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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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und fahren bis zum nächsten Block.«
    »Danke.«
    Das Starbucks war ein beliebter Treffpunkt. Er parkte, ging hinein, holte sich ein Croissant und einen großen Caffè Latte, nahm seinen Laptop aus dem Aktenkoffer und ging online.
    Die Datei war bereits da. Novatny hatte den Informationen über Schmidt noch eine Karte der Gegend um Scottsville beigefügt, auf der er Schmidts Haus markiert hatte, das südlich der Stadt in der Nähe des Highway 20 und jenseits des James River lag. Scottsville war, wie Jake vermutet hatte, südlich von Charlottesville.
    Er aß sein Croissant auf, klappte den Laptop zu, ging zum Auto und fuhr Richtung Interstate 64.

    Es gibt keine direkte Verbindung zwischen Richmond und Scottsville. Jake nahm die I-64 in westlicher Richtung bis Zion Crossroads, fuhr dann nach Süden durch Palmyra bis Fork Union und von dort nach Westen bis Scottsville. Als er die Stadt sah, erinnerte er sich, dass er schon früher dort durchgekommen war, und zwar auf Ausflügen in die Gegend südlich von Charlottesville entlang General Lees Rückzugsroute von Richmond nach Appomattox, das weiter südwestlich lag.
    An die Stadt selbst konnte er sich nicht besonders gut erinnern – er hatte sie wohl schon damals als deprimierenden Ort empfunden -, dafür aber an die Brücke, ein gewölbtes Bauwerk über den normalerweise trägen James River. Nach dem vielen Regen im Frühjahr klatschte das Wasser des Flusses nun mit Wucht gegen die Brücke.
    Der Highway 20, Süd, führte über die Brücke. Schmidt wohnte am County Highway 747, der eher ein Feldweg als eine Straße war und in einer Schleife vom Highway 20 abging. Das Haus selbst, das in einem mittlerweile verblassten Türkis mit schmutzig grauen Zierstreifen gestrichen war, war kaum mehr als ein Schuppen und lag fast direkt unter einer Hochspannungsleitung.
    Die nicht angestrichene Wellblechgarage links am Haus war leer bis auf eine alte Waschmaschine und einen Stapel Holz. Ein uralter Ford-Traktor mit maroden Reifen stand hinter dem Haus im dichten Unkraut. Eine kreisrunde kahle Stelle im hohen Gras des Vorgartens mit einer Eisenstange in der Mitte ließ vermuten, dass dort manchmal ein großer Hund angekettet war.
    Kein Hund zu sehen. Die Rollläden nach vorne waren geöffnet. Der Hund könnte drinnen sein. Von der Straße aus konnte er erkennen, dass an der Tür ein weißer Zettel hing.

    Im Rahmen der Ausbildung für Afghanistan hatte Jake bei einem von der CIA angeheuerten ehemaligen Dieb an einem Kurs im Einbrechen teilgenommen, was die Army »unauffälliges sich Zugangverschaffen« nannte. Es hatte sich herausgestellt, dass unauffälliges sich Zugangverschaffen in Afghanistan nicht sehr hilfreich war, doch der Kurs war interessant gewesen.
    Nachdem er dreimal am Haus vorbeigefahren war, bog er ganz langsam in Schmidts Auffahrt.
    Nur mal klopfen und vielleicht einen Blick auf die Tür werfen...
    Der Zettel an der Tür stammte von den Watchmen. Carl, meld dich bitte. Wir sind bis fünf im Hauptquartier. Es ist sehr wichtig. Dave Johnson, Bezirkskommandant, Watchmen.
    Der Zettel war schlaff vor Feuchtigkeit, als hätte er schon eine ganze Weile an der Tür gehangen.
    Jake klopfte. Kein Bellen, doch die Tür war vermutlich der neueste Bestandteil des Hauses, eine solide Holzplatte mit zwei kleinen Guckfenstern und einem großen Sicherheitsschloss. Seine elementaren Einbruchskünste würden dafür nicht ausreichen.
    Er ging um das Haus herum zur Rückseite. Hinten das Gleiche, altes Haus, neue Tür.
    Er ging wieder nach vorn, klopfte und rief: »Jemand zu Hause?«
    Das Haus lag sehr einsam. Gelegentlich hörte man auf dem Highway 20, der von hier aus nicht zu sehen war, ein Auto vorbeifahren, oder man vernahm das Summen einer Biene hinten aus dem Gestrüpp. Mit raschen Schritten ging er noch einmal um das Haus herum. Es stand auf einem Betonfundament, also könnte es einen Keller haben, doch wenn ja, hatte er keine Fenster. Die Fenster im Haus waren ziemlich hoch angebracht. Jake war zwar groß, doch die unteren Simse reichten ihm kaum
bis an die Brust. Die Fensterscheiben waren so schmutzig, dass er nicht viel sehen konnte. Immer noch war kein Bellen und auch sonst kein Geräusch von drinnen zu hören.
    Offensichtlich war die Garage der Hauptzugang zum Haus. Jake erinnerte sich an eine weitere Sache aus seinem Einbrecherkurs. Der Lehrer hatte gesagt: »Viele Leute verstecken einen Schlüssel beim Haus. Wenn sie das tun, dann vermutlich an einer der folgenden neun

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