Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford

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wieder heraus, wischte ihn ab und ließ ihn, immer noch mit dem Hemdsärmel gepackt, an seinen ursprünglichen Ort fallen.
    Voller Selbstgerechtigkeit ging er zurück zum Auto. Nein, ich war nicht da drinnen, hab nur an die Tür geklopft …
    Stieg ins Auto und atmete tief aus. Verdammt, seit Afghanistan war er nicht mehr so angespannt gewesen. Doch er lächelte, als er rückwärts aus der Auffahrt setzte. Er spürte den Adrenalinschub, spürte ihn kommen …

    Schmidt war auf der Flucht. Vielleicht hatte er vor zurückzukommen, aber nicht so bald. Alles leicht Verderbliche war ausgeräumt, die Kleidungsstücke, die er hinterlassen hatte, waren schon älter, verschlissen oder zumindest leicht abgetragen. Keine Koffer, keine Waffen. Hatte er die Waffen verkauft? Vielleicht könnte das Amt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe das überprüfen. Vierundsechzig Waffen mussten mindestens zwanzigtausend Dollar wert sein.
    Wenn er seine ganzen Waffen verkauft hatte, war er vermutlich auf Tauchstation gegangen. Wenn nicht, hatte er sie irgendwo gelagert, dann bräuchten sie einen Hinweis auf Schmidts besten Freund …
    Jake saß bereits zehn Minuten im Auto, hatte Scottsville hinter sich gelassen und fuhr nach Norden Richtung Charlottesville, Richtung nach Hause, als Novatny anrief.
    Novatny lief, war außer Atem und brüllte: »Wo bist du? Jake? Wo bist du?«

5
    »Es geht los!«, rief Novatny.
    »Was? Ich versteh dich nicht.«
    »Tschuldige, bin gerade eine Treppe raufgelaufen …« Novatny holte tief Luft. »Wir fliegen mit dem Hubschrauber nach Virginia. Bist du immer noch in Richmond?«
    »Ich bin südlich von Charlottesville.«
    »Dann bist du verdammt viel näher dran als wir«, sagte Novatny.
    »Was ist denn passiert?«
    »Der Sheriff von Buckingham County hat eine Leiche in einem ländlichen Gebiet, einem Staatsforst, völlig verbrannt«,
sagte Novatny. »Neben der Leiche lag ein stark angekohlter Ausweis. Er gehört Lincoln Bowe.«
    »Verdammt.«
    Einen Moment lang kam vom anderen Ende nur wirres Rufen, dann: »Der Hubschrauber landet gerade, soll in fünf bis zehn Minuten wieder starten. Da unten ist ein Ort, der heißt, lass mal sehen, auf meiner Karte steht da Sliders, das scheint aber mitten im Nichts zu liegen. Hier. Fahr den Highway 20 Richtung Süden...«
    »Moment mal, ich halt nur kurz an.« Jake fuhr in eine Einfahrt, nahm einen Block aus seinem Aktenkoffer und notierte Novatnys Anweisungen.
    »Von der 636 biegst du links ab. Nach etwa zwei Meilen kommst du zum Verwaltungsgebäude des Appomattox-Buckingham State Forest. Man hat uns gesagt, dort könnte man am besten mit dem Hubschrauber landen.«
    »Hast du mit Danzig gesprochen?«
    »Nein. Ich kann ihn nicht direkt erreichen, ich müsste mich erst umständlich verbinden lassen. Wenn du ihn direkt anrufen kannst …«
    »Ich ruf ihn an. Wir sehen uns im Park.«

    Jake setzte rückwärts aus der Einfahrt, trat das Gaspedal durch, und der Mercedes fegte wie von der Tarantel gestochen los. Er war vierzig Meilen von seinem Ziel entfernt. Durch Scottsville musste er langsamer fahren, doch er bremste nicht allzu sehr ab, und viele Köpfe drehten sich nach ihm um, als er durchpreschte. Keine Cops, dachte er, bitte keine Cops …
    Über die Brücke und herunter vom Highway 20, wieder an Schmidts Haus vorbei. Er scherte aus, um einen Transporter mit Baumstämmen zu überholen, und beschleunigte auf achtzig Meilen pro Stunde. Es war eine hügelige Gegend, und die Straße war kurvig. Wie gemacht, um mit einem deutschen Wagen
Rallye zu fahren, wenn man keine Skrupel hatte, ab und zu eine Hausfrau umzubringen, die gerade ihre Post aus dem Briefkasten an der Straße holen wollte.
    Er machte sich schon ein wenig Sorgen deswegen, fuhr aber trotzdem nicht langsamer. Stattdessen setzte er noch eins drauf, indem er Ginas Nummer in sein Handy eintippte. Als sie sich meldete, sagte er: »Ich muss sofort Danzig sprechen.«
    »Er redet gerade mit dem Präsidenten«, sagte sie.
    »Hol ihn mir.«
    »Wirklich?«
    »Hol ihn ans Telefon. Sofort!«, rief Jake.

    Danzig meldete sich mit besorgtem Unterton in der Stimme. »Was gibt’s?«
    »Das FBI hat eine verbrannte Leiche im Süden von Virginia. Es besteht die Möglichkeit, dass es sich um Lincoln Bowe handelt.«
    »Wie wahrscheinlich?«
    »Neben der Leiche wurde ein stark angekohlter Ausweis gefunden, und das war seiner. Das FBI ist auf dem Weg. Ich bin noch vierzig Meilen mit dem Auto von dort entfernt und