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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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wirklich einen interessanten Job …«
     
    Madison fragte ihn, wie es gekommen sei, dass er für den Präsidenten arbeite. Jake erklärte es ihr, erzählte ihr außerdem von der Ranch seiner Großeltern und der Entfremdung zwischen ihm und seinen Eltern. »Möchtest du noch ein Bier?«, fragte er irgendwann.
    »Klar. Eins mehr kann nicht schaden.«
    Sie kam wieder auf seine Großeltern zu sprechen, und er erzählte davon, wie er auf der Ranch gearbeitet hatte und wie sich
sein Großvater der Umstellung von Pferden auf Quads, diese Motorräder mit vier Rädern, widersetzt hatte. »Wie hab ich die Jungs mit den großen Hondas und Polaris-Maschinen beneidet, die in einer Rauchwolke durch die Landschaft preschten! Ich dagegen saß auf irgendeinem Klepper und brauchte eine Viertelstunde, um irgendwohin zu kommen, wo man mit einer Honda in einer Minute war«, sagte Jake. »Heutzutage bin ich ihnen aber nur noch dankbar. Wäre allerdings schön gewesen, wenn die Familie etwas mehr zusammengehalten hätte, du weißt schon, meine Eltern. Aber was soll’s. Ich hatte insgesamt eine ganz schöne Kindheit. Glaubte, ich würde selber sterben, als meine Großmutter von uns ging …«
    Sie erzählte ihm von ihrer Kindheit in Lexington und Richmond. Ihr Vater war Anwalt gewesen, ihre Mutter Hausfrau. Ihr Vater hatte mit fünfzig Selbstmord begangen.
    »Ich hab ihn dafür gehasst«, sagte sie, stand auf und wanderte mit der Flasche in der Hand im Zimmer umher. »Ich war im College, wir hatten einige typische Generationskonflikte gehabt und uns ziemlich heftig gestritten, ich hatte ihn angebrüllt und keine Chance gehabt, es wiedergutzumachen, bevor er in den Hof ging und sich erschoss.«
    »War da …? Wusstest du, warum?«
    »Ja. Er war depressiv. Litt unter schwersten Depressionen, die eigentlich hätten behandelt werden müssen. Er wollte nicht zum Psychologen gehen, weil er trotzdem vorhatte, für ein wichtiges politisches Amt zu kandidieren – er hat zweimal im Stadtrat von Richmond gesessen. Er wollte nicht, dass das Thema ›Geisteskrankheit‹ aufkam. Also hat er sich von seinem Hausarzt ein paar Pillen verschreiben lassen, aber die haben nicht geholfen … Und eines Tages, es war sogar ein richtig schöner Tag, ist er in den Hof gegangen, hat sich eine Weile auf die Schaukel gesetzt, und dann peng . Ein Nachbar hat es gehört und kam angelaufen … Vielleicht habe ich deshalb einen
älteren Mann geheiratet. Vielleicht wollte ich meinen Vater wiederhaben.«
    Sie setzte sich wieder hin, doch nun saß sie auf der Couch neben Jake. Wie ein Teenager im Kino ließ Jake seinen Arm auf die Rücklehne der Couch sinken. Er fing an, sich Gedanken über seinen Atem zu machen, überlegte, was er gegessen hatte. Doch das Bier würde es übertönen, hoffte er.
    Jetzt sprach sie vom Reiten und hüpfte mit dem Hintern ein bisschen näher an ihn heran. Mann, die sendet ja unmissverständliche Signale aus, dachte er. Nun mach schon. Außerdem musste er an Novatnys viel Glück denken. Über seine eigene Kühnheit erstaunt, rutschte er selbst ein bisschen näher zu ihr, legte die Hand um ihre Schulter, zog sie an sich heran und küsste sie. Sie ließ sich gehen, schmiegte sich an ihn und schnurrte, und als er sich von ihr lösen wollte, hielt sie ihn fest, und sie küssten sich noch einmal.
    Das Gespräch wurde ein bisschen wirr.
    Ein, zwei Minuten später wanderte Jakes Hand an ihrem Körper hinunter, und das Gespräch wurde noch wirrer. Er merkte, dass er nach den zwei Bier, die er getrunken hatte, auf die Toilette musste, und zwar ziemlich bald. Aber ihm war auch klar, dass er sich eher die Beine abhacken würde, als die Couch zu verlassen.
    Was für kleine Köpfe Frauen doch haben , dachte er, als er eine Hand um ihren Hinterkopf legte. Etwas später, als seine Hand von einer Brust zur anderen wanderte, missdeutete sie das als Unbeholfenheit, sagte: »Hier, warte mal«, und half ihm, ihre Bluse aufzuknöpfen. Er öffnete ihren BH mit einer Hand, und sie murmelte: »Offensichtlich hast du Übung mit BHs.« »War Zufall«, sagte er, und sie meinte: »Okay …«
    Danach erstarb die Konversation fast völlig, bis sie anfing zu lachen und rief. »Jake. Hör auf, Jake. Ich muss ganz, ganz dringend aufs Klo. Lass mich aufstehen, du Tölpel.«

    Sie rannte die Treppe hinauf ins Bad. Jake lief zu der Toilette im Erdgeschoss, betätigte einige Sekunden vor ihr die Wasserspülung, wusch sich die Hände und trocknete sie ab, prüfte den Sitz seiner

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