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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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gesehen?«
    »Nein. Nachdem das Feuer heruntergebrannt war, machte Anderson mit seinem Ölwechsel weiter. Er hat kein Auto wegfahren sehen. Sie müssen allerdings mit einem Auto gekommen sein. Spuren sind jedoch so gut wie keine zu sehen, auf dem Parkplatz ist nur Kies und Baumrinde.«
    »Sie sind mit dem Fotografieren fertig?«, fragte Clancy und sah den Sheriff an.

    »Yeah … Videos und Fotos. Wir hatten auf Sie gewartet, bevor wir weitermachen.«
    Clancy ging einmal um die Leiche herum, dann trat er dicht an sie heran und kniete sich auf ein Stück nackten Boden. Er nahm einen kurzen Metallstab aus seinem Koffer und schob damit einen Schuh von den Überresten eines Fußes. Der Schuh fiel auseinander, und ein Stück stark gerötetes Fleisch wurde sichtbar. Clancy nahm ein weiteres Instrument aus seinem Koffer, ein zwanzig Zentimeter langes Stahlröhrchen, das einer Spritze ähnelte, spannte es, indem er den Schaft des Röhrchens hin und her schob, als ob es eine winzige Schrotflinte wäre, stieß die Spitze gegen das rote Fleisch und drückte. Das Instrument gab ein schmatzendes Geräusch von sich, alle zuckten zusammen, Clancy zog es wieder hinaus und stand auf.
    »Wie lange wird es dauern?«, fragte Novatny.
    »Ist eine ziemlich gute Probe. Zehn Minuten«, sagte Clancy. Er legte die Probe in seinen Koffer und ließ ihn zuschnappen. »Ich setz mich ins Auto und mach es da.«
    »Zehn Minuten?« Der Sheriff hatte die Augenbrauen staunend hochgezogen. »Wie zuverlässig?«
    »Bei einer guten Probe neunzig Prozent«, antwortete Clancy. »Ich hab eine DNA-Datenbank auf meinem Laptop.«
    »Wieso kriegen wir so was nicht?«, fragte der Sheriff. »DNA-Analyse am Tatort wär doch praktisch.«
    Clancy zuckte mit den Schultern. »Das könntet ihr haben, wenn ihr wolltet – aber das Gerät kostet siebzig Riesen, das macht ungefähr zweitausend pro Test, wenn es sich amortisieren soll. Normal kostet das wie viel? Hundertfünfzig Dollar bei zwei Tagen Wartezeit?«
     
    »Kein Kopf«, sagte Jake, als Clancy den Waldweg hinunter verschwunden war. »Kein Blut? Irgendein Anzeichen für einen Kampf, irgendein …«

    »Das, was Sie hier sehen, ist alles, was wir haben, bis auf den Ausweis«, sagte Winsome. »Den haben wir bereits eingetütet. Wir könnten ein paar Bodenproben nehmen und sie testen lassen, aber das würde uns nicht viel weiterbringen. Die Autopsie sollte uns sagen können, ob er noch am Leben war.«
    Jake sah Novatny an. »Ich hoffe bei Gott, er ist es nicht.«
    »Chuck, er ist es«, sagte Parker. »Du weißt es, und ich weiß es. Die Medien werden sich überschlagen. Das wird schlimmer als ein Mord in Hollywood. Das wird schlimmer als alles, was wir bisher erlebt haben.«
    Alle blickten noch einen Moment lang niedergeschlagen auf die Leiche, dann sagte Novatny: »Nun ja, zumindest werden wir uns nicht langweilen.«
     
    »Normalerweise riecht man Benzin hinterher nicht mehr«, bemerkte Jake.
    »Was?« Der Sheriff sah ihn an.
    »Benzin verbrennt normalerweise, und der Brandgeruch überdeckt, was auch immer noch übrig ist. Das hier riecht, als hätten sie entweder welches verschüttet, das nicht gebrannt hat, oder sie haben es absichtlich irgendwo hingespritzt, wo es nicht brennen würde.«
    »Warum?«
    Jake zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich sage nur, dass man Benzin normalerweise hinterher nicht riechen kann. Jedenfalls geliertes Benzin nicht – Napalm. Nicht am Tag danach.«
    »Tja …« Der Sheriff sah Jake einen Moment lang an, dann wandte er sich dem Ermittler von der Staatspolizei zu und sagte: »Das sollte man wohl notieren.«
    »Als der Ku-Klux-Klan noch stark war«, sagte Jake, »so vor hundert Jahren, da haben die schwarze Männer gelyncht, von denen sie glaubten, sie hätten eine weiße Frau vergewaltigt, ermordet
oder auch nur irgendwie anzumachen versucht.« Er deutete mit dem Kopf auf die Leiche. »Manchmal haben sie die Opfer mit Stacheldraht an Bäume oder Lichtmasten gefesselt und sie dann in Brand gesteckt. Häufig haben sie sie kastriert. Ich hab aber noch nie gehört, dass ein Kopf entfernt wurde.«
    »Ist das wahr?«, fragte der Sheriff.
    »Das ist wahr«, erwiderte Jake. »Das mit dem Stacheldraht war so eine Art Manie. Es ist auch etwas, worauf die Fernsehleute anspringen.«
    »Oje«, sagte der Sheriff.
    »Es ist also möglich«, fuhr Jake fort, »dass sie ihn mit Benzin übergossen haben und ein größeres Feuer bekamen als erwartet. Aber warum haben sie ihn nicht einfach

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