Totenklage
vielleicht nicht perfekt.«
»Mhm«, brummte Jake. »Und wie sieht’s mit dem Rest von Ihnen aus?«
»Die haben mich ziemlich heftig getreten, und die Ärzte hatten
schon befürchtet, dass meine Leber verletzt sein könnte, aber sie mussten sie nicht punktieren.« Sie hatte bereits ein wenig den Chirurgenjargon angenommen.
»Also werden Sie wieder ganz gesund werden«, sagte Jake, zog sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich. »Wenn der Kieferchirurg seine Arbeit beendet hat, werden Ihre Zähne besser aussehen als vorher. Man kann sich sogar den genauen Farbton aussuchen. Und Sie sollten denen sagen, dass sie Ihre Nase nicht zu perfekt machen sollen, sondern einen kleinen Hubbel lassen.«
»Was?« Der Gedanke überraschte sie.
»Sie sind ein hübsches Mädchen, aber Schönheit – nehmen Sie’s mir nicht übel – reine Schönheit kann ein bisschen fade wirken. Ich könnte Sie mir gut mit einem kleinen Hubbel auf der Nase vorstellen. Sie würden fantastisch aussehen, wie geschaffen fürs Fernsehen.«
Sie bekam leuchtende Augen. »Meinen Sie?«
»Ich weiß es. Und ich hätte auch nichts dagegen gehabt, einen Blick auf Ihren Hintern zu werfen. Nach dem, was ich bei unserer ersten Begegnung auf dem Flur davon mitgekriegt habe, muss er ziemlich klasse sein. Noch etwas, woraus Sie beim Fernsehen Kapital schlagen könnten.«
»Er ist ziemlich klasse«, sagte sie. »Ich arbeite daran.«
Einen Augenblick saßen sie schweigend da, dann fragte Jake: »Was glauben Sie, was passiert ist? War es ein Raubüberfall?«
Sie verdrehte die Augen. »Das war kein Raubüberfall, Jake. Das war Arlo beziehungsweise sein widerlicher Bruder Darrell. Irgendwer hat ihm erzählt, dass ich mit Ihnen gesprochen habe, und als Sie dann über Carl V. Schmidt Bescheid wussten, wussten die, dass ich Ihnen das gesagt habe. Also haben sie mir aufgelauert und mich zusammengeschlagen. Arlo hat mich besucht und mir die Hand getätschelt und erzählt, wie sehr sie mich vermissen.«
»Haben Sie es Ihrem Vater gesagt? Oder Goodman?«
»Nein … ich weiß noch nicht genau, was ich tun soll.«
»Erzählen Sie es niemandem«, sagte Jake. »Ich war gerade in Madison, Wisconsin. Sie werden vermutlich in den nächsten Tagen ohnehin davon hören …« Er erzählte ihr von den Morden in Wisconsin. »Das ist eine absolut verkorkste Situation, Cathy Ann. Bei Ihnen ist das noch mal halbwegs glimpflich abgegangen. Aber ich würde mich nicht mit Goodman anlegen, und Ihr Vater sollte das auch nicht tun. Und ich würde Darrell Goodman niemandem gegenüber erwähnen.«
»Die sollen also ungestraft davonkommen?« Sie war so aufrichtig entsetzt, wie das nur junge Leute sein können.
»Die kommen ungestraft davon, weil Sie niemanden identifizieren können und die Leute in Madison tot sind. Zu wissen, dass er es getan hat, und es zu beweisen, sind zwei verschiedene Dinge«, sagte Jake. »Andererseits, wenn wir die Sache den richtigen Leuten stecken, können wir ihnen absolut die Tour vermasseln. Dann würde Goodman es nicht mal mehr schaffen, für einen Job als Hundefänger nominiert zu werden.«
Sie betrachtete ihn forschend. »Sie sind doch nicht nur hier, um mich aufzumuntern«, sagte sie schließlich.
»Sie gelten als sehr intelligent«, sagte Jake.
»Ich bin intelligent.«
Jake hielt es für das Beste, ohne Umschweife zu sagen, was er wollte. »Ich möchte etwas aus Goodmans Büro. Ich hätte gern eine Kopie der Festplatte seines Computers. Das würde vermutlich zehn bis fünfzehn Minuten in Anspruch nehmen. Ich hatte gehofft, Sie würden vielleicht jemanden kennen oder wissen, wie wir das hinkriegen könnten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich würde es machen, aber die wollen mich nicht wieder einstellen. Arlo hat gesagt, ich soll es gelassen sehen, wieder zur Uni gehen und mich auf mein Studium
konzentrieren. Und selbst wenn ich zurückkönnte, Dixie, das ist seine Sekretärin, beobachtet alles wie ein Luchs.«
»Mist.« Er kratzte sich am Kopf. Was nun?
»Was glauben Sie denn, was auf der Festplatte ist?«, fragte Dorn.
»Ich weiß es nicht. Aber wahrscheinlich jede Menge E-Mails, eingegangene wie verschickte, und die würde ich mir liebend gerne ansehen«, sagte Jake. »Ich möchte wissen, mit wem er korrespondiert, dann können wir vielleicht ein paar von diesen Leuten unter Druck setzen und sie dazu kriegen, über Goodman zu reden.«
»Das wäre aber doch illegal, oder? Man kann nicht seine Computerdaten kopieren und sie dann als
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