Totenklage
können. Und zwar sofort.«
Draußen auf der Straße nahm Jake sein Handy und rief Novatny beim FBI an.
»Ich hab einen Namen für dich. Könntest du ihn durch den Computer laufen lassen? Und könntest du feststellen, wo eine Stadt namens Scottsville liegt? Ich glaube, das ist in der Nähe von Charlottesville, vielleicht weiter südlich.« Er erklärte, dass er einen Tipp erhalten hätte, ohne die junge Frau zu nennen, von der er ihn hatte. Auf dem Zettel hatte sie ihren Namen mit Cathy Ann Dorn angegeben, dazu eine Telefonnummer in Richmond.
Während Novatny den Namen durchlaufen ließ, ging Jake zu seinem Auto zurück, setzte rückwärts auf die Straße und begab sich auf die Suche nach der Auffahrt zur Interstate. Novatny rief zurück. »Hast du irgendeinen Grund zu der Annahme, der Kerl könnte ein Problem sein?«
»Nein – aber meine Quelle hat gesagt, dass Goodman und Patricia nach ihm suchen und glauben, er könnte in die Sache verwickelt sein.«
»Und was hast du mit ihm vor?«
Jake runzelte die Stirn. »Hey, Chuck, was ist los? Was hast du gefunden?«
»Wir haben eine ganze Menge über ihn gefunden. Zum Beispiel, dass er mehr Waffen besitzt als die Nationalgarde.«
»Was sonst noch?«
Carl V. Schmidt war laut Novatny ein gescheiterter Unternehmer. Er war als Polsterer gescheitert, mit einer chemischen Reinigung, als Vertreter für Kosmetikartikel, Chauffeur, Essensausfahrer von Baustellen, als Besitzer und Betreiber eines Sicherheitsdienstes und zweimal als Immobilienmakler. Vor fünfzehn Jahren war er ohne Zeugnis von der Marine entlassen worden, was nichts Gutes besagte. Im Marinebericht stand, dass er viel trank und dann häufig Schlägereien anfing.
Sowohl der Staat Virginia als auch die US-Regierung hatten bei ihm Pfändungen veranlasst, weil er keine Steuern bezahlt hatte. Er hatte jedoch irgendwann seine Schulden abgetragen und war derzeit mit seinen Zahlungen auf dem Laufenden. Einmal war er wegen Betrugs verklagt worden, hatte aber offenbar dem Opfer das Geld zurückgezahlt, und die Klage wurde abgewiesen.
»Er hat bei der Senatswahl vor zwei Jahren für MacCallum gearbeitet«, sagte Novatny. »Da ist irgendwo eine Anmerkung …« Er hielt inne, weil er offenbar danach suchte. Dann las er vor: »Zitat: Sowohl die Wahlkämpfer von Murray als auch die von Bowe klagten, dass Autos mit deren Aufklebern systematisch beschädigt wurden. Außerdem wurden in Lexington sieben Häuser mit Bowe-Wahltafeln mit Farbe bespritzt, offenbar aus Farbbeuteln. Die Polizei verhörte Schmidt und einige andere. Alle wurden aus Mangel an Beweisen wieder laufen gelassen.«
»Die Macs waren ein übles Volk, jedenfalls einige von ihnen«, sagte Jake. »Ziemlich durchgeknallt.«
»Er ist Mitglied eines Waffenclubs und der National Rifle Association. Er besitzt, lass mich mal nachsehen, vierundsechzig Waffen«, sagte Novatny. Er zählte sie auf: »Fünfzehn Gewehre … zehn Schrotflinten … und neununddreißig Handfeuerwaffen. Die Handfeuerwaffen, mal sehen … mmm, das sind keine Sammlerstücke, das sind richtige Schusswaffen.«
»Was hältst du davon?«
»Es gibt keinerlei Hinweise, dass er je etwas mit Lincoln Bowe zu tun hatte«, sagte Novatny. »Wenn du den Tipp für echt hältst, könnten wir versuchen, ihn aufzuspüren.«
Jake zögerte, dann sagte er: »Lass mich noch etwas darüber nachdenken.«
Novatny: »Ihr politischen Menschen neigt dazu, Dinge vertraulich zu behandeln. Das kann ich angesichts eures Jobs auch
verstehen. Aber wenn du der Sache selber nachgehen willst, sei vorsichtig. Ich habe solche Biografien schon häufiger gesehen. Der Kerl könnte ein Problem sein.«
»Ich könnte mich ihm anbiedern«, schlug Jake vor.
»Davon will ich nichts hören. Meld dich wieder. Wenn du auf irgendwas stößt, das ihn mit Bowe in Verbindung bringen könnte, ruf uns an.«
»Wir reden heute Abend miteinander«, sagte Jake. »Könntest du mir diese Datei mailen? Am besten gleich?«
»Du hast sie in zwei Minuten«, antwortete Novatny.
Eine gut gekleidete Frau Mitte fünfzig wartete an einer Ampel. Jake fuhr an den Straßenrand und stieg aus dem Wagen. »Entschuldigen Sie? Wissen Sie, ob hier in der Nähe ein Starbucks ist?«
Sie betrachtete ihn einen Moment lang kritisch, sah auf den Mercedesstern vorne an seinem Wagen, dann lächelte sie. Jemand ihresgleichen. »Fahren Sie drei Blocks weiter geradeaus bis zu Pea-in-the-Pod, dem Laden für Schwangerschaftsbekleidung. Dort biegen Sie nach rechts
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