Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford

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versuche, so schnell wie möglich hinzukommen. Wir brauchen vielleicht jemanden, der den Sheriff bremst, wenn es noch nicht zu spät ist. Außerdem sollten Sie die Pressestelle benachrichtigen, damit die sich an die Arbeit machen.«
    »Stark angekohlt?«
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet. Aber offenbar ist die Leiche ziemlich schlimm verbrannt.«
    »Wieso sind Sie nur vierzig Meilen von dort entfernt?«
    »Das erzähle ich Ihnen später. Ist vielleicht kein Zufall«, sagte Jake.
    »Okay, fahren Sie, ich kümmere mich von hier aus um die Sache«, sagte Danzig. »Rufen Sie mich an, wenn es etwas Wichtiges
gibt. Egal was, auch wenn Sie meinen, ich wüsste es schon. Rufen Sie auf jeden Fall an.«

    Er fuhr unvermindert achtzig, raste mit quietschenden Reifen durch Dillwyn, nahm eine scharfe Abzweigung nach rechts, dann bei Sprouses Corner noch mal nach rechts auf den Highway 60, mit siebzig Meilen pro Stunde am Gerichtsgebäude von Buckingham vorbei – kein einziger Cop würde jetzt dort sein, dachte er -, nach links auf die 24, sechs Meilen geradeaus, die letzte Meile von einem Hubschrauber begleitet, an der nächsten Kreuzung auf die 636, und so erreichte er den Verwaltungskomplex des Staatsforstes genau in dem Augenblick, als der schwarze Hubschrauber auf dem mit Kies bedeckten Parkplatz landete.
    Drei Wagen des Sheriffbüros von Buckingham County warteten mit grell blitzenden Lichtleisten auf dem Dach am Rande des Parkplatzes. Als Jake ankam, stiegen Novatny und Parker in jener merkwürdig gebeugten Haltung mit einem gro ßen Schritt aus dem Hubschrauber, wie das alle machen. Ihnen folgte ein älterer Mann, der einen Hartschalenkoffer in der Hand hielt. Ein Vertreter des Sheriffs stieg aus einem Auto und lief auf Jake zu, der seinen Wagen gerade neben der Ausfahrt abgestellt hatte.
    »Hier ist gesperrt, Sir.«
    »Ich gehöre zu denen da«, sagte Jake und zeigte auf den Hubschrauber.
    Novatny und Parker redeten ebenfalls mit einem Uniformierten. Novatny winkte Jake herüber. Der Polizist begleitete ihn. Novatny deutete mit dem Kopf auf den älteren Mann und sagte: »Jake, das ist Clancy, er gehört zu unserem Spurensicherungsteam. Und das ist Sheriff Bill Winsome; seine Leute untersuchen gerade den Tatort.« Nach kurzem Schweigen fragte Novatny: »Was zum Teufel hast du bloß gemacht? Du fängst
an, mit ein paar Leuten zu reden, und am nächsten Tag haben wir eine verbrannte Leiche.«
    »Hey, ich hab nur hier und da eine Bemerkung fallen lassen«, entgegnete Jake.
    »Das hat aber jemand verdammt gut mitgekriegt«, sagte Parker. »Wir müssen wissen, mit wem du gesprochen hast.«
    Eine Sekunde lang sahen alle Polizisten Jake an, dann wandte sich Novatny wieder Winsome zu. »Sie sagten gerade …«
    »Jemand hat versucht, die Leiche mit Unterholz und Benzin zu verbrennen. Es ist immer noch ein leichter Benzingeruch da«, sagte Winsome. Er war ein älterer Mann mit einem runden, rosigen Gesicht und weißen Haaren, die ihm auch aus den Ohren wuchsen. Er hatte feuchte, traurige Augen wie ein Bluthund. »Das Holz ist von dem vielen Regen noch feucht und hat nicht sehr gut gebrannt. Es war um die Leiche aufgeschichtet wie ein Scheiterhaufen.«
    »Was ist mit dem Kopf?«, fragte Parker.
    »Immer noch kein Kopf«, sagte der Sheriff.
    »Was ist mit dem Kopf?«, fragte Jake.
    »Der Kopf ist nicht da«, antwortete Winsome. »Schwer zu sagen, was genau passiert ist, weil … nun ja, falls Sie mal eine verbrannte Leiche gesehen haben, wissen Sie, dass die irgendwie schmelzen. Die hier ist in einem ziemlich schlimmen Zustand, die Hände sind weg, der größte Teil der Füße … es sollte allerdings ein Schädel da sein, zumindest Reste davon, aber da ist nichts. Kein Kopf. Natürlich haben wir noch nicht die ganze Asche durchsucht, aber ich glaube nicht, dass da etwas ist.«
    »Wer hat die Leiche gefunden?«, fragte Jake.
    »Ein gewisser Glenn Anderson. Wohnt hier in der Gegend und hat gestern Abend ein Feuer gesehen, wo keins sein sollte …«
    »Er ist nicht hingegangen und hat nachgesehen?«, unterbrach ihn Parker.

    »Nein, das passiert hier von Zeit zu Zeit bei den vielen Wanderern. Anderson arbeitete in seiner Werkstatt, wechselte gerade das Öl in seiner Motorsäge, als er dieses fauchende Geräusch hörte. Er sah nach, und da war ein Feuer so hoch wie ein Haus. Es brannte aber rasch herunter und war keine Bedrohung, weil es so viel geregnet hatte. Er nahm an, dass ein Camper Benzin auf sein Lagerfeuer gekippt und