen Baums waren mit allerlei Trophäen geschmückt, riesige Hirschgeweihe, Felle, Schädel, Raubtierpranken und als Kr ö nung die getroc k neten Häute eines Mannes und einer Frau. Der süßlich beiße n de Gestank von Aas war allgegenwärtig und lockte zahllose I n sekten an.
    „Strygarer“, flüsterte Larkyen.
    Diese Wesen waren die Gefährlichsten, denen Larkyen auf seinen Reisen begegnet war. Wenngleich er bereits erahnt ha t te, ihnen eines Tages wieder zu begegnen, hätte er nicht damit gerechnet, dass diese Begegnung inmitten des bolwarischen Hochlands stattfinden sollte.
    Die Strygarer waren zumeist völlig nackt, eine rissige Kru s te aus Dreck und getrocknetem Blut übersäte ihre drahtigen Leiber. Sie knurrten wie Tiere, als sie mit ihren Händen in dem aufgedunsenen Kadaver eines Ochsen wühlten. Sie rissen feuchtglänzende Fleischstücke heraus, die sie in ihrer Gier nach Blut sofort ve r

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