Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
Vom Netzwerk:
zufriedener als sonst. Offenbar liebt er haarsträubende Probleme, dachte Jake. Und das hier würde eine tolle Szene in einem Buch abgeben, das fünf Jahre nach Ausscheiden des Präsidenten erscheinen und berichten würde, wie es wirklich war.
    »Das haben wir«, erwiderte der Präsident. »Dafür brauchen wir Jake nicht.«
    »Mr. President, ich würde gerne etwas zu bedenken geben«, sagte Jake. »Wenn Sie über die anderen Dinge reden, verschwenden Sie nicht zu viele Gedanken daran, Arlo Goodman zum neuen Vizepräsidenten zu machen.«

    Der Präsident nickte, fragte aber: »Warum nicht?«
    »Weil in diesem Schlamassel eine Menge Leute die Fäden ziehen, und ich vermute, dass einige davon zurück zu Goodman führen. Vielleicht sogar zu den Morden in Wisconsin.«
    »Ich werde es im Hinterkopf behalten«, sagte der Präsident.
     
    Jake verließ das Weiße Haus, blieb einige Sekunden auf der Straße stehen, ging dann bis zum nächsten Block, hielt ein Taxi an und fuhr nach Hause.
    Um halb acht war er daheim. Er duschte, rasierte sich noch einmal, um sich frischer zu fühlen, putzte sich die Zähne und zog eine saubere Jeans, ein schwarzes T-Shirt und eine Sportjacke an. Dann ging er hinunter in sein Arbeitszimmer, zog einige Bücher aus dem Regal, griff nach der grünen Pistolentasche, nahm die 45er heraus, schob ein Magazin hinein und steckte die Waffe in seine Jackentasche.
    Um zehn vor acht ging er hinaus und setzte sich auf die Hintertreppe. Um fünf nach acht bog ein Auto in die Gasse. Er sah, dass es Madisons Wagen war, und öffnete das Tor. Sie fuhr auf den Hof und stieg aus. »Alles okay?«, fragte sie.
    »Ja. Komm rein. Es sollte dich besser niemand sehen.«
    Drinnen fragte sie: »Hast du eine Waffe in der Tasche oder freust du dich nur, mich zu sehen?«
     
    Sie hatte eine Reisetasche aus weichem Leder und einen Aktenkoffer dabei. Jake nahm die Reisetasche und führte sie die Treppe hinauf ins Gästezimmer. »Das Bad ist die erste Tür im Flur«, sagte er. »Komm mit. Ich hol dir ein Glas Wein oder ein Bier und erzähl dir die ganze Geschichte.«
     
    Sie nahm ein Bier und machte es sich auf einem Sessel im Wohnzimmer gemütlich, während er sich ihr gegenüber auf die Couch setzte. »Was soll die Waffe?«

    »Die beiden Leute, die in Madison getötet wurden, wurden hingerichtet. Sie wurden in einem Bürogebäude getötet, und niemand hat Schüsse gehört«, sagte Jake. »Die Waffe hatte vermutlich einen Schalldämpfer, und die Mörder waren wahrscheinlich Profis – zumindest hatten sie so etwas schon mal gemacht. Es hat nur deshalb nicht mehr Tote in dem Gebäude gegeben, weil ihnen niemand auf dem Flur begegnet ist.«
    »Warum sind sie nicht hinter dir her gewesen?«
    »Vielleicht weil ich mich unberechenbar verhalten habe. Oder weil sie nicht wussten, dass ich schon vorher da gewesen war«, sagte Jake. »Als ich die Leichen fand, hab ich sofort die Polizei angerufen, und kurz darauf wimmelte es überall von Cops.«
    »Du trägst also die Waffe bei dir, weil du befürchtest, sie könnten hierherkommen«, sagte sie.
    »Ja. Oder zu dir.«
    »Du glaubst doch, dass in meinem Haus Wanzen sind. Warum sollten dann hier keine sein?«, fragte Madison.
    »Weil mir jemand nach Wisconsin gefolgt ist oder sogar versucht hat, vor mir dort zu sein. Wir haben bei dir im Wohnzimmer darüber gesprochen. Sonst hab ich nirgends darüber geredet. Die Sache ist die, ich bin mit dem ersten Flugzeug am Morgen nach Milwaukee geflogen, deshalb konnte niemand schneller nach Madison kommen als ich, es sei denn, die hätten einen Jet gemietet und wären direkt nach Madison geflogen. Das hätte aber eine zu deutliche Spur hinterlassen.«
    »Wenn die herkommen, willst du dich dann auf eine Schie ßerei einlassen?« Sie klang skeptisch.
    »Ich habe mehrere Alarmsysteme. Die Frau, der das Haus vor mir gehört hat, hat geglaubt, sie könnte jede Minute vergewaltigt oder ermordet werden, und hat alles sichern lassen«, sagte Jake. »Wenn jemand kommt, werden wir das merken. Die Waffe gibt uns die Chance, um Hilfe zu rufen. Sie gibt uns ein bisschen Zeit.«

    Sie streifte ihre Schuhe ab, zog die Beine an und schob sie unter sich. »Es ist nicht Howard Barber, Jake«, sagte sie. »Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er niemals eine Sekretärin exekutieren würde.«
    »Was ist mit Schmidt? Ich weiß zwar, was Barber dir erzählt hat, aber ich möchte den Kerl sehen.«
    Sie wandte den Blick von ihm ab und berührte mit der Zunge ihre

Weitere Kostenlose Bücher